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Konferenz "Women included!" in Wien  
  Frauen stellen die Mehrheit der Wähler, sind aber in der Regierung eklatant unterrepräsentiert. Frauen haben weltweit nur 13 Prozent aller parlamentarischen Sitze inne. In den vergangenen zehn Jahren ist ihr Anteil in den Parlamenten nur um zwei Prozent gestiegen. Diesem Thema widmet sich derzeit die Konferenz "Women included!" in Wien.  
"Women included!" ist Forderung und Titel der ersten internationalen Konferenz der Organisation "Frauen ohne Grenzen", die von der Sozialwissenschaftlerin Edit Schlaffer in Wien gegründet wurde.

Am Donnerstagabend wurde die zweitägige Tagung, zu der Frauen aus Afghanistan, Iran, Irak, Israel, Palästina und Afrika anreisen, im Siemens Forum Wien eröffnet.
Beispiel Osteuropa: Wende brachte Verschlechterung
In Osteuropa hat die Wende eine dramatische Verschlechterung für die Frauen gebracht. In den 90er-Jahren schon wurden die Frauen ausgegrenzt.

Der Anteil von Frauen im tschechischen Parlament fiel von fast 30 auf neun Prozent, in Polen von 20 auf 13 Prozent und in Ungarn von 27 auf sieben Prozent, in Rumänien von 35 auf 5 Prozent, berichtet die Sozialwissenschafterin Edit Schlaffer in ihrem neuen Buch "Supermacht Mann", das im Ueberreuther-Verlag erschienen ist.
"Verhausfrauung" im Osten
"Es hat sich gezeigt, dass die Frauen, die in diesen Ländern in der Öffentlichkeit sehr integriert waren, schnell aus dem politischen und sozialen System herausgekippt sind", so Schlaffer.

Kinderversorgungsplätze oder Spitäler wurden reduziert, so dass eine "Verhausfrauung" stattfand. "Ein echter Schock für die Frauen im Osten".

Mit der Organisation "Frauen ohne Grenzen" will Edit Schlaffer den Aufbau einer Gesellschaft fördern, die die Frauen einbindet.
Ruanda als Vorbild
Die Repräsentation von Frauen in Entwicklungsländern könnte hier sogar als Vorbild für den Westen dienen: In Ruanda sind zum Beispiel 49 Prozent der Parlamentarier Frauen, das ist die höchste Quote weltweit gefolgt von Schweden.

Die Frage, was wäre, wenn Frauen die Welt regierten, ist derzeit noch eine rhetorische Frage. Zukunftsforscher Francis Fukuyama meint, dass es weniger Kriege geben würde. Margaret Thatcher, Madeleine Albright oder Condoleezza Rice stützen diese These nicht gerade.
Härtere Kriege?
Andere sagen, wenn Frauen das Sagen haben, würde Krieg noch härter, weil sich Frauen gerne auf das Wesentliche beschränken, sagt Edit Schlaffer von der Ludwig-Boltzmann-Forschungsstelle für Politik und zwischenmenschliche Beziehungen.

"Wir wissen nicht, was wäre wenn. Gleichzeitig sehen wird aber, dass sich durch das Einbringen der weiblichen Sichtweise Dramatisches verändert hat, dass zum Beispiel Klitorektomien nicht mehr als traditionelle Eigenheit oder Vergewaltigung im Krieg nicht mehr als Privatsache angesehen werden. Das ist international nicht mehr akzeptabel."
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Kritik an UN
Diese Themen wurden enttabuisiert und gingen in die Alltagspolitik ein. Zu verdanken ist das der Frauenrechtsbewegung, deren erster Slogan war, dass das Private politisch ist. Nach den Massakern im Kongo wird jetzt der Druck auf die Vereinten Nationen groß, mehr Frauen in den Peacekeeping-Prozess einzubinden. Nur vier Prozent der UN-Friedenstruppe sind weiblich. Grotesk angesichts der Tatsache, dass es um Traumata wie Massenvergewaltigungen geht.
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Ewiger Aufbruch
Das politische Bewusstsein muss oft erst geschaffen werden, resümiert Schlaffer. "Wir sind im Aufbruch. Wir sind auf dem Marsch - aber wie lange kann man im Aufbruch sein? Wann kommen wir endlich an?" Internationale Öffentlichkeit für Frauen zu schaffen, ist jedenfalls das erste angestrebte Ziel.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
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"Women Included! Men can change the world, but will they rebuild it?"
Erste internationale Frauen-ohne-Grenzen-Konferenz
13. und 14. November 2003 im Siemens Forum Wien
->   www.frauen-ohne-grenzen.org
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Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Niedriger Frauenanteil in Europas Wissenschaft (6.11.03)
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01.01.2010