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ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Wer glücklich ist, ist auch gesünder  
  Depressive Menschen sterben früher und weisen öfter Herz- bzw. Stoffwechselerkrankungen auf - so weit, so bekannt. Ob es aber biologische Prozesse gibt, die mit Glücksgefühlen korrespondieren, und wie sie im Detail aussehen, wusste man bisher nicht im Detail. Britische Forscher haben die Glücksgefühle durch die medizinische Brille betrachtet. Ihre Schlussfolgerung: Über Glück im Kopf freut sich auch der Körper.  
Konkret stellten Andrew Steptoe und Kollegen vom "International Centre for Health and Society" des University College London fest, dass glückliche Menschen weniger oft unter einer zu hohen Herzfrequenz und Entzündungen leiden.
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Die Studie "Positive affect and health-related neuroendocrine, cardiovascular, and inflammatory processes" von Andrew Steptoe, Jane Wardle und Michael Marmot erscheint zwischen 18. und 22. April 2005 in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (DOI:10.1073/pnas.0409174102).
->   Zur Studie (erst nach Erscheinen online)
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Erklärungen: Glückliche Menschen leben gesünder ...
Bisherige Forschungsarbeiten zeigen, dass zwei Mechanismen für das Zusammenspiel zwischen Emotionen und Gesundheit verantwortlich sein könnten: Glückliche Menschen könnten sich "gesünder" verhalten.

So weiß man, dass Raucher umso häufiger zur Zigarette greifen, je belastender sie ihre aktuelle Situation empfinden. Auch "gesunde" Freizeitaktivitäten wie Bewegung im Freien gehen bei depressiven Menschen deutlich zurück.
... oder biochemische Prozesse funktionieren anders
Die zweite Erklärung könnte sein, dass biochemische Prozesse im Körper von glücklichen Menschen anders funktionieren und damit den Zustand des Wohlfühlens unterstützen.

In der aktuellen Studie sind die Forscher dem zweiten Erklärungsansatz nachgegangen. 116 Männer und 110 Frauen im Alter zwischen 45 und 59 Jahren ließen sich an freien und stressigen Arbeitstagen von den Medizinern untersuchen.
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Fünf Glücks-Gruppen
Die gesunden Testpersonen mussten ihre Gefühle auf einer Skala von Eins bis Fünf selbst einschätzen: In die Einser-Gruppe kamen jene, die sich den ganzen Tag nicht glücklich fühlen, zu den Fünfern gehörten die nahezu Allzeit-Glücklichen.
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Glückliche Menschen mit weniger Cortisol
Das wichtigste Ergebnis der Detailauswertung: Glückliche Menschen weisen relativ geringe Mengen des Stresshormons Cortisol im Blut auf. Der Unterschied ist deutlich: Die glücklichsten Menschen haben 32,1 Prozent weniger Cortisol im Blut als die Gruppe mit dem geringsten "Happiness-Faktor".

Die gesundheitsschädigende Wirkung von Cortisol ist bekannt: Der Stoff spielt eine Rolle bei Diabetes, Bluthochdruck und Krankheiten des Immunsystems. Auch Menschen mit Depressionen haben erhöhte Cortisol-Mengen.
->   Mehr zum Stresshormon Cortisol bei Netdoktor.at
Herzfrequenz nur bei Männern niedriger
Bei der Herzfrequenz zeigte sich nur bei den Männern ein Zusammenhang mit dem Gemütszustand:

Glückliche Männer wiesen eine deutlich niedrigere Frequenz auf als tendenziell unglückliche, was vermuten lässt, dass die "happy people" seltener an Herzkreislauferkrankungen leiden werden. Bei den Frauen zeigte sich kein Unterschied.
Fibrinogenanteil geringer
Ein weiteres Ergebnis: Die Probanden mit den wenigsten Glücksmomenten im Alltag hatten unter Stress einen mehr als zwölffach erhöhten Gehalt des Blutgerinnungsstoffs Fibrinogen als glückliche Menschen. Ein erhöhter Fibrinogenanteil zählt als Risikofaktor für Herz- und Gefäßerkrankungen.
->   Mehr zu Fibrinogen bei Netdokotor.at
Glückliche Menschen haben immer bessere Werte
Das Überraschende an den Ergebnissen: Glückliche Menschen wiesen immer bessere Werte auf, auch wenn sie in Laborsituationen negativem Stress ("Distress") ausgesetzt wurden und diesen als gleich belastend empfanden wie die weniger glücklichen Vergleichspersonen.

Für Andrew Steptoe und Kollegen ist das ein deutlicher Hinweis, dass es einen Zusammenhang zwischen psychologischem Glück und biologischen Prozessen beim Menschen gibt.

[science.ORF.at/APA, 19.4.05]
->   International Centre for Health and Society (University College London)
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01.01.2010