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Türkisch-armenische Versöhnungskommission  
  Eine türkisch-armenische Versöhnungskommission, deren Gründung am Dienstag in Genf bekannt gegeben wurde, soll den Dialog zwischen den beiden Ländern fördern. Das Gremium wurde begrüßt als "historischer Schritt".  
Die türkischen und armenischen Politiker, Diplomaten und Wissenschaftler wollen mit der neu gegründeten Kommission die Verständigung zwischen den beiden Völkern fördern. Ihre zunächst geheim gehaltenen Gespräche nahmen die Mitglieder vor drei Monaten in Wien auf.
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Pressestimmen
Einen "richtigen Schritt zur rechten Zeit" nannte die liberale Tageszeitung "Milliyet" die Entscheidung, die nach dreimonatigen Geheimgesprächen zwischen prominenten Türken und Armeniern am Dienstag bekannt gegeben wurde. Von einem "historischen Teffen" sprach auch die nationalistische Zeitung "Hürriyet".
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Keine diplomatischen Beziehungen
Die Türkei und Armenien unterhalten keine diplomatischen Beziehungen; umstritten ist zwischen ihnen vor allem die Bewertung der Massaker an Armeniern im Osmanischen Reich im Ersten Weltkrieg.
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Umstrittener Genozid
Der von türkischer Seite bis heute bestrittene planmäßige Mord an der armenischen Bevölkerung des Osmanischen Reiches in den Jahren 1915/16 mit 1,5 Millionen Opfern gilt als erster Genozid der modernen Geschichte. Franz Werfel hat dem Leiden des armenischen Volkes in seinem Roman "Die vierzig Tage des Musa Dagh" ein Denkmal gesetzt. Bereits unter Sultan Abdulhamid kam es 1895 zu ausgedehnten Pogromen gegen die christlichen Armenier im Osten des Reiches. Dabei wurden weit mehr als 100.000 Armenier getötet.
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"Wendepunkt in den Beziehungen"
"Dies ist in einem gewissen Sinne ein Wendepunkt in den Beziehungen zwischen den beiden Völkern", sagte der türkische Ex-Außenminister Ilter Türkmen bei der Vorstellung der Initiative in Genf.

Das Forum stelle den ersten Versuch eines "strukturierten Dialogs" zwischen Türken und Armeniern dar. Es gehe dabei nicht um ein geschichtliches Urteil; auch erwarte die Kommission keine schnellen Ergebnisse.

"Wir beginnen diesen Prozess, der lange dauern wird, nicht in der Hoffnung, dass er sofort alle Probleme löst", sagte Türkmen. Van Krikorian, Vorsitzender der Armenischen Versammlung in den USA, betonte, die Massaker von 1915 seien zentraler Bestandteil der armenischen Identität.
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Mitglieder der Kommission
Dem zehnköpfigen Gremium gehören außer Türkmen auf türkischer Seite zwei ehemalige Botschafter, zwei Professoren und ein pensionierter General an. Die armenische Seite wird außer von Krikorian von einem früheren armenischen Außenminister, einem armenischen Berater des russischen Präsidenten Wladimir Putin und einem armenischen Wissenschaftler vertreten.
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Austausch und Kooperation
Die Kommission will mit regelmäßigen Treffen den Austausch und die Kooperation zwischen regierungsunabhängigen Organisationen in beiden Ländern fördern und die Zusammenarbeit in Wirtschaft, Tourismus, Kultur, Bildung, Wissenschaft und Umwelt unterstützen.

Außerdem will der Ausschuss eine Liste von Empfehlungen an beide Regierungen erarbeiten. Das Projekt hat nach Angaben der Kommission die indirekte Unterstützung der Regierungen.

(APA/AFP)
 
 
 
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01.01.2010