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Wann Insektenstiche gefährlich sind  
  Die schöne Jahreszeit geht meist mit mehr Aktivität im Freien einher. Dabei besteht allerdings auch die Möglichkeit, von dem einen oder anderen Insekt gestochen zu werden. Besondere Vorsicht ist dann angebracht, wenn es bereits einmal zu gesundheitlichen Problemen etwa nach einem Wespenstich gekommen ist. Betroffene sollten dann auf jeden Fall ein Notfallset mitführen, raten Experten.  
"Bei Wespen ist es so, dass sie je nach Jahreszeit und
Witterung verschiedene Phasen haben", erklärt der Insektenkundler Beat Grabher von der Vorarlberger Naturschau in Dornbirn.
25 verschiedene Mückenarten
Komplizierter sei die Sache bei Mücken, so Grabher: "Wir haben in Mitteleuropa 25 verschiedene Arten, diese haben wiederum unterschiedliche Speichelsekrete."

Dass das Gift der Mücken durch Umwelteinflüsse in den letzten Jahren stärker geworden wäre, könne jedoch nicht untermauert werden, erklärt der Experte. Es spreche auch Einiges dagegen: "Die Mücken verbringen nur einen kurzen Teil ihres Lebens außerhalb des Wassers, das Wasser selbst ist zumindest bei uns normalerweise von sehr guter Qualität."
Wespenstiche können gefährlich sein
Sind nach Mückenstichen keine ernsthaften oder gar
lebensbedrohenden Reaktionen bekannt, ist dies bei Bienen, Wespen und Hornissen ganz anders.

"Das kann bis zum Kollaps oder Tod führen", so der Hohenemser Arzt Guntram Summer. Es ist schnelle Hilfe erforderlich, "denn die Reaktionen treten innerhalb der ersten halben Stunde auf."
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Bienen- und Wespenstich-Allergie
Neben Rötungen und Schwellungen, die auch bei Nicht-Allergikern beeindruckend sein können, tritt bei Personen mit Bienen-/Wespengift-Allergie eine Allgemeinreaktion des Organismus mit Kreislaufkollaps, nesselfieberartigem Hautausschlag bis hin zum allergischen Schock auf. Bienen-/Wespenstich-Allergien müssen sofort ärztlich behandelt werden; einer Behandlung dienlich ist es, wenn der Betroffene angeben kann, ob er von einer Biene oder Wespe gestochen wurde. Da solche Allergien lebensbedrohlich sein können und weil künftige Kontakte nicht grundsätzlich vermeidbar sind, sollten Notfall-Medikamente, die vom Arzt verordnet werden, im Frühjahr und Sommer immer griffbereit sein. Ein informierender Allergiepass kann im Notfall einem fremden Arzt helfen, Maßnahmen schneller zu ergreifen.
->   Mehr zu Insektengiftallergien
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Symptome
Mögliche Symptome können unter anderem Erbrechen, Kopfweh, blaue Lippen und Atemnot sein. Summer: "Bei Wespenstichen ist zu erwarten, dass ein Betroffener das nächste Mal noch stärker reagiert als beim ersten Mal."

Dagegen helfen "spezielle Notfallsets mit einer fixfertigen Spritze, die man bei sich führen sollte". Der Grad einer Allergie lasse sich zwei Monate nach einem Wespenstich durch einen Bluttest bestimmen.
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Wie die Biene sticht
Bienen produzieren in einer sauren und einer alkalischen Drüse das Gift. Die Sekrete sammeln sich in der Giftblase. Bienengift wird von den Bienen beim Stechen mit in das Opfer injiziert. Es ist für Bienen selbst tödlich. Die Evolution der Biene hat ihr allerdings einen "Kamikazetod" beim Stechen zu gedacht. Der Stachel ist ob seiner Winzigkeit viel schwerer vom gestochenen Aggressor wieder zu entfernen, als eine ganze Biene. Der ausgerissene Stachel jedoch trägt einen eigenen Nervenknoten, der fortwährend die Stachelmuskulatur antreibt die Stechborsten tiefer und tiefer in die Haut voranzutreiben. Die ebenfalls anhaftenden Giftdrüsen und die Giftblase sorgen für Nachschub von Wirksubstanzen. Die Wirkstoffmenge reicht bei größeren Tieren von der lokalen Schmerzauslösung über das Anschwellen des Stichgebietes bis hin zu lebensgefährlichen allergischen Reaktionen.
->   Mehr zu Bienengift
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Was hat mich gestochen?
Ein Problem ist, bestätigten die Mediziner, dass die Leute oft gar nicht wissen, was sie eigentlich gestochen oder gebissen hat. Der Bregenzer Arzt Werner Kots: "Vom medizinischen Bild lässt sich das im Nachhinein auch nicht eindeutig feststellen." Ausnahme: Wenn der Stachel des Insekts noch im Fleisch steckt.

Hier widersprach Kots übrigens heftig dem Rat des Roten Kreuzes, den Bienenstachel einfach mit einer Pinzette herauszuziehen und die Einstichstelle mit kalten Umschlägen zu versorgen: "Dabei bleibt das Giftsäckchen meist noch im Körper und führt erst recht zu Reaktionen. Man sollte den Giftstachel besser mit einem Finger wegschnippen. Das funktioniert."
Hornissen: Biester mit harmlosem Stachel?
"Sieben Stiche töten ein Pferd, drei einen Menschen", besagt ein alter, verbreiteter Irrglaube. Dabei ist es wahrscheinlicher, dass ein einziger Pferdebiss sieben Hornissen tötet. Neue Studien räumen jetzt auf mit dem falschen "Hornissen-Mythos", wie GEO online berichtete.

Der Stachel von Hornissen ist größer als der von Bienen oder Wespen. Deshalb wird ein Hornissenstich als schmerzhafter empfunden. Eine Gefahr stellt er für den gesunden Menschen jedoch nicht dar.

Ein einzelner Hornissen-Stich enthält lediglich 0,01 Milligramm Gift - der einer Honigbiene hingegen 0,1 Milligramm. Die LD50, die Giftmenge, die in 50% aller Fälle zum Tode führt, liegt bei Hornissen bei zehn bis 90 Milligramm Gift pro Kilogramm Körpergewicht.

Bis ein 70 Kilogramm schwerer Erwachsener durch Hornissenstiche in Lebensgefahr gerät, müsste er also mehrere Tausend Male gestochen werden.

(APA/red)
->   ORF ON Österreich: Immer mehr Menschen reagieren allergisch
->   Sofortmaßnahmen bei Bienen und Wespengiftallergie
->   Mehr Informationen zu Insektenstichen
->   GEO online: Wie gefährlich Hornissen sind
 
 
 
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01.01.2010