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Geostar: Vulkanüberwachung in der Tiefsee  
  Geostar, die weltweit erste vollautomatische Tiefseestation, wacht über Mount Marsili, den größten Unterwasservulkan im Mittelmeer. Dieses gewaltige Vulkanmassiv vor der Südwestküste Italiens gilt als Risikofaktor erster Ordnung. Ein Ausbruch würde eine verheerende Flutwelle auslösen.  
Observatorium in 4.000 Metern Tiefe

Geostar ist ein vollautomatisches, geophysikalisches Observatorium mit einer besseren Ausstattung als so manche Station am Trockenen. Seismographen, die jede noch so kleine Erschütterung der Erdkruste registrieren, sind Standard.

Zusätzlich ist die Tiefseestation mit Magnetometern und Gravimetern bestückt. Gemessen werden also auch Änderungen im Schwere ¿ und Magnetfeld.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich Aufschmelzvorgänge im Untergrund, also das Vorspiel für einen Vulkanausbruch, in Änderrungen im Magnetfeld manifestieren.

Wenn sich dieser Forschungsanstz bestätigt, würde das wesentlich längere Vorwarnzeiten bedeuten. Neue Weg geht man auch in der Stromversorgung. Die in eine Titanhülle gekapselten Batterien liefern Strom für mehr als ein Jahr Dauereinsatz am Meeresgrund.
Mount Marisli: ein schlafender Gigant
 


Die Wissenschaft ist sich im Unklaren ob der Mount Marsili (39 Grad 31 Minuten nördlicher Breite, 14 Grad 15 Minuten östlicher Länge) tatsächlich erloschen ist, oder nur eine Ruhepause eingelegt hat.

Klar ist aber, dass ein Ausbruch zu einer Flutwelle, einer Tsunami, führen würde, wie sie das Mittelmeer in geschichtlicher Zeit noch nicht erlebt hat. Das Vulkanmassiv erstreckt sich über eine Fläche rund 3000 Quadratkilometern und ist bisher kaum erforscht.
Bisher keine seismische Aktivitäten
1999 hatten Falschmeldungen um einen drohenden Ausbruch für Alarmstimmung in der Region gesorgt. Anlass war ein damals veröffentlichter Forschungsbericht, der von den Medien fehlinterpretiert worden war.

Tatsächlich gibt es seit der Entdeckung des Massivs keine Meldungen über beunruhigende seismische Aktivitäten. Klarheit erwarten sich die Wissenschafter durch den Langzeiteinsatz von Geostar.
->   Mount Marsili (ETH Zürich)
Kommunikation via Satellit
Der Einsatz von Geostar als Vorwarnstation macht nur Sinn, wenn die Messdaten laufend, und möglichst schnell an die Bodenstationen übermittelt werden.

Dazu mussten die Wissenschafter erst einen Weg finden. Da eine Funkverbindung aus 4000 Metern Tiefe praktisch unmöglich ist, kommuniziert die Station über akustische Signale mit einer schwimmenden Relaisstation.

In dieser fest verankerten Boje werden die Signale übersetzt und über das Netz europäischer Forschungssatelliten weitergegeben. Das betrifft allerdings nur die Schlüsseldaten.
Messdaten werden per Kapsel nach oben transportiert
Um das Gros der Messdaten zu übermitteln, wurde ein anderer Weg gefunden. Geostar ist mit externen Datenspeichern bestückt, die in ihren Titankapseln dem enormen Druck standhalten.

Ist der Speicher voll, wird die Kapsel abgesprengt und schwimmt an die Oberfläche. Dort angekommen meldet sich der Datenträger über Satellit zu Wort und kann so lokalisiert und aufgefischt werden.

Beide Systeme funktionieren bisher zur vollen Zufriedenheit. An den Einsatzort wird Geostar übriges von einem autonomen Tauchroboter gebracht - im Verbund erinnert das Vehikel verblüffend an die historische Mondfähre Eagle.
Netzwerk im Mittelmeer

der Vulkan Ätna.
Bisher ist erst eine Station mit einer wesentlich einfacher gestrickten Tochter am Mount Marsili im Einsatz. In den nächsten Jahren soll aber ein ganzes Netz von geophysikalischen Observatorien über das Mittelmeer gespannt werden.

Dabei geht es nicht allein um ein Warnsystem vor Erdbeneben und Vulkanen, sondern auch um die Erkundung von Bodenschätzen in der Tiefsee.

Was den Monut Marsili angeht, geben die bisher eingelangten Daten wenig Anlass zur Beunruhigung: der Vulkan zeigt keine Regung. Beruhigt haben sich übrigens auch Ätna und Stromboli, die letztes Jahr die ganze Region - geologisch gesehen - in Aufruhr versetzt haben.

Gerhard Roth, Modern Times
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Mehr dazu in Modern Times am Freitag, 23.1.04, ORF2, 22:35 Uhr.
->   Modern Times
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->   Geostar Project
->   Die aktiven Vulkane Italiens (ETH Zürich)
->   Alles über Vulkane im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010