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Psychoanalytikerin Else Pappenheim gestorben  
  Die aus Österreich stammende Neurologin und Psychoanalytikerin Else Pappenheim ist am 11. Jänner 97-jährig in New York gestorben, teilte die Österreichische Exilbibliothek mit.  
Pappenheim wurde als eine der letzten Kandidatinnen 1937 an der von Sigmund Freud gegründeten Wiener Psychoanalytischen Vereinigung zur Ausbildung aufgenommen und studierte u.a. bei Anna Freud.
Auftakt: Maturaarbeit über Hölderlin
Else Pappenheim wurde am 22. Mai 1911 in Salzburg als Tochter einer Arztfamilie geboren. Sie wuchs in Wien auf und besuchte dort die Reformschule von Eugenie Schwarzwald. Bereits als Schülerin interessierte sie sich für Psychologie, so schrieb sie eine Maturaarbeit über den Dichter Friedrich Hölderlin, der an Schizophrenie litt.
Kontakt mit Anna Freud
Sie studierte in der Folge Medizin und arbeitete ab 1935 als Sekundarärztin an der Wiener neurologisch-psychiatrischen Klinik unter Otto Pötzl. Nach einem persönlichen Gespräch mit Anna Freud wurde sie 1937 an der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung aufgenommen und dort bei Otto Isakower, Richard Sterba, Anna Freud und Heinz Hartmann ausgebildet.
Flucht vor den Nazis
Im Dezember 1938 musste Pappenheim über Palästina in die USA flüchten. An der Machtübernahme der Nationalsozialisten überraschte sie vor allem die gute Vorbereitung: "Sie haben die roten Fahnen der Sozialisten einfach mit Hakenkreuzen versehen und aus dem Fenster gehängt".
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Zitat
"Ich werde den letzten Abend niemals vergessen. Dr. Hartmann gab ein Seminar. Wir waren in einem kleinen Raum mit Fenstern auf die Berggasse. Plötzlich hörte man Marschieren egleitet von rhythmischem 'Heil Hitler'-Gebrüll. Hartmann hielt kurz inne und sah mich an - er kannte mich besser als die anderen. Er war ernster Miene aber lächelte leicht beruhigend. Er führte das Seminar zu Ende. Wir alle gingen schweren Herzens und schweigend auseinander."
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Ein Leben in New York
In den USA arbeitete sie zunächst unter schwierigen materiellen Bedingungen bei dem renommierten Psychiater Adolph Meyer an der Johns Hopkins Klinik in Baltimore, wobei sie von der amerikanischen Psychoanalyse nicht immer begeistert war. Vor allem die distanzierte Kühle des Therapeuten gegenüber seinem Patienten machte ihr Probleme.

1941 übersiedelte sie mit ihrem Mann, dem österreichischen Patentanwalt und Ingenieur Stephen Frishauf, nach New York, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. In New York unterrichtete und praktizierte sie Psychiatrie am Hunter College, am Fashion Institute of Technology der State University New York, ab 1964 als Clinical Assistent und ab 1973 als Associate Professor für Psychiatrie an der State University of New York und seit 1980 als Associate Professor für Psychiatrie am New York Medical College. Gleichzeitig arbeitete Else Pappenheim seit 1943 als Psychoanalytikerin in freier Praxis.

[science.ORF.at/APA, 12.1.09]
->   Wiener Psychoanalytische Vereinigung
->   Österreichische Exilbibliothek
 
 
 
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01.01.2010