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So knifflig ist der Medizin-Eignungstest  
  Bei den Eignungstests für das Medizinstudium (EMS) in Wien und Innsbruck sollen in zehn Kategorien die Fähigkeit zur Lösung neuer Probleme überprüft werden - und nicht zuvor angelerntes Wissen.  
Der EMS wurde vom Schweizer "Zentrum für Testentwicklung und Diagnostik" entwickelt. In der Schweiz wird er seit 1998 durchgeführt, heuer steht er dort wie in Österreich am 7. Juli auf dem Programm.

Mehr als 5.600 Bewerbern für das Wintersemester 2006/07 stehen in Wien und Innsbruck 1.140 Anfänger-Studienplätze gegenüber. Mit Ergebnissen der Tests ist Ende Juli zu rechnen.
->   Mehr dazu: Massen-Selektion für Medizinstudium (3.7.06)
Kein Wissens-, sondern Eignungstest
Der EMS ist kein Wissenstest, sondern soll die Eignung für das medizinisch-naturwissenschaftliche Studium prüfen. Er besteht aus den zehn Untertests "Quantitative und formale Probleme", "Schlauchfiguren", "Textverständnis", "Planen und Organisieren", "Konzentriertes und sorgfältiges Arbeiten", "Medizinisch-naturwissenschaftliches Grundverständnis", "Gedächtnistest Figuren lernen", "Gedächtnistest Fakten lernen", "Muster zuordnen" sowie "Diagramme und Tabellen".

Die Bearbeitungszeit der einzelnen Untertests reicht von fünf bis 60 Minuten. Der Test wird auf Papier durchgeführt, die Antworten zu den 198 Aufgaben werden eingescannt und per Computer ausgewertet.

In Folge vier Beispiele für die Aufgaben des Tests - wer Lust hat, kann bei den ersten dreien selbst versuchen, die Lösung zu finden.
Test: Muster zuordnen
 


In diesem Untertest wird die Fähigkeit geprüft, Ausschnitte in einem komplexen Bild wieder zu erkennen. Dazu werden pro Aufgabe ein Muster (links) und je fünf Musterausschnitte (A) bis (E) vorgegeben (siehe Bild).

Die Testteilnehmerin oder der Testteilnehmer soll herausfinden, welcher dieser fünf Musterausschnitte an irgendeiner beliebigen Stelle deckungsgleich und vollständig auf das Muster gelegt werden kann.

In durchschnittlich 55 Sekunden je Aufgabe muss die Testperson die richtige Lösung finden.
Test: Medizinisches Grundverständnis
Dabei soll das Verständnis für Fragen der Medizin und der Naturwissenschaften geprüft werden. Es wird eine Textpassage zitiert, aus der bestimmte logische Schlüsse gezogen werden können.

Alle Fakten, die für die Beantwortung der Aufgabe notwendig sind, stehen im Text - spezielles medizinisches Vorwissen ist nicht erforderlich.
...
Beispieltext
"Im Kindesalter kann das Zentrum für Sprache, Spracherwerb und Sprachverständnis noch in der linken oder in der rechten Hälfte (Hemisphäre) des Gehirns in einem umschriebenen Hirnrindengebiet (sog. Sprachregion) angelegt werden. Spätestens im zwölften Lebensjahr sind die sprachlichen Fähigkeiten jedoch fest in einer der beiden Hemisphären verankert, und zwar bei den Rechtshändern in der Regel links, bei den Linkshändern in der Mehrzahl ebenfalls links, zum Teil aber auch rechts; die korrespondierende Region der Gegenseite hat zu diesem Zeitpunkt bereits andere Funktionen fest übernommen."
...
Welche der nachfolgenden Aussagen lässt bzw. lassen sich aus diesen Informationen ableiten?

Bei irreversiblen Hirnrindenverletzungen im Bereich der so genannten Sprachregion der linken Hemisphäre ...

I. kommt es bei erwachsenen Linkshändern in der Regel zu keinen wesentlichen Sprachstörungen.
II. kommt es bei einem Vorschulkind in der Regel zu einer bleibenden Unfähigkeit, die Muttersprache wieder zu erlernen.
III. ist bei zwanzigjährigen Rechtshändern die Fähigkeit, eine Sprache zu erlernen, in der Regel verloren gegangen.

Bei diesem Aufgabentyp folgen nach der Schilderung des Sachverhalts in der Regel drei oder fünf Aussagen (wie in den folgenden unten) in Form von Behauptungen. Die Testperson muss sich dabei entscheiden, ob sich die Aussagen aus den im Aufgabentext enthaltenen Informationen ableiten lassen:

(A) Nur Ausfall I ist zu erwarten.
(B) Nur Ausfall II ist zu erwarten.
(C) Nur Ausfall III ist zu erwarten.
(D) Nur die Ausfälle I und III sind zu erwarten.
(E) Nur die Ausfälle II und III sind zu erwarten.
Test: Quantitative und formale Probleme
Mit Hilfe dieses Untertests wird die Fähigkeit überprüft, im Rahmen medizinischer und naturwissenschaftlicher Fragestellungen mit Zahlen, Größen, Einheiten und Formeln richtig umzugehen.

Zum Beispiel: "Eine Broteinheit (BE) ist definiert als diejenige Nahrungsmenge in Gramm, die 12 Gramm Kohlenhydrate enthält. Bei der Verbrennung von 1 g Kohlenhydraten im Organismus werden 16 Kilojoule (kJ) an Energie frei. Ein Patient, der auf Diät gesetzt ist, soll pro Tag 4800 kJ zu sich nehmen, ein Fünftel davon in Kohlehydraten."

Wie viele sind dies täglich? (A) 60 BE; (B) 25 BE; (C) 6 BE; (D) 5 BE; (E) 0,5 BE.
Test: Figuren lernen
Gedächtnisleistungen sind wichtige Voraussetzungen für den Studienerfolg. Der Untertest "Figuren lernen" prüft, wie gut man sich Einzelheiten von Gegenständen einprägen und merken kann.

Für diesen Gedächtnistest wird nach der Mittagspause das Material zum Einprägen ausgeteilt. Vor der Abfrage des Gelernten wird der Untertest "Textverständnis" bearbeitet. Damit müssen die gelernten Figuren über eine Stunde im Gedächtnis behalten werden.

 


Ein Beispiel: gezeigte Figur zum Einprägen - gezeigte Figur beim Abfragen.

Die Testperson hat vier Minuten Zeit, um sich 20 solcher Figuren einschließlich der Lage der schwarzen Flächen einzuprägen.

Nach ca. einer Stunde muss sie angeben können, welcher Teil der Abbildung geschwärzt war, und dies direkt auf dem Antwortbogen eintragen.

[science.ORF.at, 3.7.06]
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01.01.2010