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Umfrage: Österreich, ein Land der Depressiven  
  Österreich entpuppt sich nach einer neuen Umfrage als ein Land der Depressiven. Knapp zwei Millionen Mal wurde von heimischen Ärzten im Vorjahr die Diagnose "depressive Episode" erstellt. Und zweieinhalb Millionen verschriebene Antidepressiva beweisen, dass es sich bei dem Gemütsleiden um eine echte Volkskrankheit handelt.  
Depressions-Befunde: Rang zwei nach Bluthochdruck
Laut einer aktuellen Studie des österreichischen Instituts für medizinische Statistik (IMS Health), die vom Jänner bis zum Dezember 2001 durchgeführt wurde, liegen die Depressions-Diagnosen nach dem Befund "Bluthochdruck" (6,4 Millionen Mal erstellt) mit 1,979.000 Befunden auf Rang zwei.

Rund 17 Prozent der Bevölkerung erleben zumindest ein Mal in ihrem Leben eine Depression, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind. Am meisten gefährdet ist die Altersgruppe der 40- bis 54-Jährigen.
2,487.000 Verordnungen für Antidepressiva
Viele Menschen kommen offensichtlich nur über die Runden, wenn sie regelmäßig Antidepressiva schlucken, nur so ist zu erklären, dass diese stimmungsaufhellenden und antriebssteigernden Medikamente so häufig verschrieben werden: Nach der Studie waren es im Vorjahr 2,487.000 Verordnungen.
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Die Symptome der Depression
Als Depression bezeichnen Fachleute eine mindestens 14 Tage andauernde, alle Lebensbereiche negativ beeinflussende Stimmungsveränderung. Die Hauptsymptome sind:
- anhaltend gedrückte Stimmung, Freudlosigkeit
- Interessensverlust und Antriebsstörung
- Biorhythmusstörungen, v.a. Schlafstörungen und Morgentief
->   Volkskrankheit Depression
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"Hitliste": Antidepressiva, Antipsychotika, Tranquilizer
Bei Psychiatern und Neurologen, die 2001 ihren Patienten insgesamt 2,1 Millionen Medikamente verschrieben haben, waren 35,4 Prozent Antidepressiva.

Am zweithäufigsten verschrieben sie Antipsychotika (12,1 Prozent). An dritter Stelle befinden sich die Tranquilizer und die Parkinsonmittel (beide 6,9 Prozent), gefolgt von Hypnotika und Sedativa (3,4 Prozent).

 
Bild: APA

Die APA-Grafik stellt die Zahlen der von Neurologen und Psychiatern im Vorjahr erstellten Diagnosen und Verordnungen dar. Die Gesamtzahlen für ganz Österreich sind noch weit höher, da in dieser Grafik die Anteile der allgemeinen und anderen Ärzte fehlen.
Die meisten Verschreibungen in Wien
Die meisten Medikamente verschrieben die Psychiater und Neurologen im Bundesland Wien mit 627.000 (30 Prozent) sowie in Salzburg, Tirol und Vorarlberg mit insgesamt 433.000 Mal (21 Prozent).

Die genaue Bundesländeraufteilung wollte IMS Health nicht nennen, da diese dem Datenschutz unterliegt.
"Depressive Episode" als häufigstes Krankheitsbild
Allen voran stellten Neurologen und Psychiater im Vorjahr das Krankheitsbild "depressive Episode" (23 Prozent) fest.

Erst mit größerem "Abstand" folgten die Bestimmungen wie "andere Angststörungen" (5,1 Prozent), "anhaltende affektive Störungen" (ebenso 5,1 Prozent), "Schizophrenie" (4,7 Prozent) sowie "Schlafstörungen (4,1 Prozent).
Größte Patientenaltersgruppe: 40- bis 54-Jährige
Die bedeutendste Patientenaltersgruppe der Psychiater und Neurologen sind die Österreicher von 40 bis 54 Jahren. Auch in diesem Alter lautete die häufigste Diagnose "depressive Episode".

Dieser Gruppe werden laut Untersuchung auch jene Medikamente wie Antidepressiva, Antipsychotika und Tranquilizer verschrieben.

Patienten über 65 Jahre, die einen dieser Fachärzte frequentierten, standen erst auf Platz zwei. Diese sind jedoch die häufigsten "Besucher" bei allen anderen niedergelassenen Medizinern.
Alternative: Psychotherapie
Auf eine Alternative zur großzügigen Verschreibung von Antidepressiva verwies der Wiener Psychiater Heinz Katschnig im ORF-Radio: "Es gibt bestimmte, auch wissenschaftlich erforschte Psychotherapieverfahren bei der Depression, die eigentlich eine gleich gute Wirkungsrate haben - man muss nur sagen, dass diese nicht so verfügbar sind wie die Medikamente."
Warnung vor "alten" Antidepressiva
Unbestritten ist, dass viele Patienten ohne Medikamente nicht auskommen. Dabei muss aber darauf geachtet werden, was verschrieben wird, so Katschnig.

Die neuen, nebenwirkungsarmen Antidepressiva sind sehr teuer: "So dass manchmal von den Krankenkassen empfohlen wird, die alten Medikamente zu verschreiben. Ich habe damit sehr große Probleme, weil diese Antidepressiva sehr toxisch sind, wenn sie bei einem Suizidversuch, der ja bei der Depression nicht selten ist, in Überdosis genommen werden."
->   IMS Health
->   Mehr über Depression in science.ORF.at
->   Depressionen in der Steiermark: "Neue Studie: Grazer am meisten betroffen" mehr dazu in steiermark.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010