News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Technologie 
 
Digitales Radio  
  Können Sie Radio lesen und sehen? Die Frage ist nicht so absurd, wie sie anmutet: Es geht um digitales Radio, das mehr als nur ein Hörerlebnis bieten soll. In naher Zukunft könnte man per Radio tatsächlich auch Texte und Bilder empfangen und sein eigener Programmgestalter werden.  
Derzeit ist digitales Radio in Österreich noch ein Pilotprojekt. Experten meinen aber, dass die Digitalisierung das herkömmliche analoge UKW-Radio ablösen bzw. - vorerst - ergänzen wird.
Multimedia-Station
Die Befürworter von Digitalradio schwärmen von Qualität nahe an der CD, ohne Rauschen oder Sendelöcher auch während einer Autofahrt; von einer größeren Programmvielfalt und vielen Extras.

Das digitale System kann auch Texte und Bilder auf ein Display übertragen. Josef Trappel vom Basler Beratungsunternehmen Prognos spricht von multimedialem Radio.
...
Funktionsweise
Digitales Radio macht sich die Trägheit des menschlichen Gehörs zu nutze. Denn das Ohr nimmt sehr leise Töne oder Töne, deren Frequenzen eng beieinander liegen, nicht wahr. Also werden diese Daten herausgefiltert und gar nicht gesendet. Den Klangunterschied merkt das menschliche Ohr nicht. Das System geht somit sparsam mit der Bandbreite um. Bis zu sechs Programme können auf einer Frequenz ausgestrahlt werden.
->   Mehr zur Funktionsweise
...
Weniger Störungen
Digitales Radio ist weniger störanfällig, sagt auch Peter Knorr, DAB-Fachmann des ORF. Beim herkömmlichen UKW-Radio komme es zu Aussetzern, wenn die Signale von Häusern oder Bergen reflektiert werden (das kennt man vom Autofahren).

Beim digitalen Radio hingegen wird der Empfang durch Reflexionen besser. Auch während einer Autofahrt kommt es durch diesen Effekt zu keinen Aussetzern mehr.
Zielgruppenprogramm möglich
Durch die Digitalisierung könnte in Zukunft ein vielfältigeres Radioprogramm angeboten werden, das sich an unterschiedliche und spezielle Zielgruppen richtet - etwa mit einem Sportkanal, einem Hiphop-Kanal oder einem reinen Nachrichtenprogramm.
Keine Zukunftsmusik mehr
Der Empfang von Digitalradio ist in Österreich schon heute möglich. Der ORF hat ein Pilotprojekt gestartet, so Peter Knorr.

Derzeit sind alle ORF-Programme in Wien und im Tiroler Inntal über Digitalradio zu hören: Ö1, Ö3, fm4 sowie die jeweiligen Regionalprogramme (Radio Wien bzw. Radio Tirol).
...
Die verschiedenen dialogen Systeme
Verschiedene Technologien sind derzeit am Weltmarkt. DAB, gilt als aussichtsreichste Entwicklung in Europa.

1. Digital Audio Broadcasting, kurz DAB: Auf einer Frequenz können sechs Programme gleichzeitig ausgestrahlt werden. Die Endgeräte können auch UKW empfangen. Bei DAB können benachbarte Senderstandort dieselbe Frequenz benützen, ohne dass es zu Auslöschungen kommt. Durch diese Sparsamkeit können mehr Programme angeboten und die technische Qualität gesteigert werden. Ein Beispiel: Während man mit der heutigen Technik Ö1 in Wien auf 92,0 und Ö3 auf 99,9 hört, gilt beim digitalen Radio pro Bundesland ein- und dieselbe Frequenz für alle ORF-Programme.

2. In band on Channel, kurz IBOC, bedeutet digitales Radio auf bestehenden UKW-Frequenzen. IBOC ist der Standard in den USA, denn ähnlich wie bei den Mobiltelefonen haben sich in Europa und den USA unterschiedliche Technologien durchgesetzt. Bei IBOC hat jeder Sender hat seine eigene Frequenz.

3. Digital Radio Mondial, kurz DRM, ist die digitale Lang-, Mittel- und Kurzwelle. Die Qualität reicht nicht an DAB-Qualität heran, punktet aber durch die buchstäblich grenzenlose Reichweite.

Internet-Radio ist auch zum digitalen Radio zu zählen. Derzeit wird z.B. Radio Österreich International (neben der Kurzwellenübertragung) übers Internet verbreitet.
...
Zukunft des Radios: Interaktiv
Die logische Weiterentwicklung von digitalem Radio, meinen Experten, sei interaktives Radio. Der Hörer könnte dann mit seinem Gerät nicht nur Radioprogramme empfangen, sondern gezielt Daten abfragen oder sich einen Musiktitel wünschen, am ehesten vergleichbar mit einem SMS-Dienst.
Hörer als Programmgestalter
Durch digitales Radio wird sich das Medienverhalten ändern - für Radiostationen und Hörer, sagt der Medienpädagoge Thomas Bauer vom Institut für Publizistik der Universität Wien. Der Hörer wird auch zum Programmgestalter.

"Durch die Digitalisierung hat man eine viel freiere Möglichkeit der Kompilation und der Komposition - sowohl auf der Konsumenten- als auch auf der Produzentenseite."

Dass sich die Digitalisierung des Radios in dieser Kulturform durchsetzen könnte, werde allerdings noch längere Zeit in Anspruch nehmen, meint der Medienpädagoge Bauer. Schließlich bedürfe es dazu einer Umstellung im Umgang mit Medien.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   World DAB Forum
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Technologie 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010