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Verbindung zwischen Entzündungen und Krebs  
  Krebserkrankungen entstehen nicht nur durch genetische Prädispositionen, sondern beispielsweise auch durch chronische Entzündungen. Letztere sind Schätzungen zufolge für 20 Prozent der Krebserkrankungen beim Menschen verantwortlich. Details dieser Verbindung von Entzündung und Krebs haben nun israelische Forscher entschlüsselt. Demnach schützt der Körper dabei gleichsam ungewollt auch entartete Zellen vor dem eigenen Immunsystem.  
Die Ergebnisse der Forschergruppe um Eli Pikarsky vom Medizinischen Zentrum der Hadassah-Hebrew University in Jerusalem sind in "Nature" erschienen.

Laut Studie aktivieren Entzündungszellen eine Substanz, die die Vernichtung von Krebsvorläuferzellen verhindert. Doch Medikamente zur Unterbrechung dieser Mechanismen könnten die Tumorentstehung bei Patienten mit chronischen Entzündungen möglicherweise hemmen.
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Die Studie ist unter dem Titel "NF-kB functions as a tumour promoter in inflammation-associated cancer" als Online-Vorabpublikation in "Nature" erschienen und wird in einer der kommenden Print-Ausgaben des Fachmagazins publiziert (doi: 10.1038/nature02924).
->   Abstract der Studie in "Nature"
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Sporadische Krebserkrankungen im Fokus
Die Ursachen so genannter sporadischer Krebserkrankungen beim Menschen werden den israelischen Forschern zufolge selten erkannt. Experten gehen jedoch davon aus, dass der Kontakt mit karzinogenen Substanzen sowie chronische Entzündungen bei der Tumorentwicklung eine große Rolle spielen.

Letztere gelten für etwa 20 Prozent der Krebserkrankungen als Auslöser, heißt es dazu in der Studie.

Doch während der Zusammenhang zwischen Krebs auslösenden Substanzen (Karzinogenen) und Krebs bereits umfassend untersucht wurde, seien die molekularen und zellulären Mechanismen, die chronische Entzündungen mit Tumorgenesis verbinden, weitgehend ungelöst.
Eiweiß NF-kappa-B unter Verdacht
Im Blickpunkt der Wissenschaftler war ein Eiweiß namens NF-kappa-B, eine Art "Markenzeichen" vieler Entzündungsprozesse im Körper, das zudem häufig in Tumoren entdeckt wurde, wie sie in "Nature" schreiben.

Dieses, so ihre These, könnte eine bislang fehlende Verbindung zwischen Entzündung und Krebs darstellen.
Untersuchungen an Knock-out-Mäusen
Im Detail untersuchten Eli Pikarsky und Kollegen, wie Leberkrebs aus chronischen Leberentzündungen entsteht. Dazu untersuchten sie genmanipulierte Mäuse, die regelmäßig Leberentzündungen entwickeln. Ähnlich wie beim Menschen bilden sich bei Mäusen aus solchen Entzündungen häufig Leberzellkarzinome.
Eiweiß schützt auch Tumorvorstufen
Bei einer Entzündung ist die Leber zunächst stark durchblutet und viele weiße Blutzellen wandern in das Gewebe. Die weißen Blutkörperchen sorgen gemeinsam mit anderen Zellen dafür, dass die Leberzellen NF-kappa-B aktivieren.

Das Eiweiß wirkt laut Studie als genetischer Schalter und schützt die Leberzellen vor einem Angriff des Immunsystems. NF-kappa-B verhindert dabei jedoch laut Studie auch die Vernichtung von Tumorvorstufen.

Solche missgeformten Zellen mit unnatürlich vielen Zellkernen fanden die Forscher bei den meisten Mäusen im Alter von sieben Monaten. Diesen Zellen sei das Mäuse-Immunsystem in der Studie nicht zu Leibe gerückt, berichten sie.
Ansatz für Hemmung der Tumorbildung
Als Folge seien unter der Anwesenheit von NF-kappa-B bei der Mehrzahl der Mäuse innerhalb von drei Monaten Leberzellkarzinome gewachsen. Schalteten die Forscher das Eiweiß jedoch aus, verhinderte dies eine ausgeprägte Krebserkrankung.

Medikamente zur Hemmung dieses Signalstoffs könnten zwar nicht die Fehlbildung von Zellen verhindern, aber möglicherweise den Schritt von Krebsvorläufern zum bösartigen Tumor aufhalten, meint das Team um Pikarsky.
->   Department of Pathology des Hadassah-Hebrew University Medical Center
->   Alles zum STichwort Krebs im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010