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Forscher berechnen Gefährlichkeit von Drogen  
  Britische Mediziner haben eine Tabelle veröffentlicht, in der - legale und illegale - Drogen hinsichtlich ihrer Gefährlichkeit gereiht wurden. Die ersten Plätze belegen Heroin und Kokain, Alkohol liegt auf Platz fünf.  
Tabak befindet sich in der britischen Tabelle auf Platz neun, Cannabis an elfter Stelle, Ecstasy nur auf Platz 18. Um zu ihrer Rangreihung zu kommen, unterteilten die Forscher das Risiko der einzelnen Drogen in drei Kategorien und jeweils wiederum in drei Sub-Aspekte, die sie dann Drogenexperten - von der Polizei über Psychotherapeuten bis hin zu Ärzten - zur Einschätzung vorlegten.
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Der Artikel "Development of a rational scale to assess the harm of drugs of potential misuse" von David Nutt von der Universität Bristol und Kollegen ist am 22. März 2007 in der Fachzeitschrift "The Lancet" erschienen (Band 369, S. 1047-1053, DOI:10.1016/S0140-6736(07)60464-4).
->   Zum Originalartikel (nach Registrierung frei)
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Drei zentrale Aspekte, je drei Unterkategorien
Die drei zentralen Aspekte zur Risikoeinschätzung waren körperlicher Schaden, Abhängigkeit und sozialer Schaden. Diese Hauptkategorien wurden mit folgendermaßen detailliert:

- Körperlicher Schaden: akuter, chronischer, intravenöser Schaden
- Abhängigkeit: Intensität des "Wohlgefühls", psychologische, körperliche Abhängigkeit
- Sozialer Schaden: Rauschzustände, andere soziale Schwierigkeiten, Kosten für das Gesundheitswesen

Anhand dieser Kategorien bewerteten Drogenexperten aus den verschiedensten Feldern die Suchtmittel. Aus ihren Einschätzungen errechneten die Wissenschaftler die Rangreihung.
Abfolge auf hinteren Plätzen überrascht
Dass Heroin und Kokain auf Platz eins und zwei zu liegen kamen, überrascht nicht, sehr wohl aber die Abfolge auf den hinteren Plätzen.

So liegt Alkohol auf Platz fünf (nach Barbituraten und auf der Straße erhältlichem Methadon) und wird damit als deutlich gefährlicher eingeschätzt als etwa Amphetamine, Cannabis und LSD. Tabak liegt auf Platz neun und gilt den Experten ebenfalls als gefährlicher als Cannabis.
Diskrepanz mit Rechtslage
Die Forscher wollten mit ihrer Arbeit keineswegs zur Verharmlosung einzelner Suchtmittel beitragen, sondern auf die Diskrepanz mit der rechtlichen Lage hinweisen.

Denn während die als relativ gefährlich eingestuften Suchtmittel Alkohol und Tabak in Großbritannien frei verfügbar sind, sobald der Konsument älter als 16 ist, wird der Besitz von Ecstasy rechtlich geahndet. Ecstasy liegt in der Tabelle nur auf Platz 18, also weit hinter den "Volksdrogen".
Zwar räumen die Forscher auch Schwierigkeiten mit ihrem System der Reihung ein, schließlich gibt es von mehreren Drogen verschiedene Arten der Herstellung bzw. des Konsums, viele werden kombiniert eingenommen.

Dennoch meinen sie aber, dass die gesetzlichen Regelungen Vorstellungen über die Gefährlichkeit von Drogen suggerieren, die nicht der Realität entsprechen - und deshalb diskutiert werden müssten.

Elke Ziegler, science.ORF.at, 23.03.07
->   Department Neuroscience, Universität Bristol
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01.01.2010