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Forscher fanden Hinweise auf zellulären Zollstock  
  Woher "wissen" Zellen, wie groß sie werden können? Wiener Forscher haben Hinweise gefunden, dass sie so etwas wie ein Bewusstsein für die eigene Größe haben - eine Art zellulären Zollstock.  
Die Untersuchungen von Wissenschaftlern der Max F. Perutz Laboratorien - Institut für Medizinische Biochemie der Medizin-Uni Wien und des Instituts für Molekulare Pathologie (IMP) - wurden in "Nature Cell Biology" veröffentlicht.
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Die Studie "Evidence for a size-sensing mechanism in animal cells" ist als Online-Vorabpublikation in "Nature Cell Biology" (doi:10.1038/ncb1166; 22. August 2004) erschienen.
->   Original-Abstract in "Nature Cell Biology"
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Keine Frage der Teilungsrate
Eine Alternative zum Größenbewusstsein der Zellen wäre nämlich die Theorie, dass die Größe von Zellen ausschließlich über deren Teilungsraten gesteuert wird. Das heißt, eine Zelle baut mehr oder weniger kontinuierlich Masse auf, bis es dann bei der nächsten anstehenden Teilung zur Halbierung der Masse kommt.
Beispiel Frühstücksei
Ernst Müllner vom Institut für Medizinische Biochemie ist von dieser Ansicht allerdings nicht überzeugt. "Generell sind Wachstum und Zellteilung zu unterscheiden", so Müllner gegenüber der APA.

Ein alltägliches, aber extremes Anschauungsbeispiel dafür, ist das Frühstücksei. Es handelt sich dabei tatsächlich um eine einzige Zelle, die, wie es der Tierart entspricht, auf die entsprechende Größe angewachsen ist.
Gestörte Teilung beeinflusst Größe
Um herauszufinden, ob es innerhalb von Zellen Mechanismen gibt, welche die eigene Größe gleichsam messen können, verzögerten sie in Zellkulturen künstlich die Teilung. Dazu wurde eine bestimmte Chemikalie zugegeben. Tatsächlich wurden die Zellen immer größer, nachdem die Teilung hinausgezögert war, etwa die Proteinsynthese aber normal weiterlief.
Nachweis für Mess-Mechanismus
Nachdem die Chemikalie abgesetzt wurde, stellte sich die korrekte Größe binnen kürzester Zeit allerdings wieder ein. Dazu verkürzte die Zelle von sich aus die Zeit zwischen zwei Teilungen nach Absetzen der Chemikalie, die korrekte Größe war somit wieder hergestellt.

Das ist für die Forscher ein klarer Hinweis, dass es einen Mechanismus gibt, der die Zellen gleichsam zu vermessen im Stande ist. "Würde die Größe nur über die Teilungsraten gesteuert, hätte sich die korrekte Größe erst nach und nach wieder eingestellt", ist Müllner überzeugt.
Molekül oder Netzwerk?
Nun sind die Wiener Forscher auf der Suche nach dem Mess-Mechanismus. Die Frage ist, ob der zelluläre Zollstock ein einzelnes Molekül oder auch ein komplexes Netzwerk darstellt. Derzeit deuten die Hinweise auf ein zentrales Molekül, doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.
->   Institut für Medizinische Biochemie, Medizin-Uni Wien
->   Institut für Molekulare Pathologie (IMP)
 
 
 
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01.01.2010