News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Epigenetik: Wissenschaftler identifizierten Marker  
  Zwei internationale Forscherteams haben neue Einblicke gewonnen, wie die Aktivierung von Genen geregelt wird. Die Erkenntnisse könnten die Analyse der Erbsubstanz erleichtern.  
Das menschliche Genom ist schon seit fast sieben Jahren entschlüsselt, doch mit der Aufklärung der Funktion ihrer Teile tut sich die Wissenschaft bisher eher schwer. Zwei wichtige Fortschritte wurden am Sonntag veröffentlicht.

So konnte eine US-Wissenschaftlergruppe signifikante Unterschiede zwischen Genom-Sequenzen, welche die Aktivierung von Genen an sich bewirken und solchen, welche die Aktivierung verstärken, entdecken.

Unter Beteiligung von Wiener Experten wurde ein Mechanismus geklärt, welcher zur Expression von Genen nach Stimulierung des Androgen-Rezeptors, ein hormonspezifisches Protein, führt.
...
Der Artikel "Distinct and predictive chromatin signatures of transcriptional promoters and enhancers in the human genome" von Bing Ren et al. ist als Vorabpublikation der Fachzeitschrift "Nature Genetics" (4. Februar 2007, doi: 10.1038/ng1966) erschienen, der Artikel "Cooperative demethylation by JMJD2C and LSD1 promotes androgen receptor-dependent gene expression" von Melanie Wissmann et al. online bei "Nature Cell Biology" (4. Februar 2007, doi: 10.1038/ncb1546).
...
Unterschied zwischen "Promotoren"...
Zwar weiß man, dass das menschliche Genom rund 25.000 Gene aufweist, doch in den nicht für Proteine kodierenden Anteilen sind jene Sequenzen versteckt, welche die Aktivierung von Genen regeln.

Das Problem: Während die "Promotoren", also jene Sequenzen, die überhaupt erst die Expression von Erbanlagen bewirken, zumeist in unmittelbarer Nähe "ihrer" Gene zu finden sind, hängt die Stärke der Aktivierung von "Enhancern" ab. Die sind aber oft weit entfernt.
... und "Enhancern" geklärt
Bing Ren vom Ludwig Institute for Cancer Research in San Diego im US-Bundesstaat Kalifornien und seine Co-Autoren untersuchten deshalb etwa ein Prozent des menschlichen Genoms auf solche regulatorische Abschnitte.

Dabei zeigte sich, dass aktive "Promotoren" durch eine dreifache Methylierung (anhängen von Methylgruppen) charakterisiert sind, "Enhancer" hingegen aber nur durch eine einfache Methylierung.

Die charakteristischen Unterschiede lassen sich offenbar auch zur Identifizierung noch nicht bekannter "Promotoren" bzw. "Enhancer" verwenden.
Mechanismus der Androgen-Rezeptoren
Die zweite Arbeit von Melanie Wissmann von der Universitätsklinik der Universität Freiburg in Deutschland erfolgte unter Mitarbeit von Experten um den Epigenetik-Spezialisten Thomas Jenuwein vom Institut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien.

Sie zeigten, dass zwei Proteine (JMJD2C und LSD1) quasi in Zusammenarbeit für die Expression von Genen verantwortlich sind, die über die Stimulierung der Androgen-Rezeptoren an Zellen gesteuert wird.

In beiden Fällen handelt es sich um Enzyme, die zur Abkopplung von Methylgruppen von jenen Eiweißkügelchen beitragen, auf denen die Erbsubstanz (DNA) aufgefädelt ist.

[science.ORF.at/APA, 5.2.07]
->   Ludwig Institute
->   Thomas Jenuwein - IMP
->   Alle Beiträge zum Stichwort Epigenetik in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010