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Nebel: Lichtbrechungen und -reflexionen trüben die Sicht  
  Der Herbstbeginn rückt immer näher - und damit auch die nebeligen Tage, an denen die Sicht etwa für Autofahrer relativ getrübt sein kann. Auf den ersten Blick ist allerdings nicht einzusehen, warum dichter Nebel ziemlich undurchsichtig ist. Bekanntlich besteht er aus den Komponenten Luft und Wasser und diese sind - jedenfalls in sauberem Zustand - durchsichtig. Im Nebel müssen Lichtstrahlen aber ständig die Grenzflächen von Luft und Wassertröpfchen passieren, werden dabei gebrochen und reflektiert. Letztendlich entsteht ein völliges Durcheinander, ein für Licht undurchdringliches Weiß.  
Das Prinzip hinter der Nebelentstehung ist das Aufnahmevermögen unterschiedlich temperierter Luft für Wasserdampf. Doch das Wetterphänomen ist weit vielseitiger, als man demnach glauben könnte.
Abkühlung bis zum Taupunkt
Grafik: APA, Quelle: APA, Foto: APA/dpa
Warme Luft kann wesentlich mehr gasförmiges Wasser enthalten als kalte. Kühlt sie sich ab, kommt irgendwann der Punkt, an dem das Maximum der Aufnahmefähigkeit erreicht ist - der Taupunkt.

Diesen definieren die Meteorologen als "jene Temperatur, bei der in einem Gas-Dampf-Gemisch das Gas mit dem Dampf gerade gesättigt ist". Bei Wasserdampf in der Luft ist der Taupunkt erreicht, wenn die relative Luftfeuchtigkeit 100 Prozent beträgt.

Kühlt die Luft unter diese Temperatur ab, kondensiert der Wasserdampf, und an so genannten Kondensationskernen, z.B. feinste Staubkörnchen ähnlich wie bei der Schneebildung, lagern sich winzige Tröpfchen an.
Genügend Tröpfchen - verschiedene Nebelarten
Diese schwebenden Wassertröpfchen sind im Schnitt zwischen einem Hundertstel- und einem Zehntelmillimeter groß. Sind sie in entsprechender Zahl vorhanden, bildet sich Nebel.

Meteorologen wiederum sprechen von Nebel, wenn die Sichtweite weniger als einen Kilometer beträgt. Je nach Entstehungsart unterscheiden die Wissenschaftler verschiedene Erscheinungsformen.
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Besonders häufig in Österreich: Strahlungsnebel
Am häufigsten tritt in unserem Klimagebiet der so genannte Strahlungsnebel auf: In den herbstlichen, windschwachen, bewölkungsarmen und länger werdenden Nächten kühlt der Boden durch Abstrahlung der Wärme in den Weltraum ab, so dass rasch der Taupunkt erreicht wird und die Feuchtigkeit in der darüber liegenden Luft kondensiert.
Eine leichte Brise unterstützt die Nebelbildung: Bei völliger Windstille kommen nicht so viele Luftmoleküle mit der kühlen Erdoberfläche in Berührung. Während starker Wind den Nebel meist ganz auflöst, hält eine leichte Brise die feuchte Luft gut in Bewegung und kann den Nebel hundert Meter und höher treiben. Häufig findet sich der Nebel in Tälern und Senken, wo sich kalte Luft ansammelt. Gewöhnlich lässt die Sonneneinstrahlung des neuen Tages diesen Nebel innerhalb weniger Stunden wieder verdunsten.
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Verdunstungsnebel bei Seen und Flüssen
In der Nähe von Seen und Flüssen wird durch das erhöhte Feuchtigkeitsangebot der Taupunkt auch schon bei höheren Temperaturen erreicht.

Es bildet sich der so genannte Verdunstungsnebel, der für die gewässerreichen Gegenden Österreichs wie das Salzkammergut typisch ist - wie viele Autofahrer entlang der Westautobahn in Oberösterreich und Salzburg aus eigener leidvoller Erfahrung wissen.
Luftbewegungen für den Advektionsnebel
Während für diese "Suppen" windschwache Wetterlagen typisch sind, spielen beim so genannten Advektionsnebel große Luftbewegungen die Hauptrolle.

