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Mikroben könnten auf Staubkörnchen durchs All reisen  
  Die Erde könnte die "Samen des Lebens" in der gesamten Galaxie verstreuen, meint ein irischer Astronom. Seine - nicht ganz neue - Theorie: Mikroben könnten auf Gesteinsbrocken durch das All reisen. Ihre Heimstätte müsste dabei allerdings zu winzigen Staubkörnchen zermahlen werden.  
Der Astronom William Napier vom Armagh Observatory in Nordirland greift damit in einer aktuellen Publikation eine altbekannte Diskussion wieder auf: Es geht um die so genannte Panspermie-Hypothese.
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Der Artikel "A mechanism for interstellar panspermia" ist erschienen in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society", Bd. 348, Seiten 46 - 51, Ausgabe vom Februar 2004 (doi:10.1111/j.1365-2966.2004.07287.x).
->   Das Abstract des Artikels
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Kann Leben durch den Kosmos reisen?
Seit geraumer Zeit diskutieren Wissenschaftler die Möglichkeit, dass Leben zwischen Sternensystemen "reisen" könnte.

Gemäß der Panspermien-Hypothese gilt es beispielsweise als möglich, dass Kollisionen zwischen einem "belebten Planeten" und einem anderen Himmelskörper lebende Organismen auf Gesteinsbrocken ins All schleudern.
Unwirtliche Bedingungen sprechen dagegen
Doch einiges spricht dagegen. Jene Sporen müssten zunächst den Einschlag sowie anschließend - in tiefgefrorenem Zustand - eine Reise quer durch das Sonnensystem überleben, um auf einem weit entfernten lebensfreundlichen Planeten landen zu können.

Die von der Sonne ausgehende Strahlung gilt allerdings nicht eben als besonders lebensfreundlich. Sie würde wohl die meisten mit Organismen beladenen Felsbrocken schlicht sterilisieren, gibt Studienautor Napier zu.
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Hintergrund: Die Panspermien-Hypothese
Bereits 1903 hatte der schwedische Chemiker Svante Arrhenius vorgeschlagen, dass Sporen durch das Sonnensystem reisen könnten. Diese Panspermie genannte These wurde vor allem von den britischen Astronomen Fred Hoyle und Chandra Wickramasinghe in den 70er Jahren wieder aufgegriffen. Sie gilt allerdings als umstritten.
->   Mehr dazu (ISCID Encyclopedia of Science and Philosophy)
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Feiner Staub könnte die Lösung sein
Die Mikroben könnten allerdings überleben, wenn sie der Schwerkraft der Sonne besonders schnell entkommen, meint der Forscher. Voraussetzung wäre demnach: Die sie beherbergenden Felsbrocken müssten zuvor zu feinem Staub zermahlen werden - dann ginge die Reise deutlich schneller.
Wie genau dies geschehen könnte
Tatsächlich umgibt die Erde eine Wolke von Staubkörnchen (zodiacal dust) - Überreste von Kollisionen im Asteroidengürtel und von vorbeifliegenden Kometen.

Dieser Staub könnte laut Napier jegliche hindurchfliegende Materie gleichsam sandstrahlen. Der Prozess sollte seinen Berechnungen zufolge einen Brocken von einem Meter Durchmesser in 20.000 bis 200.000 Jahren zerschleifen.

Verdichtet sich der Staub etwa durch den Bruch eines Kometen, könnte er gar nurmehr 500 Jahre dauern.
Winzige Körnchen könnten schneller reisen
Ein Körnchen mit weniger als einem Zehntel Millimeter Durchmesser wäre nach Napier immer noch dazu in der Lage, mikroskopisch kleine Lebensspuren zu beherbergen.

Und mithilfe der Sonnenwinde könnten jene winzigen Teilchen recht schnell aus dem Sonnensystem geblasen werden.
"Sonnensystem ist so undicht wie ein Sieb"
Soweit also die Theorie des Astronomen, der die Erde von einer riesigen "Bioscheibe" eingefrorener Organismen umgeben sieht, die auf kleinen Gesteinskörnchen herumfliegen. "Das Sonnensystem ist so undicht wie ein Sieb", wird Napier vom Online-Nachrichtendienst des Fachmagazins "Nature" zitiert.

Immerhin ließe sich auf diese Weise auch die Entstehung von Leben auf der Erde elegant erklären: Primitive Zellen könnten mit Hilfe von Meteoriten oder anderen Himmelskörpern die Erde erreicht haben - und somit den Beginn der irdischen Evolution markiert haben.
->   Armagh Observatory
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01.01.2010