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Boom bei Stiftungsprofessuren an Universitäten  
  Von einem "Boom" bei Stiftungsprofessuren an deutschen Hochschulen spricht der "Stifterverband für die deutsche Wissenschaft" in seinem Jahresbericht 2003. Ähnlich die Situation in Österreich: Auch hierzulande suchen immer mehr Universitäten alternative Wege, um die benötigten Professuren zu finanzieren.  
Waren bis vor kurzem Professuren ausschließlich staatlich finanziert, bieten sich den Unis heute zunehmend Möglichkeiten, mit Hilfe alternativer Finanzierungen ihr Lehr- und Forschungsangebot auszuweiten.

Mittlerweile sind an den 15 wissenschaftlichen Unis mehr als 30 Stiftungsprofessuren eingerichtet, wie eine Umfrage der APA ergab. Dabei erweist sich nicht ausschließlich die Wirtschaft als Partner. Auch die Länder werden zunehmend zu Stiftern.
Spitzenreiter Uni Innsbruck
Mit Abstand an der Spitze liegt die Universität Innsbruck mit zehn Stiftungsprofessuren, wovon aber derzeit nur fünf besetzt sind, die übrigen sollen in Kürze folgen.

In sechs dieser Lehrstühle fließt ausschließlich Landesgeld bzw. ist das Land über die Tiroler Zukunftsstiftung, ein öffentlich-rechtlicher Fonds des Landes, gemeinsam mit Wirtschaftspartnern an der Finanzierung beteiligt.

Darüber hinaus finanziert die EU eine Jean-Monnet- sowie eine Marie Curie-Professur.
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Uni Klagenfurt: Sechs Professuren im technischen Bereich
Ein ebenso starkes Länder-Engagement gibt es in Kärnten, wo sechs Stiftungsprofessuren im technischen Bereich an der Uni Klagenfurt für fünf Jahre vom Land über den Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds mit mehr als sieben Mio. Euro gefördert werden. Nach 2008 sollen Bund und Universität die Kosten übernehmen.
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Länder-Engagement in Salzburg und Graz
Auch an der Universität Salzburg (Stiftungsprofessur für Biowissenschaft und Gesundheit) und der Medizinuni Graz (Stiftungsprofessur für das neue Studium für Pflegewissenschaften) zahlt das jeweilige Land.
Uni Wien: Caritas und Rotes Kreuz
An der Uni Wien soll in Kooperation mit der Medizinuni Wien ab Herbst 2005 ein von Caritas und Rotem Kreuz bezahlter Lehrstuhl für Pflegewissenschaften eingerichtet werden - womit ein in Österreich völlig neues Fach ausschließlich von Stiftungsprofessuren getragen wird.
Wettbewerb um Professur für Bioinformatik
Neben Kärnten, Salzburg und Steiermark engagiert sich auch die Stadt Wien in dieser Richtung: Der Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds (WWTF) hat einen Wettbewerb für eine Stiftungsprofessur für Bioinformatik ausgeschrieben.

Bis 7. Oktober können sich Unis mit einem Personalvorschlag für die dafür zur Verfügung gestellten 1,5 Mio. Euro bewerben.
Eine sozialwissenschaftliche Stelle
Außerdem unterstützt die Stadt das Sir Peter Ustinov-Institut bei der nach dem Schauspieler benannten Professur zur Erforschung und Bekämpfung von Vorurteilen (Uni Wien) - übrigens die einzige fremdfinanzierte sozialwissenschaftliche Stelle.

Der Schwerpunkt der Stiftungsprofessuren liegt sonst im naturwissenschaftlich-technischen und wirtschaftswissenschaftlichen Bereich.
(Gast)Professur für Europarecht in Wien
An der Uni Wien finanziert weiters die Bank Austria seit einigen Jahren eine Stiftungs(gast)professur u.a. für Europarecht.

