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Nationalstolz: Österreich auf Platz vier  
  "Immer wieder Österreich": Die Nation ist stolz und das nicht nur in Sachen Sport. US-Wissenschaftler haben den Nationalstolz der Menschen in 33 Länder erhoben: Die USA liegen vorne, Europa hinten - ausgenommen Österreich.  
Die Frage um den Patriotismus in verschiedenen Ländern stellte sich ein Team um Tom Smith vom National Opinion Research Center (NORC) an der Chicago University.

Den Nationalstolz als Gegenstand der Untersuchung beschrieben die Autoren als "das positive Gefühl zum eigenen Land, das aus der nationalen Identität heraus entsteht".

Nationalstolz sei zwar mit Gefühlen von Patriotismus und Nationalismus verwandt, diese würden aber viel weiter gehen.
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Die Studie "Americans and Venezuelans lead the world in national pride" wurde unter dem Titel "National Pride in Comparative Perspective: 1995/96 and 2003/04" im "International Journal of Public Opinion Research" (1.3.06, Bd. 18, Seite 127-136; doi:10.1093/ijpor/edk007) veröffentlicht.
->   International Journal of Public Opinion Research
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USA und Venezuela: "Konflikte brachten Menschen zusammen"
Unter den 33 Ländern, die die Studie umfasste, gibt es zwei, die sich die Spitze teilen: Venezuela führt, wenn es um den allgemeinen Nationalstolz geht. Die USA hingegen ist besonders stolz auf spezielle Leistungen des Landes.

"Nationale Identität ist die bindende Kraft, die die Nationalstaaten zusammenhält", meint Smith, Co-Autor der Studie.

"Diese Länder haben ihre nationale Identität durch Konflikte gebildet, die die Menschen zusammengeschweißt haben."

In beiden Fällen auf Platz vier: die Österreicher. Nur noch geschlagen von den Australiern, die offenbar noch etwas stolzer auf ihre Heimat sind.
Übereinstimmung gefragt: "Mein Land ist besser"
Die Wissenschaftler befragten die jeweilige Bevölkerung in zwei Frageblöcken. Im ersten Teil sollten die Interviewten angeben, in welchem Ausmaß sie mit Aussagen übereinstimmen, wie z.B. "Ich bin lieber Bürger meines Landes als irgendeines anderen der Welt" oder "Ganz allgemein ist mein Land besser als die meisten anderen".

Im zweiten Teil ging es um spezifische Errungenschaften des Landes in den Bereichen Wissenschaft und Technik, Kunst, Sport sowie politischer Macht.
Stolze Österreicher: Platz vier bzw. sechs
Das Ranking um den größten allgemeinen Nationalstolz führt Venezuela an mit 18,4 von 25 möglichen Punkten.

Darauf folgen die USA (17,7), Australien (17,5) und dann auch schon Österreich (17,5). Ebenfalls unter den Top Ten finden sich Südafrika, Kanada, Chile, Neuseeland und Israel.

Was den Stolz auf spezifische Errungenschaften angeht, läuft die USA (4) Venezuela (3,6) den ersten Platz ab gefolgt von Australien (2,9). Südafrika (2,7) und Chile (2,6) rücken vor Österreich (2,4), das damit auf Platz sechs landet.
Europäische Länder ganz hinten
Die Letzten im Ranking waren vorwiegend europäischen Ursprungs: Der Osten Deutschlands wurde getrennt erhoben und bildet das Schlusslicht. Knapp davor Lettland, Schweden, Slowakei, Polen, der Westen Deutschlands, Taiwan, Frankreich, die Schweiz und Tschechien.

Selbst die Franzosen, an denen das Klischee eines übertriebenen Nationalstolzes haftet, liegen damit weit hinter den Österreichern.

Die Vergleichsdaten von vor zehn Jahren zeigen jedoch, dass auch der nationale Stolz der Österreicher nachlässt. Schließlich lagen sie 1995 noch auf Platz eins der allgemein stolzen Nationen.
Europäer statt nationaler Identität
"Es könnte sein, dass diese Nationen eine Antwort auf die Globalisierung erleben, insbesondere unter den jungen Leuten", so Smith.

"Viele sehen sich ebenso als Europäer wie als Bürger ihrer Länder. Auch gibt es in manchen europäischen Ländern negative Konnotationen zu ausgeprägtem Patriotismus."

Generell zeigten sich die Jungen weniger patriotisch, wie die Forscher berichten. Dasselbe würde für Minderheiten und Menschen mit höherer Ausbildung gelten.
"Terror steigert nationale Solidarität"
Die Forscher untersuchten Veränderungen hinsichtlich des Nationalstolzes über ein Jahrzehnt von 1995 bis 2004. Gleichzeitig versuchten sie den Einfluss der Globalisierung auf dieses Gefühl abzuschätzen.

Sie fanden heraus, dass der Nationalstolz vor allem in solchen Ländern wächst, die Erfahrungen mit terroristischen Anschlägen gemacht hatten.

Laut Smith würden Ereignisse dieser Art üblicherweise die nationale Solidarität steigern, wie es auch in den USA oder in Australien der Fall sei.

[science.ORF.at, 1.3.06]
->   NORC (National Opinion Research Center)
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01.01.2010