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Hwang-Affäre: Konkurrenzkampf als Mitursache  
  Gefälschte Resultate wie jene des Klonforschers Hwang Woo Suk haben ihre Ursache nach Expertenmeinung unter anderem im erbitterten Kampf um Renommee und Forschungsgelder.  
"Die Forscher lassen sich viel zu stark unter wirtschaftlichen Druck setzen", sagte Ulrike Beisiegel, Sprecherin des Ombudsgremiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für wissenschaftliches Fehlverhalten. "Die Fälschungen müssen zum Nachdenken über das Gutachterwesen in der Wissenschaft führen", sagte sie in einem dpa-Gespräch.

"Wenn einer von Hwangs Co-Autoren, die möglicherweise um die Fälschungen gewusst haben, früh zu einem Ombudsmann hätten gehen können, hätte man diesen Fall verhindern können."
"Wissenschaft entschleunigen"
Beisiegel schlägt vor, dass Fachjournale wie "Science" (Washington) und "Nature" (London) bei Meldungen über scheinbare Durchbrüche ein eigenes geschaffenes Gutachtergremium einsetzen sollten, um wirklich alle Zweifel auszuschließen.

"Das Rennen um die schnelle erste Veröffentlichung zu einem wichtigen Thema, wie es 'Science' und 'Nature' austragen, widerspricht der Wissenschaft", warnte Beisiegel. "Man sollte überlegen, ob Resultate wirklich mit dieser Geschwindigkeit veröffentlich werden müssen und diesen Prozess entschleunigen."
Ursache: Kampf um Gelder
Hintergrund dieses Wettrennens der Journale sei der Kampf ums Geld: "Wer häufiger die besseren Arbeiten hat, wird häufiger gekauft und häufiger gelesen. Das ist der Markt", ergänzte die Ombudsfrau.

Sie verlangt, dass das Ombudswesen in der Wissenschaft selbst eine größere Akzeptanz finden müsse. Solche Gremien sollen Autorschaftsstreitigkeiten, Plagiatsvorwürfe, mangelnde Sicherung wissenschaftlicher Daten und Forschungsbehinderung bekämpfen.
Weitere Motive: Macht, Ruhm, Renomee
"Wissenschaft ist nur exzellent, wenn sie mit einem gewissen Maß an Besessenheit betrieben wird", sagte die Biochemikerin mit Blick auf Hwang Woo Suk. In dieser Getriebenheit könne ein Forscher leicht den Kontakt zur Realität verlieren und sich von seinen Ergebnissen "wegtragen" lassen.

Zum einen stehe der Spaß an der Forschung dahinter, zum anderen ein erbitterter Kampf um Forschungsgelder und Renommee. "Wenn man denkt, man kommt mit einer Arbeit in 'Science' rein, ist man offensichtlich sehr versucht, diesen Konkurrenzkampf unbedingt gewinnen zu wollen - und macht dann Fehler." Die Forscher ließen sich viel zu stark unter wissenschaftlichen Druck setzen - und seien anfällig für Macht, Geld und Ruhm.

[science.ORF.at/dpa, 23.12.05]
 
 
 
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01.01.2010