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Kongress zum Thema Kinderphilosophie  
  Kinderfragen haben schon manchem Erwachsenen den letzten Nerv geraubt: Nicht so am Grazer Institut für Kinderphilosophie, das nun sein 20-jähriges Bestehen mit einem Kongress feiert.  
"Von Natur aus neugierig"
"Kinder sind von Natur aus neugierig, sie wundern sich über Phänomene, die Erwachsenen zu unwichtig erscheinen, um sich darüber Gedanken zu machen", sagte Daniela G. Camhy, Kongressorganisatorin und Gründerin des Instituts für Kinderphilosophie. Dort beschäftigen sie und ihre Mitarbeiterinnen sich gemeinsam mit Kindern und Eltern mit dem Nachdenken über das Denken, vor allem aber mit der Erziehung zum Denken selbst.
Mobilität des Denkens statt Faktenwissen
"Erwachsene, die sich mit Kindern philosophierend einlassen, brauchen keine Fachphilosophen zu sein", so Camhy. Es gehe nicht um das Reproduzieren von Faktenwissen, sondern um ein ursprüngliches Interesse am Nachdenken sowie die Freude, mit ihnen gemeinsam Zusammenhänge der Welt zu beleuchten.

Ziel sei "die Mobilität des Denkens zu fördern, um die Kinder anzuregen, Antworten selbstständig zu finden, ihre Meinungen zu begründen und nicht zuletzt zu lernen, Toleranz auch anderen Meinungen gegenüber zu üben."
Philosophieren macht schlauer und toleranter
Im Rahmen wissenschaftlicher Studien ließen Vergleiche von Kindern, die an Philosophiekursen teilnahmen, mit Kontrollgruppen, die diesen Unterricht nicht besuchten, deutliche Unterschiede erkennen, weiß Camhy: Philosophierende Kinder hätten nicht nur bessere Ergebnisse beim Rechnen und Lesen erzielt, sie hätten sich auch bei der Behandlung ethischer Fragen offener und toleranter als die Kontrollgruppen gezeigt.
Trend zur Verankerung im Unterricht
Europaweit tue sich einiges auf dem Gebiet der Kinderphilosophie: "So hat man u.a. in Norwegen beschlossen, Philosophie ab 2006 als Pflichtfach in den Grundschulen einzuführen", berichtete Camhy.

In Bayern starte "Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen" an 20 Gymnasien und bundesweit bemühe man sich in Deutschland, das Philosophieren mit Kindern als Unterrichtsprinzip verankern. In Österreich werde jedoch diesem Trend noch immer zu wenig Aufmerksamkeit entgegen gebracht.

"Wenn die Politik das österreichische Bildungssystem nachhaltig verbessern will, muss eines klar sein: Es reicht nicht mehr, sich auf die elementaren Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen zu beschränken", so Camhy, die sich in Österreich für eine stärkere Einbindung der Philosophie in den Unterricht bemüht.
Kongress ab 20. Oktober
In wie weit Kinderphilosophie die Lernfähigkeit verbessern kann, welche Wege des Philosophierens mit den Kleinen existieren sowie weiteren Fragen widmen sich Experten beim internationalen Kongress für Kinderphilosophie, der von 20. bis 22. Oktober 2005 im Meerscheinschlössl der Karl-Franzens-Universität Graz stattfindet.

[science.ORF.at/APA, 19.10.05]
->   Österreichische Gesellschaft für Kinderphilosophie
 
 
 
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01.01.2010