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Elite-Uni: Abschlussbericht des Weisen-Rates  
  Unabhängigkeit ist eine der Hauptforderungen des so genannten Weisen-Rates für die geplante österreichische Elite-Universität. Der Abschlussbericht des Gremiums wurde am Dienstag präsentiert. Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) sieht in dem Bericht des dreiköpfigen Rates eine "goldene Chance" für die Errichtung eines Spitzenforschungsinstitutes in Österreich bestätigt - dieses will sie auch "zügig umsetzen".  
Das Gremium wurde im Auftrag der Industriellenvereinigung (IV) bestellt: Der dreiköpfige Rat setzt sich aus ehemaligen Präsidenten von international höchst renommierten Forschungseinrichtungen zusammen, deren Aufgaben und Strukturen am ehesten als Vorbild für das "Institute of Science and Technology - Austria" (ISTA) dienen können.

Haim Harari leitete das Weizmann Institute (Israel), Olaf Kübler die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich und Hubert Markl die deutsche Max Planck-Gesellschaft.
Standort-Diskussion nicht aufgegriffen
Ausdrücklich nicht behandelt wurde vom Rat die in den vergangenen Wochen und Monaten kontroversiell diskutierte Standortentscheidung für Maria Gugging (Niederösterreich).

Dies sei eine rein nationale Entscheidung, Zurufe von Außen nicht zulässig, betonte Harari.
Rat: Kuratorium ohne "aktive Politiker"
Grafik: APA
Auch wenn die Industrie neben der öffentlichen Hand ein Hauptfinanzier des ISTA sein wird, dürfe die Forschungseinrichtung nicht zum Service-Betrieb werden, in dem Forschungs-Wunschlisten abgearbeitet werden.

Einziger Antrieb für wirkliche Highlights in der Wissenschaft sei stets die Neugier des Einzelnen. Ganz oben auf der Empfehlungsliste der drei Experten steht daher die Unabhängigkeit des ISTA.

Es soll von einem Kuratorium geleitet werden, das sich zur Hälfte aus Wissenschaftlern und zu Hälfte aus Experten etwa aus Wirtschaft, Industrie oder Medien zusammensetzt. Keinesfalls sollten "aktive Politiker" oder Staatsbedienstete in das Kuratorium berufen werden.
Entscheidung über Campus-Struktur und ...
Welche wissenschaftlichen Disziplinen das ISTA im Detail abdecken wird, wollen Harari, Kübler und Markl davon abhängig machen, welche Forscher rekrutiert werden.

Gleichsam die erste Generation an Wissenschaftlern soll auch darüber entscheiden, welche Struktur der Campus bekommt.

Gebäude in die Landschaft zu stellen, ohne zu wissen, ob es beispielsweise biologische oder physikalische Labors werden, hält Harari für sinnlos.
... Auswahl der Forscher nicht überstürzen
Auch bei der Auswahl der Wissenschaftler raten die Experten nichts zu überstürzen. Die besten Köpfe seien nicht von heute auf morgen zu finden.

Abgesehen von Campus und Wissenschaftlergruppen mahnen Harari, Kübler und Markl aber zur Eile. Die leitenden Gremien sollten so rasch wie möglich bestellt und auch eine Art vorläufiger Betrieb aufgenommen werden.

So könnten etwa Vorträge und Seminare abgehalten werden, um das Institute in der wissenschaftlichen Gemeinschaft wie in der Öffentlichkeit zu etablieren.
Name "wenig attraktiv", Projekt aber Erfolg versprechend
Wenig Sympathien hegt Harari für den derzeitigen Namen ISTA. Dieser sei "wenig attraktiv", eine endgültige Bezeichnung sollte von den einzurichtenden Gremien gefunden werden.

Die Experten geben sich überzeugt, dass das Projekt gute Chancen hat, erfolgreich zu sein. Eine Voraussetzung sei aber, dass es mit frischem Geld finanziert werde, es dürfe den bestehenden Unis nichts verloren gehen.

Kooperationen mit den bestehenden Hohen Schulen seien eine weitere wichtige Voraussetzung für das ISTA.

Harari warnte davor, bereits "in fünf Jahren" nach den ersten Nobelpreisen oder auch High-tech-Jobs zu fragen, die durch das ISTA entstanden sind. Es brauche jedenfalls Geduld über Legislaturperioden hinaus. Letztendlich werde sich der Erfolg aber einstellen, so der Experte.
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Gehrer will ISTA "zügig umsetzen"
Die unmittelbare Reaktion der Bildungsministerin auf die Präsentation des Berichts: "Zügig umsetzen" will Elisabeth Gehrer (ÖVP) das ISTA. Der Bericht des Internationalen Komitees streiche einmal mehr hervor, dass es derzeit eine "goldene Chance" für die Errichtung eines Spitzenforschungsinstitutes in Österreich gebe, betonte Gehrer in einer Aussendung. Als nächsten Schritt kündigte die Ressortchefin die Bestellung des ISTA-Kuratoriums an. Dieses werde dann den Präsidenten des Instituts ernennen.

Die SPÖ sieht die "Wichtigkeit ihrer Forderung nach einem unabhängigen Leitungsgremium" für die geplante Elite-Uni in Maria Gugging durch den Abschlussbericht der Expertenkommission "eindrucksvoll unterstrichen".
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Weizmann-Chef Chet: "Geist" nicht einfach kopierbar
Dass in Maria Gugging (NÖ) ein "neues" Weizmann Institut entstehen könnte, kann sich indessen der aktuelle Präsident Ilan Chet nur mit Abstrichen vorstellen. "Technisch wäre es schon möglich", so die Einschätzung des Wissenschaftlers, den Geist könne man aber so schnell nicht kopieren.

Das Weizmann-Institut in Rehovot (Israel) hat sich den Naturwissenschaften und den so genannten exakten Wissenschaften verschrieben, es wird überwiegend interdisziplinär geforscht. Und im administrativen Bereich gilt in Rehovot: Finanzierung durch Patente, ausgeklügelten Technologie-Transfer und Schenkungen.
Betreffend Infrastruktur überall zu realisieren
An den Besuch von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) mit einer Delegation an seinem Institut kann sich Chet noch entfernt erinnern: "Ja, es ist viel gefragt worden, wie es hier funktioniert", erzählt er. Über das österreichische Projekt weiß Chet aber sonst nicht viel.

Was die Infrastruktur betreffe, könne man so etwas natürlich überall auf der Welt aufbauen, analysiert er. Was den Rest betrifft, ist er sich nicht mehr so sicher. Dass sein Vorgänger als Präsident, Haim Harari, im österreichischen Experten-Team sitzt, ist ihm aber wohl bekannt.

[science.ORF.at/APA, 6.6.06]
->   Weizmann Institute of Science
->   http://science.orf.at/science/search?keyword=Elite-Uni&tmp=10679
 
 
 
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01.01.2010