News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
150. Todestag: Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall  
  Am 23. November jährt sich der Todestag von Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall zum 150. Mal. Er gilt neben Anton Graf von Prokesch-Osten und Alois Musil als der bedeutendste österreichische Orientalist. Die 1959 gegründete Österreichische Orientgesellschaft trägt bis heute seinen Namen.  
Der Dichter, Übersetzer, Wissenschaftler, Hofdolmetsch und Diplomat ist vor allem als Erschließer der mittelalterlichen morgenländischen Literatur für das Abendland bekannt, er war es, der Johann Wolfgang von Goethe zu seinem "West-Östlichen Diwan" anregte.
Orientalische Akademie mit 14 Jahren
Joseph Hammer wurde am 9. Juni 1774 als Sohn eines kaiserlichen Beamten in Graz geboren. Bereits mit 14 Jahren trat er in die 1754 von Maria Theresia gegründete Orientalische Akademie ein, wo der diplomatische Nachwuchs für den Nahen Osten geschult wurde.

Auch nach seiner Ausbildung war er noch einige Zeit an der Akademie tätig, bis er endlich als "Sprachknabe" (Dolmetscher) nach Konstantinopel entsandt wurde. Dort studierte er eifrig Land und Leute und durchstöberte Basare nach alten Handschriften.

Seine kritikfreudige und selbstbewusste Art brachte ihm immer wieder Probleme mit seinen Vorgesetzten und den Behörden in Wien ein, diese Schwierigkeiten sollten ihn sein ganzes Leben begleiten.
Legationssekretär und Hofdolmetsch
Bild: APA
Das Grab von Hammer-Purgstall, nach islamischem Vorbild gestaltet, in Weidling bei Wien.
Von November 1801 bis April 1802 weilte Hammer in England, wo er in Oxford orientalische Schriften studierte.

1802 wurde er Legationssekretär an der Internuntiatur (Österreichische Botschaft) in Konstantinopel, von 1806 bis 1807 war er österreichischer Generalkonsul in Jassy (Iasi im heutigen Rumänien). Die Jahre im Osmanischen Reich dienten ihm zu reicher Sammeltätigkeit und umfangreicher Übersetzungsarbeit.

Nach Wien zurückgerufen wurde er Hofdolmetsch in der Staatskanzlei in Wien, daneben hatte er Muße, all das Gesammelte zu sichten und zu bearbeiten - es war der Beginn seiner Karriere als Orientalist. Er pflegte eifrigen gesellschaftlichen Verkehr und stand sein Leben lang mit vielen Adeligen, Gelehrten, Dichtern und Politikern in Kontakt.

Besonders die von ihm herausgegebene Zeitschrift "Fundgruben des Orients" (6 Bände, 1810-19) machten ihn als Fachmann berühmt, daneben trat er auch als Dichter hervor. Er benützte seine Sprachkenntnisse, um mit der französischen Besatzungsmacht in Verbindung zu treten und die Plünderung von Büchereien zu verhindern. Diese Bemühungen waren allerdings nicht immer erfolgreich.
"Projekt": Gründung einer Akademie der Wissenschaften
Als scharfer Gegner der Zensur geriet Hammer mit Staatskanzler Metternich in Zwist, er wagte es sogar, dem Kaiser zu widersprechen.

So schob man ihn beruflich auf ein Nebengleis ab - als Staatskanzleirat verfolgte er ab 1811 das Projekt der Gründung einer Akademie der Wissenschaften.

Als großer Naturfreund unternahm er immer wieder Wanderungen nach Weidling bei Klosterneuburg. In Klosterneuburg gab es ein Ferienheim für Zöglinge der Orientalischen Akademie, wiederholt weilte Hammer auch dort. Die Sommer verbrachte er gerne im Schloss des Grafen Purgstall in Hainfeld in der Oststeiermark in der Nähe der Riegersburg.

Harald Krachler, APA, 22.11.06
...
TV-Tipp
Mit der Dokumentation "Jenseits von 1001 Nacht" erinnert auch 3sat an den 150. Todestag von Hammer-Purgstall.
Sendetermin: Donnerstag, 23.11.06, um 21:00 Uhr.
->   Mehr über die Sendung (3sat)
...
->   Österreichische Orientgesellschaft
->   Hammer-Purgstall - Österreich-Lexikon
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010