News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 
"Schlaue Bombe" zerstört Tumore in Mäusen  
  Mit immer gezielteren Methoden versucht die Medizin, bösartigen Tumoren zuleibe zu rücken. Neuen Erfolg melden nun israelische Forscher: Ihre "schlaue Bombe" zerstört demnach Krebszellen in Mäusen - während gesunde Körperzellen intakt bleiben.  
Die Wissenschaftler vom Weizmann Institut zerstörten die Krebstumore laut einer Aussendung der Forschungseinrichtung, indem sie eine chemische Substanz benutzten, die auf natürliche Weise in Knoblauch vorkommt.

Der Schlüssel liegt demnach in der Entwicklung eines zweistufigen Systems zum Einschleusen der krebstötenden Substanz Allizin in die Tumorzellen.
...
Allizin: Ebenso toxisch wie scharf
Allizin, so der Name dieser chemische Substanz, gibt dem Knoblauch sein augeprägtes Aroma und seinen Geschmack. Bereits seit vielen Jahren weiß man, dass es ebenso toxisch wie scharf ist. Es hat sich herausgestellt, dass Allizin nicht nur Krebszellen, sondern auch Zellen von krankheitserregenden Mikroben sowie gesunde menschliche Körperzellen tötet.
...
Normalerweise schnell im Körper abgebaut
Allizin ist allerdings eine sehr instabile Substanz, die sich sehr schnell abbaut, sobald sie mit Nahrung aufgenommen wird - und unsere gesunden Körperzellen dadurch verschont.
Neue Methode: Wie "schlaue Bombe''
Die israelischen Forscher haben sich dennoch der Entwicklung einer auf Allizin basierenden Therapie gewidmet. Ihr Ergebnis: Eine Methode, die laut Aussendung "mit der punktuellen Genauigkeit einer schlauen Bombe" funktioniert.

Die Forschungsergebnisse sind in der Dezember-Ausgabe des Fachjournals "Molecular Cancer Therapeutics" erschienen.
->   "Molecular Cancer Therapeutics"
Basierend auf natürlicher Synthese von Allizin
Die Methode basiert auf der natürlichen Synthese Allizins. Denn Allizin ist in ganzen, unbeschädigten Knoblauchzehen nicht existent; es ist das Produkt einer biochemischen Reaktion zweier Substanzen, die in winzigen, aneinander liegenden "Fächern" in jeder Knoblauchzehe vorhanden sind.

Die beiden Substanzen sind ein Enzym, Alliinase, und eine normalerweise inaktive Substanz namens Alliin. Wird die Knoblauchzehe beschädigt, so werden die Häute zwischen den verschiedenen "Fächern" aufgerissen und eine schnelle Allizin-Produktion erfolgt.

Die Idee der Forscher: Auf diese Weise direkt am Tumorgewebe wiederholt hergestelltes Allizin könnte die höchstmögliche Konzentration der toxischen Moleküle für die Tötung von Krebszellen zur Verfügung stellen.
Krebszellen-Rezeptoren weisen den Weg
Um den angepeilten Tumor genau ins Visier zu nehmen, nutzten die Wissenschaftler die Tatsache, dass die meisten Arten von Krebszellen auffällige Rezeptoren an ihrer Oberfläche aufweisen.

Ein auf die Erkennung jener charakteristischen Rezeptoren eines Tumors "programmierter" Antikörper wird chemisch an das Enzym Alliinase gebunden. Sobald er in die Blutbahn eingespritzt wird, sucht der Antikörper nach den Tumorzellen - und bindet sich und das mitgeführte Enzym an sie.
Zweite Komponente reagiert mit Enzym
Die Mediziner verabreichen dann in Abständen die zweite Komponente, das Alliin. Sobald es auf die Alliinase stößt, verwandelt die ausgelöste chemische Reaktion die normalerweise inaktiven Alliin-Moleküle in tödliche Allizin-Moleküle, die in die Tumorzelle eindringen und sie abtöten.

Aufgrund des präzisen Eingabesystems, bleiben die umliegenden, gesunden Zellen intakt.
Tumor-Wachstum in Mäusen blockiert
Mit dem Einsatz dieser Methode hat das Team es demnach geschafft, das Heranwachsen von gaströsen Tumoren in Mäusen zu blockieren. Die den Tumor stoppende Wirkung sei bis zum Ende der Experimentphase beobachtet worden - noch lange nachdem das intern produzierte Allizin abgegeben wurde.
Methode könnte bei fast allen Krebsarten wirken
Die Wissenschaftler betonen zudem, dass die Methode bei fast allen Krebsarten wirken könnte - solange sich ein spezifischer Antikörper herstellen lässt, der die für die Krebszellen typischen Rezeptoren identifiziert.

Das Verfahren könne von unschätzbarem Wert sein, um Metastasenbildung nach chirurgischen Eingriffen zu verhindern.

"Obwohl Ärzte nicht herausfinden können, wohin die metastatischen Zellen gewandert sind und wo sie sich eingenistet haben," wird einer der beteiligten Forscher zitiert, "sollte der Antikörper-Alliinase-Alliin-Komplex dazu imstande sein, sie überall im Körper aufzuspüren und zu zerstören."
->   Weizmann Institute of Science
->   Alles zum Stichwort Krebs in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010