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Evolutionsdebatte: Schönborn plädiert für "Vernunft"  
  Als Kardinal Christoph Schönborn sich im Sommer in die Diskussion über Evolution und Schöpfungsgeschichte eingemischt hat, habe er Vernunft in eine zunehmend ideologisch geführte Debatte bringen wollen.  
Er habe zeigen wollen, wo die Wissenschaftler nach Ansicht der Kirche ihre Grenzen überschreiten, sagte Schönborn am Sonntag in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters auf seinem Bischofssitz in Wien.
Schöpfung statt Wissenschaft?
Der schon oft als ein künftiger Papst gehandelte Schönborn hatte Mitte Juli in der "New York Times" einen Kommentar veröffentlicht, mit dem er den Zorn von US-Wissenschaftlern auf sich gezogen hatte.

Die schärfsten Kritiker warfen dem 60-Jährigen vor, ein Dummkopf zu sein, der wissenschaftliche Erkenntnisse durch die Lehre von der Schöpfungsgeschichte ersetzen wolle.

Dieser so genannte Kreationismus basiert auf einer wörtlichen Auslegung der biblischen Schöpfungsgeschichte.
Anhänger des Intelligent Design
Den Vorwurf seiner Kritiker wies der Schüler von Papst Benedikt XVI. nun lächelnd zurück und beschrieb wie schon in dem Gastkommentar "Finding Design in Nature" erneut seine Position, die an die so genannte "Intelligent Design"-Theorie angelehnt ist.

Anhänger dieser Theorie erkennen zwar die Erkenntnisse des Evolutionsforschers Charles Darwin an, sehen aber hinter der Evolution keinen Zufall, sondern eine höhere Intelligenz.
Organisation braucht Information
"Die Vernunft kann erkennen, dass Materie sich nicht selber organisiert", sagte Schönborn. "Dass sie zumindest Information braucht, und Information ist Ausdruck von Intelligenz."

Als zweiter Schritt folge dann die Frage, um welche Intelligenz es sich handele. "Dass ich dann als Gläubiger sage, ich glaube natürlich die Intelligenz des Schöpfers, ist klar."
Kardinal plädiert für Wissenschaftlichkeit
Schönborn zeigte sich überrascht über die scharfe Kritik an seinen Äußerungen, dass Darwin nicht alles erklären könne. Wenn die Evolutionstheorie eine wissenschaftliche Hypothese sei, müsse sie sich auch der wissenschaftlichen Kritik stellen, sagte der Kardinal.

Des sei aber keineswegs der Fall. Es gebe vielmehr fast ein Diskussionsverbot. "Kritiker der Evolutionstheorie werden von vorn herein diskriminiert oder diskreditiert."

Tom Heneghan, Reuters, 21.11.05
Aktuelles dazu in science.ORF.at:
->   Mit Pasta gegen Darwin-Gegner (ORF.at; 20.11.05)
->   Schönborn plädiert erneut für "Design" in der Natur (8.11.05)
->   Richard Dawkins: Evolution genauso Fakt wie Holocaust
 
 
 
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01.01.2010