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Bienen zu abstraktem Denken fähig  
  Können Bienen lernen und komplexe Entscheidungen treffen? Ja, sagt ein französischer Verhaltensforscher, der den Insekten sogar die Fähigkeit zu abstrakten Kategorisierungen zutraut.  
Martin Giurfa von der Universite Paul Sabatier in Toulouse referierte zu diesem Thema im Rahmen der Karl von Frisch Lectures an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Die nach dem österreichischen Biologen und Nobelpreisträger benannte Vortragsreihe stellt fächerübergreifende Aspekte der Biologie vor.
Manchmal lästig, aber klug
Vielleicht sind Sie schon einmal von einer Intelligenzbestie gestochen worden, ohne es zu ahnen. Denn Bienen sind nicht nur fleißig, sondern auch äußerst klug und lernfähig. Der Neurobiologe Martin Giurfa untersucht seit Jahren die Struktur ihres Mini-Hirns, das sogar zu abstraktem Denken fähig ist.

Das bewiesen die Experimente seiner Forschergruppe, in denen die Honigbienen dazu gebracht wurden, zwischen abstrakten Kategorien wie "Gleich" und "Verschieden" zu unterscheiden und visuelle Objekte zu kategorisieren.
Belohnung fürs Lernen
Dazu ließ Giurfa die Bienen etwa durch ein Y-förmiges Röhrchen laufen: "War der Eingang blau markiert, mussten sie den ebenfalls blauen Ausgang finden, um zum Zuckerwasser zu gelangen. Wählten sie den andersfarbigen und damit falschen Ausgang, gingen sie leer aus."

Interessanterweise ließ sich das Gelernte problemlos auf Duftmarkierungen übertragen. Die Tiere wanderten stets zu dem Ausgang, der dem Eingang glich. Was Giurfa zufolge der Beweis dafür ist, dass die Bienen eine Vorstellung von abstrakten Kategorien wie "Gleichheit" und "Andersartigkeit" entwickelten.
Multisensorische Strukturen
Untersuchungen lassen vermuten, dass bei diesen geistigen Höchstleistungen "Pilzkörper" eine Schlüsselrolle spielen, sagt Giurfa: "Diese Pilzkörper sind Zentren im Gehirn, wo verschiedene sensorische Bahnen zusammenkommen. Etwa die visuellen, die olfaktorischen und die mechanosensorischen."

Die verschiedenen Reize werden in den Pilzkörpern scheinbar verglichen: "Das ist insofern interessant, als im menschlichen Gehirn auch solche Strukturen existieren, in denen verschiedene sensorische Informationen kombiniert werden."

Tanja Malle, Ö1-Wissenschaft, 1.6.06
->   Arbeitsgruppe von Martin Giurfa
->   Bee learning and communication - Wikipedia
->   Karl von Frisch Lectures 2005/06
->   Mehr zu Bienen im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010