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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima .  Leben 
 
Klimawandel: Tierwelt passt Erbgut an - mit Ausnahmen  
  Der Klimawandel schlägt sich bereits im Erbgut der Tierwelt nieder. Allerdings sind kleine Arten mit kurzer Lebensspanne meist besser in der Lage, sich genetisch auf die globale Erwärmung einzustellen. Dagegen laufen die großen Tierarten Gefahr, vom Klimawandel überrollt und ausgelöscht zu werden, warnen Evolutionsbiologen.  
Bild: C. Kolacz, University of Alberta,
Mönchsgrasmücke
William Bradshaw und Christina Holzapfel der Universität von Oregon berichten, dass sich zahlreiche Arten auf kürzere Winter eingestellt haben: Kanadas Eichhörnchen bekommen früher im Jahr Nachwuchs, europäische Vögel wie die Mönchsgrasmücke überwintern nicht mehr am Mittelmeer, sondern in Großbritannien, und Nordamerikas Mücken verhalten sich wie ihre Artgenossen im Süden.

Diese neuen Verhaltensweisen werden den Biologen zufolge vererbt und haben eine genetische Basis. Selbst das Erbgut von Fruchtfliegen zeige deutliche Veränderungen.
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Der Artikel "Evolutionary Response to rapid climate change" von William Bradshaw und Christina Holzapfel ist in der Fachzeitschrift "Science" (Bd. 312, 9. Juni 2006, S. 1477) erschienen.
->   Abstract
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Je kleiner, desto schneller die Umstellung ...
Je kleiner die Tierart, desto schneller sei in der Regel ihre Umstellung auf das wärmere Klima, schreiben die Autoren unter Verweis auf Studien.

"Bei Moskitos war die (genetische) Adaption nach fünf Jahren sichtbar. Bei den Rothörnchen äußerte sie sich langsam nach zehn Jahren", heißt es in der Fachzeitschrift "Science".
... mit Ausnahmen: Beispiel Kohlmeise
Doch der Zusammenhang zwischen Größe und Anpassungsfähigkeit gilt nicht für alle Tierarten: Die europäischen Kohlmeisen täten sich selbst nach 30 Jahren noch schwer mit der Umstellung auf die frühere Verfügbarkeit von Raupen, einer ihrer Hauptnahrungsquellen, schildern die Forscher.

Dieser Vogel "kann mit den veränderten Umweltbedingungen nicht Schritt halten und somit vom Aussterben bedroht sein", folgern Bradshaw und Holzapfel.
Manchen Tierarten droht das Aussterben
Bild: Max Planck Institute for Ornithology, Vogelwarte, Radolfzell, Germany
Rothörnchen bekommen früher im Jahr Nachwuchs
Ebenso dürften etliche große Tierarten im Norden auf Grund ihrer Lebensdauer das Rennen gegen die Klima- und Umweltveränderungen verlieren.

Ihnen droht dann, entweder ausgelöscht oder durch Artgenossen aus dem Süden ersetzt zu werden.

Generell seien es nicht die wärmeren Temperaturen, die den Tieren das Leben erschwerten, betonen die Biologen, sondern die Verschiebung der Jahreszeiten und dadurch bedingte Veränderungen in Flora und Fauna.

[science.ORF.at/dpa, 9.6.06]
->   Bradshaw-Holzapfel Lab
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01.01.2010