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Mit Hilfe von Hirnströmen auf Verbrechersuche  
  Große Mengen an Bildmaterial nach bestimmten Details zu durchsuchen gleicht oftmals der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Eine neue Methode soll die Auswertung von Bilddatenbanken nun um das Zehnfache beschleunigen und dadurch auch die Verbrechersuche erleichtern.  
Der Mediziner Paul Sajda und sein Team von der Columbia University in New York haben ein System entwickelt, C3Vision genannt, das mittels Elektro-Encephalogramm (EEG) die elektrischen Impulse des Gehirns misst, während der Benutzer die Bilder durchsieht.
Erkennung binnen 300 Millisekunden
Erblickt der Benutzer ein Bild, etwa das eines gesuchten Verdächtigen, so verzeichnet das EEG nach 300 Millisekunden eine Spitze an elektrischer Aktivität des Gehirns.

Diese Signale, P300 Response genannt, werden von einem angeschlossenen Computer registriert, dem betreffenden Bild zugeordnet und das Bild aussortiert.
Unterstützung von Polizei und Medizinern
Sajda könnte sich vorstellen, dass das System sowohl bei der Suche von Verdächtigen und Verbrechern angewendet werden könnte, als auch im medizinischen Bereich, etwa beim Durchsuchen von medizinischen Daten.

"Es ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen", sagte Sajda gegenüber dem britischen Magazin "New Scientist". "Wenn man ihn schnell durchsuchen kann, findet man vielleicht etwas, was heraussticht und das kann man sich dann genauer ansehen".
C3Vision in Tests bewährt
Sajdas Team überprüfte die Methode, indem sie Testpersonen 5.000 Fotos jeweils für eine Zehntelsekunde zeigten. Die Fotos zeigten überwiegend Landschaften, auf einigen wenigen waren auch Personen zu sehen.

Diese sollten die Testpersonen ausfindig machen und per Mausklick signalisieren. Die Geschwindigkeit und Genauigkeit ihrer Reaktionen wurde mit den Aufzeichnungen des C3Vision Systems verglichen.

Das digitale System erwies sich dabei sowohl als wesentlich schneller als auch genauer im Vergleich zur herkömmlichen Methode, bei dem die Testpersonen die Fotos manuell auswählen mussten.
Fehlerhaft bei Ablenkung
Doch das System hat auch seine Schwächen: Wurde die Aufmerksamkeit der Testperson abgelenkt, registrierte C3Vision eine falsche Auswahl.

Die zuverlässigste Methode, Bilder zu erkennen, ist nach Ansicht der Forscher eine Kombination aus C3Vision und herkömmlicher, manueller Auswahl. Die neue Technik soll vor allem einer Vorselektion von Bildern dienen.

[science.ORF.at, 6.7.06]
->   New Scientist
 
 
 
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01.01.2010