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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima .  Gesellschaft 
 
Klimaforscher: Kälte ließ Neandertaler aussterben  
  Zwar sind Neandertaler vermutlich nicht direkt verwandt mit dem Homo sapiens. Über viele Jahrtausende lebten sie aber gemeinsam mit unseren Vorfahren, ehe sie ausstarben. Der Grund dafür ist bis heute umstritten, eine aktuelle Studie bestätigt aber die Theorie, dass es an den starken Klimaschwankungen vor 30.000 Jahren lag. Eine Kombination von Kälte, knappen Ressourcen und mangelndem technischen Geschick besiegelte demnach das Schicksal der Neandertaler.  
Wie auch die ersten modernen Menschen Europas hätten sich die Neandertaler während der Eiszeit vor den Gletschern nach Süden zurückgezogen, wo beide Gruppen im Wettbewerb um immer knappere Nahrung ausgestorben seien.

Das berichtet das Wissenschaftsmagazin "New Scientist" über die Analysen eines 30-köpfigen Teams um Tjeerd van Andel von der britischen Universität Cambridge ("Stage Three Neanderthal Project").
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Der Artikel erscheint unter dem Titel "Big chill killed off the Neanderthals" im "New Scientist" in der Ausgabe vom 24. Jänner 2004.
->   "New Scientist"
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Gravettien-Menschen als intelligente Konkurrenz
Eine neue, weiter entwickelte Gruppe des Homo sapiens - aus der so genannten Gravettien-Kultur - sei vor etwa 29.000 Jahren zunächst in Osteuropa aufgetaucht und habe dank verbesserter Jagdwaffen und wärmerer Kleidung von dort aus den Kontinent bevölkert, meint das Team aus Archäologen, Anthropologen, Geologen und Klimakundlern.

Bisherige Theorien gingen unter anderem davon aus, dass die Neandertaler vom technologisch überlegenen Homo sapiens verdrängt oder sogar ausgerottet worden seien.
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Gravettien
Gravettien ist eine nach dem französischen Fundort La Gravette benannte Kulturstufe der jüngeren Altsteinzeit in Europa (vor ca. 30.000 bis 20.000 Jahre). Die Steinwerkzeuge des Gravettien sind durch Rückenspitzen und Stichel gekennzeichnet.
->   Mehr über Funde im Gravettien (Uni Tübingen)
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Dramatisch: Minus zehn Grad im Winter
 
Bild: New Scientist

Vergleich der letzten Eiszeit mit dem Klima heute. Auch in den Warmphasen waren die durchschnittlichen Wintertermpateruren damals deutlich niedriger als in der Gegenwart.

Die umfangreiche Auswertung von Eisproben aus Grönland, von fossilen Knochenfunden und Pflanzenpollen der Urzeit hätten gezeigt, dass der Klimawechsel "dramatischen Einfluss" auf die Tier- und Pflanzenwelt der Zeit gehabt habe.
Davon seien auch die in Europa lebenden Neandertaler und modernere Aurignacien-Menschen nicht ausgenommen gewesen. Eine Urzeit-Wetterkarte belege, dass die Wintertemperaturen vor 30.000 Jahren bis auf zehn Grad unter den Gefrierpunkt abgestürzt seien.
Gemeinsames Aussterben mit Aurignaciden?
Die Wanderbewegung der Menschen nach Süden stimme genau mit dem Vordringen der Eisdecke im Norden Europas überein. Neandertaler und die Aurignaciden hätten sich schließlich in einige wenige Fluchträume in Südwest-Frankreich und an die Küste des Schwarzen Meeres zurückgezogen.

Nahrungsmittelknappheit habe dort möglicherweise zum Aussterben beider Gruppen geführt, wodurch der Weg für den technologisch fortschrittlicheren modernen Menschen der Gravettien-Kultur frei geworden sei. Dieser sei bis vor 18.000 Jahren in Europa dominant geblieben.

Wahrscheinlichster Zeitpunkt für das Verschwinden der Neandertaler ist nach Angaben der Forscher vor 28.000 Jahren.
->   Fakultät für Erdwissenschaften, Universität Cambridge
->   Stage Three Neanderthal Project
Mehr über Neandertaler in science.ORF.at:
->   Kunstfertigkeit der Neandertaler erneut belegt (15.1.04)
->   Ask Your Scientist: Wieviel "Neandertaler" in jedem Menschen steckt (7.10.03)
->   Neandertaler: Keine Vorfahren des Menschen (2.8.01)
->   Otto Urban: Neandertaler - keine Rasse (19.2.01)
 
 
 
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01.01.2010