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Nach Tsunami: Haben Tiere einen "sechsten Sinn"?  
  Die Flutwelle in Asien hat Zehntausende Leichen zurückgelassen, Kadaver von Tieren sind dagegen kaum gefunden worden. Dass Tiere Katastrophen vorausahnen, wird von Forschern längst nicht mehr als Erfindung abgetan.  
"Es ist nur sehr schwierig nachzuweisen, was genau da passiert," meinte etwa Helmut Tributsch von der Freien Universität Berlin.
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Berichte seit der Antike
Tributsch, der sich seit Jahrzehnten mit dem "sechsten Sinn" der Tiere beschäftigt, hat etliche Anekdoten über hysterische Hunde, aus dem Wasser hüpfende Fische und nervöses Weidevieh vor schweren Erdbeben zusammengetragen. Schon der römische Schriftsteller Plinius der Ältere habe über unruhige Vögel als ein Erdbeben-Vorzeichen berichtet. "Alexander von Humboldt berichtete 1797, dass die Tiere verrückt spielten, bevor in der Stadt Cumana (Venezuela) die Erde bebte", sagte Tributsch.
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Kaum Tierkadaver in Sri Lanka gefunden
Mit dem Tsunami in Asien kommen weitere Geschichten hinzu: Im Yala-Nationalpark in Sri Lankas beispielsweise wurden die Leichen von Hunderten Menschen gefunden, aber keine Tierkadaver - obwohl das Reservat etliche Krokodile, Wildschweine, Wasserbüffel, Affen und Elefanten beherbergt.
Tiere können Vibrationen wahrnehmen
"Bekannt ist, dass vor allem in Erdlöchern lebende Tiere wie Schlangen und Ratten sehr sensibel auf kommende Erdbeben reagieren." Auch Fische wie der Erdbebenwels in Japan seien vor Erdstößen besonders aktiv und springen aus dem Wasser.

"Wahrscheinlich können Tiere die Schallwellen und Vibrationen der über den Meeresboden rasenden Schockwelle wahrnehmen", vermutet Tributsch.
Satellitenbilder könnten Aufschluss geben
"Interessant wäre, sich Satellitenbilder von Asien vor der Flut anzusehen", sagte der Forscher. "Man sollte prüfen, ob es zeitgleiche, systematische Wanderungsbewegungen von Tieren gegeben hat."

Sinnvoll sei es, in Gebieten mit hoher Erdbebengefahr Statistiken über das Verhalten von Tieren anzulegen. "Vor allem da, wo viele Tiere gehalten werden, zum Beispiel auf einer Fisch-, Hühner- oder Rinderfarm."

Erfahrungen in China hätten gezeigt, dass sich mit solchen tierischen Warnsystemen starke Beben frühzeitig erkennen ließen.

[science.ORF.at/dpa, 7.1.05]
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01.01.2010