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"Kaiserschnitt light": 20 Minuten-Eingriff  
  Eine neue Kaiserschnitt-Technik wurde am Wiener AKH entwickelt: Der Eingriff dauert nur noch 20 Minuten, ist mit weniger Blutverlust und Schmerzen verbunden - und die Mütter können nach zwei bis drei Tagen mit dem Kind nach Hause gehen.  
Die neue Technik wurde in den vergangenen Jahren ausgereift und ist durch zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten abgesichert.
Trend zur Entbindung per Kaiserschnitt
"Die 'Sectio' ist in der Vergangenheit fast immer als 'Entbindung zweiter Wahl' betrachtet worden. Doch das ändert sich. Durchschnittlich bekommen die Österreicherinnen nur noch 1,3 Kinder. Da darf nichts mehr schief gehen. Auf der anderen Seite gibt es - von den USA kommend und zeitversetzt - auch in Österreich einen Trend zur Entbindung per Kaiserschnitt. Die Rate liegt im österreichischen Durchschnitt bei 15 Prozent aller Geburten, an Zentren bereits bei 25 Prozent", erklärte Elmar Armin Joura von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am Wiener AKH gegenüber der APA.
Meist medizinisch begründet
Dass ein Kaiserschnitt nur auf Grund des Wunsches der Frau und ohne zusätzlichem medizinischen Grund (Risikoschwangerschaft etc.) durchgeführt wird, ist selten. Der Geburtshelfer: "Der reine Wunsch nach eine Sectio ist selten. Oft wird er aber geäußert, wenn eine erste vaginale Entbindung als traumatisch erlebt wurde."

Der vermehrte Bedarf bzw. Anteil an Kaiserschnitt-Entbindungen zwang allerdings die Geburtshelfer zum Forschen nach Möglichkeiten, wie man den Eingriff kürzer, leichter und trotzdem sicherer machen könnte. Daraus wurde ein jahrelanger Prozess.
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Teilverzicht auf Skalpell
Einige der Verbesserungen, die zu diesem "Kaiserschnitt light" geführt haben:

- Ehemals wurden an der Operationsstelle alle Gewebeschichten scharf mit dem Skalpell durchtrennt. Joura: "Das führte zu größeren Bauchverletzungen und zu mehr Blutverlust sowie später zu mehr Schmerzen nach der Sectio." - Bei der neuen Technik wird nur ein kleiner Schnitt gesetzt, der stumpf aufgedehnt wird.

- Bei der Sectio nach der traditionellen Methode wurde die Harnblase von der Gebärmutter abpräpariert (freigelegt), was ebenfalls vermieden werden kann. Der Gynäkologe: "Das verringert ebenfalls den Blutverlust. Die Frauen haben weniger Schmerzen. Man merkt das auch am Schmerzmittelverbrauch."

- Durch eine vereinfachte Nahttechnik unter Verwendung sich schließlich auflösenden Nahtmaterials wird die Zeit, die zum Wiederverschließen der Wunde benötigt wird, von ehemals an die 45 Minuten auf wenige Minuten reduziert.
->   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, AKH Wien
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Ziel: "Möglichst kurze Unterbrechung der Normalität"
Hinzu kommen weitere Maßnahmen, welche den Kaiserschnitt für die jungen Mütter weniger belastend macht: Sie dürfen sofort nach dem Eingriff trinken, nach sechs Stunden essen. Joura: "Im Prinzip sollte der Kaiserschnitt eine möglichst kurze Unterbrechung der Normalität sein.
Bereits 1.000 neue Kaiserschnitt-Entbindungen
Die Wiener Spezialisten haben während der Etablierung der verschiedenen Maßnahmen die Resultate bei den Muttern und den Babys penibel überwacht und analysiert.

Joura: "Die Ergebnisse sind sehr gut. In den vergangenen zwei Jahren wurden an unserer Klinik rund 1.000 Kaiserschnitt-Entbindungen mit der neuen Technik durchgeführt. Auch im internationalen Vergleich liegen wir sehr gut. So bekommen nur weniger als ein Prozent der Frauen nach dem Eingriff Fieber, in US-Studien sind es dort an die zehn Prozent."
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Geburt als Lifestyle-Ereignis
->   Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt
 
 
 
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01.01.2010