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Irismuster zur Identifikation  
  Die Augen gelten als "Spiegel der Seele", doch sie enthalten auch ein einzigartiges Muster zur Wiedererkennung: Die Iris des menschlichen Auges eignet sich zur nahezu fehlerfreien Identifikation einer Person.  
Das berichten John Daugman und Cathryn Dowing von der Cambridge University in der aktuellen Ausgabe der "Proceedings of the Royal Society".

Die britischen Wissenschaftler zeigten mit der Analyse an Tausenden Augen-Bildern: Das Irismuster eines jeden einzelnen Menschen ist in jeder Hinsicht einzigartig.
->   Cambridge University, The Computer Laboratory
Demnächst erste Tests
Diese Ergebnisse liefern laut den Forschern ein mathematisches Modell für zukünftige Sicherheitssysteme - Systeme, die demnächst bereits am Londoner Flughafen Heathrow getestet werden sollen. Diese sollen mittels eines "Iris-Checks" die Identifikation in kurzer Zeit sicherstellen.

Mittels eines spezifischen Algorithmus, der das komplexe Muster der Iris in einen 2.000-Bit-Code umwandelt, haben die Wissenschaftler aus Cambridge den bisher umfassendsten Vergleich von Iris-Abbildungen durchgeführt.
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Algorithmus
Ein Verfahren, bei dem auf Grund eines Systems von Regeln gegebene Größen (Eingabeinformationen, Aufgaben) in andere Größen (Ausgabeinformationen, Lösungen) umgewandelt werden können. Durch Algorithmen können komplizierte Prozesse von (Rechen-)Automaten nachgebildet werden; der Algorithmus ist so ein zentraler Begriff der Kybernetik geworden.
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Hohe Treffsicherheit
Iris-Identifikation ist nach Angaben der Forscher die sicherste Methode zur Erkennung von Personen. Laut Daugman beträgt die Wahrscheinlichkeit eines Irrtums eins zu sieben Millionen.

Damit sei es fast unmöglich, das System der Iriserkennung auszutricksen. Denn selbst genetisch idente Zwillinge und das rechte wie linke Auge ein und derselben Person besitzen so unterschiedliche Irismuster wie Augen von völlig verschiedenen Menschen, so Daugman.
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Iris
Im Wirbeltierauge der vordere, durch die Hornhaut hindurch sichtbare freie Rand der Aderhaut; die Öffnung in der Mitte ist das Sehloch (Pupille). Ring- und Längsmuskulatur ermöglichen eine Verengung und Erweiterung der Iris (Regenbogenhaut) und so ein Vergrößern oder Verkleinern der Pupille.
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Biometrische Identifikationssysteme
"Biometrische Identifikationssysteme, die mit Fingerabdrücken, Gesichts-, Hand- und Stimmenmustern arbeiten, sind im Vergleich zu konventionellen Systemen sicherer", erklärt Tony Mansfield vom "National Physical Laboratory" in Teddington, England.

Im Gegensatz zu Passwörtern für Banken und Computer sind biometrische Daten Teil des Körpers, müssen also nicht "gemerkt" werden, so Mansfield. Solche biometrischen Sicherheitssysteme werden bereits für den Banken-, Hochsicherheits- und Computersektor getestet.
->   National Physical Laboratory
Fehlerfreie Erkennung
Mansfield und seine Kollegen vom "National Physical Laboratory" verglichen mit dem jetzt in Cambridge entwickelten Algorithmen zwei Millionen Irisbilder.

Dabei machte der Vergleichsalgorithmus bei zwei Millionen Irisbildern keinen einzigen Fehler.
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Auch Zufallsfaktoren am Werk
Obwohl die Farbe der Iris großteils durch genetische Faktoren festgelegt wird, werden doch einige Eigenschaften der Iris auch durch "epigenetische" Zufallsfaktoren während der Embryonalentwicklung mitbestimmt. Augenspezialisten prognostizierten schon in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, dass es mittels der Irismuster einmal möglich sein werde, einen Menschen zweifelsfrei zu identifizieren.
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Tests in Heathrow
Von Oktober 2001 an soll am Londoner Flughafen Heathrow von Reisenden bei der Passkontrolle ein so genanntes Augenfoto gemacht werden.

"Ein Irisfoto zu erstellen braucht nicht länger als zwei Sekunden", so Catherine Kaliniak von der "EyeTicket Corporation", jenem Unternehmen, das die Technologie für die im Oktober anlaufenden Iriserkennungstests liefert.
Vor Missbrauch geschützt?
Ob sich die jetzt immer stärker propagierten Identifikationsmethoden auch genauso effizient vor Missbrauch schützten lassen - diese Antworten bleiben viele Sicherheitsexperten und beteiligte Wissenschaftler schuldig.

In Zeiten der zunehmenden "Durchsichtigkeit" individueller Identitäten werden mit den neu entwickelten Identifikationsmethoden nicht gerade Ängste genommen.

(red)
->   Proceedings of the Royal Society
->   Computer Security Group
 
 
 
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01.01.2010