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Forscher wollen Borkenkäfer biologisch bekämpfen  
  Viren und bestimmte Einzeller könnten in Zukunft drohende Borkenkäferplagen in den Griff bekommen. Ihre tödliche Wirkung auf die so genannten "Buchdrucker" und "Kupferstecher", die den heimischen Wäldern heuer stark zugesetzt haben, wird derzeit von österreichischen Forschern untersucht.  
Bild: Bundesamt fuer Wald
Ein "Buchdrucker"
Am Institut für Forstentomologie der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien wird eine biologische Bekämpfungsmethode entwickelt, die Bäume vor übermäßigem Borkenkäferbefall schützen soll, aber gleichzeitig für andere Arten völlig ungefährlich ist.

Insektizide sind nicht geeignet, um des gefährlichsten aller Baumschädlinge Herr zu werden. Zu leicht wird das ökologische Gleichgewicht des empfindlichen Waldes gestört und die Wasserqualität vernichtet.
Suche nach tödlichen Erregern
In Tausenden von einzeln sezierten Käfern wurden verschiedene Erreger identifiziert: darunter Fadenwürmer, Bakterien, Pilze und Viren. Entdeckt wurde auch ein Virus, das sich im Darm festsetzt und für den Käfer tödlich ist. Dieser Erreger wird mit der Nahrung aufgenommen.

Ein anderer Feind, die so genannten Gregarinen - das sind Einzeller, die sich in den Gonaden der Borkenkäfer ansiedeln - wirkt ebenso tödlich. Im Labor wird nun untersucht, ob beide Erreger auf Buchdrucker und auf Kupferstecher gleich wirksam sind.
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Problem: Nur in lebenden Zellen züchtbar
"Das Problem bei diesen Erregern ist, dass sie sich nur in lebenden Zellen vermehren. Das macht sie einerseits interessant, weil sie Pathogene sind, die zum Zelltod führen und langfristig auch zum Tod des ganzen Insekts. Aber sie lassen sich eben nur in lebenden Zellen heranzüchten", sagt Rudolf Wegensteiner von der BOKU. In Zukunft werden daher molekularbiologische Methoden entwickelt, um den Nachweis und die Gewinnung der tödlichen Borkenkäferfeinde zu vereinfachen.
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Bio-Marker sollen Todesart anzeigen
Gemeinsam mit US Forschern arbeitet man außerdem an biologischen Markern, die erkennen lassen, an welchen Erregern die Borkenkäfer gestorben sind: am Bekämpfungsmittel oder an den natürlichen Feinden.
Gezielter Einsatz der Erreger geplant
Bild: dpa
Abgelöste Borke einer Fichte, die vom Borkenkäfer befallen ist. Ein Käferpaar kann bis zu 7.000 Nachkommen haben, und einige hundert der Insekten reichen bereits aus, um eine 30 Meter hohe Fichte absterben zu lassen.
"Wir sind noch nicht so weit, dass wir das Mittel einsetzen können, aber man kann schon sagen, dass es vielversprechend wirkt. Man muss allerdings umdenken, denn es wirkt langfristig über einige Wochen und nicht binnen kurzer Zeit wie etwa Insektizide", sagt Rudolf Wegensteiner von der BOKU.

Der Einsatz der Erreger wird immer gezielt stattfinden und nicht flächendeckend. Denn die Borkenkäfer sollen nur dort bekämpfet werden, wo ihre Population überhand nimmt.

Seit der letzten massiven Borkenkäfervermehrung 1992 konnten Forstexperten beobachten, dass sich die Populationen nie wirklich zurückgebildet haben. Die wärmeren Sommer und milden Winter mit ihren Fönstürmen haben in den letzten Jahren zur Vermehrung der Borkenkäfer geführt.
50.000 Käfer aus einem einzigen befallenen Baum
Aus einem von Käfern befallenen Baum können bis zu 50.000 Borkenkäfer ausfliegen und sich im Umkreis von etwa einem Kilometer verbreiten. Ein Käfernest von drei, vier Bäumen kann binnen weniger Wochen zu einem Massensterben von Tausenden Bäumen führen.

Martina Schmidt, "Modern Times"
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Infobox: Mehr dazu erfahren Sie in der Sendung "Modern Times", am Freitag (17.10.03) um 22.35 Uhr in ORF 2
->   "Modern Times"
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->   Institut für Forstentomologie der BOKU
->   Bundesamt und Forschungszentrum für Wald (BFW)
->   Informationen des BFW zum Borkenkäfer
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Klimawandel: Borkenkäfer bedroht auch alpine Wälder (8.9.03)
->   Trockenheit verursachte Borkenkäfer-Invasion (26.8.03)
 
 
 
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01.01.2010