Die Alma Mater Rudolphina war auch Ausgangspunkt der vom Friedrich August von Hayek-Institut eingerichteten Hayek-Stiftungsprofessur, die mit dem Schwerpunkt Österreichische Schule der Nationalökonomie jedes Semester an einer anderen österreichischen Uni Station macht.
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Wirtschaft zurückhaltend
Zurückhaltend zeigt sich die Wirtschaft, die bisher nur einzelne Professuren fördert. Beispiele dafür sind die Uni Innsbruck mit einer von der Hypo Tirol Bank finanzierten Professur für betriebliche Finanzwirtschaft, die Technische Universität (TU) Wien mit einem Lehrstuhl für Abfallwirtschaft (finanziert von Altstoff Recycling Austria/ARA), die Veterinärmedizinische Uni Wien mit einer von einem Tierfuttermittel-Hersteller finanzierten Professur für Tierernährung und einem von einem Schweizer Bio-Tech-Unternehmen geförderten Lehrstuhl für Pharmakologie (derzeit noch unbesetzt), die Wirtschaftsuniversität Wien mit einer Stelle für Entrepreneurship und Innovation (OeNB, Bank Austria, Wirtschaftskammer Österreich und Wien) und die Montanuniversität Leoben mit einem Lehrstuhl für Simulation und Modellierung metallurgischer Prozesse (u.a. VOEST Alpine, Böhler Uddeholm, Amag, AVL, Miba, Veitsch-Radex).
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Drei Unis ohne Stiftungsprofessur
Die Ausnahmen des österreichweit erkennbaren Trends bilden die Uni Graz, die Uni Linz und die Medizinische Uni Innsbruck. Sie sind die einzigen, die über keine Stiftungsprofessur verfügen. Der bisher einzige Linzer Stiftungsprofessor wurde Rektor der Uni Graz, seine Stelle anschließend staatlich nachbesetzt.
Engagement von Ministerien
Auch Ministerien engagieren sich finanziell für Stiftungsprofessuren: An der Universität für Bodenkultur (BOKU) gibt es bereits seit vier Jahren einen vom Landwirtschaftsministerium finanzierten Lehrstuhl für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung.

Und das Verteidigungsministerium zahlt ab Beginn des kommenden Studienjahres an der Uni Innsbruck eine Professur für Europäische Sicherheitspolitik.
Mäzenatentum in Österreich selten
Mäzenatentum einzelner Persönlichkeiten, wie es im angloamerikanischen Raum gang und gäbe ist, ist in der österreichischen Universitäts- und Forschungslandschaft noch eine Seltenheit, Ausnahmen sind zwei Industriemagnaten:

An der TU Graz finanziert der austro-kanadische Magna-Konzernchef Frank Stronach ein nach ihm benanntes Institut für Fahrzeugtechnik, das im Herbst seinen Betrieb aufnehmen soll. Er stellt dafür 24 Mio. Euro zur Verfügung, finanziert werden damit u.a. drei von vier Professuren sowie die Mietkosten für ein neues Institutsgebäude.

Und der Industrielle Hannes Androsch hat heuer eine nach ihm benannte Stiftung an der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) eingerichtet, deren Vermögen bis 2012 auf zehn Mio. Euro (derzeit eine Mio. Euro) anwachsen soll. Aus den Erträgen finanziert werden keine Professuren, sondern wissenschaftliche Arbeiten zu den Themenschwerpunkten "Arbeit, sozialer Ausgleich und Frieden".
In der Regel auf fünf Jahre beschränkt
Die Stiftungsprofessuren sind in der Regel auf fünf Jahre beschränkt. In vielen Fällen gibt es Zusicherungen des Bundes bzw. der Universitäten, die Stellen nach Ablauf der Unterstützung zu übernehmen.
->   Links zu allen österreichischen Universitäten (Uni Wien)
->   Stifterverband für die deutsche Wissenschaft
Mehr dazu:
->   Frank-Stronach-Institut an der TU Graz (20.7.04)
->   Androsch-Stiftung: Zehn Mio. Euro für ÖAW (21.6.04)
 
 
 
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01.01.2010