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Philosoph Liessmann "Wissenschaftler des Jahres"  
  Der Philosoph Konrad Paul Liessmann ist Österreichs "Wissenschaftler des Jahres 2006". Diese Auszeichnung des Klubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten wurde ihm am Montag in Wien verliehen.  
Der 53-Jährige ist Professor an der Fakultät für Philosophie der Universität Wien und ist mit seinen Populärbüchern, Essays, Kommentaren und Positionen gegenüber aktuellen moralischen, gesellschaftlichen und politischen Fragen bekannt geworden.
Preis für populäre Wissenschaft
Bild: APA
Konrad Paul Liessmann
Mit der Auszeichnung wollen die Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten vor allem das Bemühen von Forschern würdigen, ihre Arbeit und ihr Fach einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen und damit das Image der österreichischen Forschung zu heben.

Genau dies ist Liessmann nicht nur mit seiner publizistischen Arbeit gelungen, sondern etwa auch als science.ORF.at-Host und wissenschaftlicher Leiter des "Philosophicum Lech", ein Forum philosophischer, kultur- und sozialwissenschaftlicher Diskussion und Begegnung, das im Vorjahr bereits zum zehnten Mal stattgefunden hat.
->   Beiträge von Liessmann in science.ORF.at
"Mit Menschen auseinandersetzen"
Der am 13. April 1953 in Villach geborene Philosoph und Kulturpublizist richtet sich auch in der Ö1-Radioreihe "Denken und Leben" an breite Bevölkerungsschichten. "Es war in bestimmten Wissenschaftszirkeln lange verpönt, auch in öffentlichen Medien zu publizieren, auch eine einfachere Sprache zu finden. Das hat sich sehr stark geändert", resümiert Liessmann.

Seiner Auffassung nach heißt "philosophieren immer, sich mit Menschen auseinander setzen". Denn die Philosophie führt "immer wieder zurück zu unseren grundlegenden Fragen".
Philosophie ist nicht abgehoben
Und diese Fragen sind - entgegen dem weit verbreiteten Ruf der Philosophie als weltferne Gedankenspielerei - keineswegs abgehoben, sondern "betreffen uns alle": "Was ist ein sinnerfülltes Leben, war es falsch gelogen zu haben, hätte ich meine Wahlversprechen wirklich so abgeben sollen - diese Fragen drängen sich auch dem Nicht-Philosophen alltäglich auf", stichelt Liessmann.

Medizinischer Fortschritt, Sterbehilfe und Genforschung, Klimawandel und das "Prinzip Verantwortung" werfen für alle Menschen drängende Probleme auf, betont der Philosoph.
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Konjunktur der Philosophie - bis zum Wissenschaftsminister
Seine Disziplin, sagte Liessmann in Ö1, hat derzeit in Österreich Konjunktur : "Das könnte man so sehen, da sogar der Wissenschaftsminister Philosoph ist. Im öffentlichen Diskurs, in den Medien haben Philosophinnen und Philosophen in den letzten Jahren wichtige Beiträge geliefert. Das liegt daran, dass viele Themen am Tisch sind, die zumindest am Rande die Philosophie berühren."
->   Beitrag zu Liessmann in oe1.ORF.at
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Beruflicher Werdegang
Nach der Matura 1971 studierte Liessmann Philosophie, Germanistik, Geschichte, Psychologie und Soziologie an der Universität Wien. 1976 erlangte er den Magister-Titel, drei Jahre später wurde er zum Dr. phil. promoviert, 1989 folgte seine Habilitation. 1977 begann Liessmann zu unterrichten, 1979 wurde er Assistent. Seit 1995 ist er Professor für Philosophie an der Universität Wien. 1997 rief er das "Philosophicum Lech" ins Leben.
Denken gerade an Elite-Instituten nötig
Bild: APA
Wie der Alltag eines Philosophen abseits der universitären Verwaltungsarbeit aussieht, ist simpel: "Rein äußerlich unterscheidet sich die Arbeit des Philosophen nicht von der eines anderen Forschers: Er sitzt nämlich vor dem Computer", sagt Liessmann. Die Essenz der Tätigkeit jedoch ist seit Jahrtausenden dieselbe: "Philosophen denken nach."

Und dies ist keineswegs eine von den Erfolgen der Naturwissenschaften überholte Herangehensweise: "Die technischen Elite-Institutionen, an denen sich unsere Elite-Uni gerne orientieren würde, wie das MIT oder die ETH Zürich, haben alle große und berühmte philosophische Departments", betont Liessmann.
Politik übertrifft Kabarett
Zuletzt publizierte Liessmann über die "Theorie der Unbildung" und kann sich derzeit Häme über so manche aktuelle Regierungsansage nicht verkneifen. So sei Alfred Gusenbauers Ansage, wöchentlich Nachhilfe geben zu wollen, "ein echter Gag".

Wie überhaupt die Idee, dass Studenten über Nachhilfestunden ihre Studiengebühren abarbeiten können: "Es wird seit Jahren diskutiert, wie schwer didaktische Arbeit ist. Und jetzt soll das plötzlich jeder Zweitsemestrige können? Jeder Bundeskanzler?", fragt Liessmann ironisch. "Es wird für Kabarettisten immer schwieriger, die Realität zu übertreffen."
Die bisherigen Preisträger
Die Auszeichnung "Wissenschaftler des Jahres" haben bisher u.a. die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb (2005), der Mathematiker Rudolf Taschner (2004), der Immunologe Josef Penninger (2003), die Mikrobiologin Renee Schroeder (2002), der Theologe Ulrich Körtner (2001) und die Chirurgin Hildegunde Piza (2000) erhalten.

[science.ORF.at/APA, 22.1.07]
->   Konrad Paul Liessmann, Uni Wien
->   Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten
Die vergangenen "Wissenschaftler des Jahres" in science.ORF.at:
->   2005: Helga Kromp-Kolb (24.1.06)
->   2004: Rudolf Taschner (17.1.05)
->   2003: Josef Penninger (27.1.04)
->   2002: Renee Schroeder (15.1.03)
->   2001: Ulrich Körtner (18.1.02)
CDs von Konrad Paul Liessmann im Ö1-Shop:
->   Denken und Leben I
->   Denken und Leben II
->   Denken und Leben III
 
 
 
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01.01.2010