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Tückische Mordwaffe: Indischer "Selbstmordbaum"  
  Der in Indien verbreitete "Selbstmordbaum" spielt bei mehr Todesfällen eine Rolle als vermutet. Allein im Bundesstaat Kerala sollen von 1989 bis 1999 mindestens 537 Menschen am Cerberin-Gift gestorben sein.  
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Über die gefährliche Wirkung des in Südostasien weit verbreiteten so genannten Milch- oder Schellenbaums (botanischer Fachbegriff: Cerbera odollam oder Cerbera manghas berichtet der "New Scientist" in seiner aktuellen Ausgabe.

Er bezieht sich dabei auf eine vom Team des französischen Toxikologen Yvan Gaillard vom Laboratorium für Analytische Toxikologie in La Voulte-sur-Rhone erarbeitete Studie.
->   Originalartikel im "New Scientist"
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Unentdeckte Mordfälle
Der französische Forscher Yvan Gaillard warnt, dass der möglicherweise heimtückisch herbeigeführte Tod durch Herzstillstand in vielen Ländern vermutlich nicht als Mord entlarvt werde.
Giftige Früchte
 
Bild: School Network Thailand

Das Gift ist in den mangoartigen Früchten des Baums enthalten.
Drei Viertel der Suizide von Frauen verübt
"Cerbera odollam ist für etwa die Hälfte aller Vergiftungen mit pflanzlichen Stoffen in Kerala verantwortlich", erklärte Gaillard. "So weit wir wissen, gibt es weltweit keine andere Pflanze, die bei so vielen Selbstmordfällen eingesetzt wird."

Bis zu drei Viertel der Suizide würden von Frauen verübt. Das Cerberin-Gift werde aber auch "gelegentlich für Morde verwendet".
Für Selbstmord gezuckert, für Mord zu scharfen Speisen
Selbstmord-Kandidaten vermischen das Gift der Cerbera-Frucht mit Zucker, um den bitteren Geschmack zu übertönen. Bei Mordfällen wird das Gift scharf gewürzten Speisen beigemischt, damit die Opfer keinen Verdacht schöpfen.

Der Tod tritt in der Regel nach drei bis sechs Stunden ein.
Vermutete Todesursache: Herzattacke
Das Cerberin-Gift kann durch Chromatographie und Massen-Spektometrie nachgewiesen werden. Allerdings ist dieses Gift in vielen Ländern so gut wie unbekannt, so dass der Tod von Ärzten möglicherweise als fatale Herzattacke eingestuft wird.

Der bis zu 15 Meter hohe Schellenbaum wächst in Feuchtgebieten Indiens, Vietnams, Kambodschas, Birmas und Sri Lankas.

[science.ORF.at/APA, 25.11.04]
 
 
 
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01.01.2010