Wenn warme, feuchte Luftmassen über eine kühle Wasser- oder Bodenfläche fließen, wie dies oft in Küstennähe der Fall ist, kondensiert das in ihr enthaltene Wasser zu Nebel.

Prominentes Beispiel für diese Nebelart ist San Francisco. Dort treibt feuchte Warmluft über die kalte kalifornische Meeresströmung in Richtung Küste und sorgt für eines der berühmtesten Postkartenmotive der Stadt, die aus der Nebelbank ragenden Spitzen der Golden Gate Bridge.
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Hierzulande weit verbreitet: Der Hochnebel
Eine besondere Form des Advektionsnebels ist auch hier zu Lande weit verbreitet: der Hochnebel, der oft für Wochen die Sonne verdeckt. Diese geschlossene Nebeldecke in mehreren hundert Metern Höhe entsteht, wenn warme, feuchte Luftmassen über einen darunter liegenden Kaltluftsee geschoben werden. Im Kontaktbereich der beiden Luftmassen kondensiert der Wasserdampf.

Diese untypische Wettersituation - üblicherweise nimmt die Temperatur mit der Höhe ab und nicht zu - wird Inversion genannt. Solche Wetterlagen, wie sie in Österreich vor allem in den Beckenlagen von Graz und Klagenfurt oder international beispielsweise in Los Angeles häufig zu beobachten sind, können äußerst stabil - und auch gefährlich - sein. Die Hochnebelschicht liegt wie ein Deckel über diesen Gebieten, wodurch Schadstoffe aus Autos, Hausbrand und Industrie nicht entweichen können und Smog entsteht.
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Böschungsnebel: Wolken oder Nebel?
Grafik: APA, Quelle: APA
Luftbewegungen spielen auch beim so genannten Böschungsnebel eine Rolle, wenn warme, feuchte Luftmassen in höhere Lagen wachsen, etwa durch Aufwärtsbewegung entlang eines Berghangs.

Durch die damit verbundene Abkühlung kondensiert der Wasserdampf, die Grenze zwischen Wolken- und Nebelbildung verschwimmt. Für den Beobachter im Tal entstehen Wolken, die am Berg "aufliegen", für den Wanderer, der in einer solchen Wolke sitzt, ist es Nebel.

Eine andere Art von Nebel entsteht über Seen oder ruhigen Flüssen, wenn Kaltluft über das wärmere Wasser hinwegstreicht. Wenn dieses um drei bis fünf Grad wärmer ist als die Luft, was vor allem im Frühherbst häufig vorkommt, entstehen dicht über dem Wasserspiegel dichte Schwaden, der so genannte Seerauch.
Wo ist es am nebeligsten?
Die wahrscheinlich nebeligste Ecke der Welt sind die Grand Banks in Neufundland an der Ostküste Kanadas, wo im Jahresdurchschnitt mehr als 120 Tage Sichtweiten von weniger als einem Kilometer herrschen.

Und der schottische Berg Ben Nevis soll laut Guinness-Buch der Rekorde an 300 Tagen in Nebel gehüllt sein.
Keine einheitlichen Nebelwerte für Österreich
Auf Grund der kleinräumigen Unterschiede in der Nebelsituation gibt es für Österreich nach Angaben der Wiener Hohen Warte keine einheitlichen Nebelwerte.

Im Fall Wien zeige sich aber, dass es im unmittelbaren Stadtgebiet - auf Grund der Wärmeinsel und der fehlenden Feuchtigkeitsquellen - deutlich weniger Nebeltage gibt als rund um die Donaumetropole. Dagegen verzeichnet man auf den Gipfel der umliegenden Berge doppelt bis drei Mal so viel Nebeltage wie im Zentrum Wiens.
->   Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien
->   Alles zum Stichwort Wetter in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010