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Verdorbenen Lebensmitteln auf der Spur  
  Giftige Keime in Lebensmitteln können mit einer neuen Technik in kürzester Zeit aufgespürt werden. Während herkömmliche Lebensmitteltests bis zu 24 Stunden brauchen, um zu einem Ergebnis zu kommen, schafft es die neue Methode in 15 bis 30 Minuten.  
Auch in geringen Konzentrationen vorkommende Salmonellen, Listeria- oder Koli-Bakterien können jetzt in kurzer Zeit von einem walkmangroßen Gerät nachgewiesen werden.

Das von seinem Erfinder, dem amerikanischen Mikrobiologen Bart Weimer, "ImmunoFlow" getaufte Gerät ist mit kleinen Glasperlen bestückt, die Antikörper und Leuchtstoffe enthalten. Wenn bei einer Lebensmittelprobe giftige Keime entdeckt werden, beginnen die Perlen zu leuchten.
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Salmonenellen
sind Bakterien, die zu einem leichten bis schweren Krankheitsbild mit Bauchschmerzen, Durchfall, Fieber und Erbrechen führen können. Infektionsquellen sind v.a. Geflügel oder Eier, wobei die Salmonellen unter mangelnden hygienischen Bedingungen auch auf andere Nahrungsmittel übertragen werden können. Zur Infektion sind hohe Keimzahlen notwendig. Es kommt innerhalb eines Zeitraums von wenigen Stunden bis zu einigen Tagen zur Erkrankung von meist mehreren Personen, oft in Kindergärten oder Altenheimen. Die Symptome sind Krankheitsgefühl, wässrige Durchfälle, Unwohlsein, Bauchschmerzen und Erbrechen. Wichtigste Maßnahme ist der Flüssigkeitsersatz durch geeignete Getränke oder Infusionen.
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Testen direkt vor Ort
Bei dem neuen Gerät kann direkt vor Ort eine kleine Probe des beanstandeten Lebensmittels in die Testkammer des Geräts gesteckt werden. Nahrung von härterer Konsistenz muss zuerst in Wasser gelöst und dann mit Hilfe einer batteriebetriebenen Pumpe in das Innere des Gerätes gesaugt werden.
Binden und Leuchten
Im Inneren des Testgerätes befinden sich Hunderte Glasperlen, die mit Antikörpern umhüllt sind. Je nach Verdacht, z. B. auf Salmonellen, werden die Glasperlen mit den jeweiligen Antikörpern ummantelt. Treffen die Antikörper-Glasperlen auf eine Bakterie, binden sie sich an sie und kleben den Erreger so an die Glasperlen.

In der Testkammer des Geräts befinden sich aber auch Antikörper, die mit einem Leuchtstoff markiert wurden. Diese Antikörper binden sich an den Antikörper-Bakterien-Glasperlen-Komplex und verleihen ihm dadurch ein verräterisches Leuchten.
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Listeria-Bakterien
Sie sind in der Lebensmittelwirtschaft, insbesondere in der (Rohmilch-)Käserei, aber auch bei der Fleisch- und Gemüseverarbeitung, als Infektionskeime gefürchtet. Listeria monocytogenes sind Verursacher von Listeriose bei Mensch und Tieren. Diese Erkrankung kann in verschieden Formen auftreten: anginös-septisch mit Mononukleose, Meningitis und Enzephalitis, okulo-glandulär mit Konjunktivitis oder zerviko-glandulär. Bei Infektionen während der Schwangerschaft kann es zu Früh- und Todgeburten kommen.
->   Mehr Informationen über Listeria
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Schneller und genauer
Bisherige Nachweisverfahren dauerten mindestens sechs Tage, da immer mit lebenden Bakterien gearbeitet wird. Das bedeutet, dass immer wieder Wartezeiten entstehen, weil die Bakterien erst einmal wachsen müssen, bis sie nachgewiesen werden können. Diese Verfahren können nur in Stichproben und bei Verdacht angewendet werden.

Laut Weimer ist das von ihm entwickelte Testverfahren auch sensibler, also genauer als andere. Bei herkömmlichen Tests wurden Bakteriekulturen auf einer Papiermembran, die mit Antikörpern getränkt ist, gezüchtet.

Bakterien sind aber relativ groß und klobig, sodass sie nur sehr langsam und nur in geringem Ausmaß durch die Papiermembran dringen. Daher benötigen diese Tests eine hohe Anzahl an Bakterien, um diese auch anzuzeigen. Sie sind also nicht sehr genau, sagt Weimer.
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Kolibakterien
Infektion mit Kolibakterien bewirken leichten Durchfall, der gelegentlich von Erbrechen begleitet wird und dauern häufig nicht länger als zwei Tage. Die Kolibakterien gelangen durch die eigene Unsauberkeit nach dem Gang auf die Toilette auf Nahrungsmittel. Auch durch unsaubere Abwasserbeseitigung können Kolibakterien auf Nahrungsmittel und ins Trinkwasser gelangen.
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Vorbeugend Eingreifen
Ziel der Lebensmitteltester ist es, vorbeugend einzugreifen - zum Beispiel schon an den Schlachthöfen oder in den verarbeitenden Betrieben die geschlachteten Tiere zu untersuchen, bevor sie zum Verbraucher kommen. Wissenschaftler sind deshalb schon lange auf der Suche nach schnelleren Analysemethoden.

Die Geräte von Weimer sollen so zuerst in Lebensmittelbetrieben eingesetzt werden. Aber auch für Gesundheitsinspektoren könnte das Gerät bei Restaurantkontrollen nützlich sein. Derzeit dauert es in der Regel einen Tag, bis die Ergebnisse von Lebensmitteluntersuchungen im Labor vorliegen.
 
 
 
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01.01.2010