News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
Neues Waffengesetz senkte Mordrate  
  Seit In-Kraft-Treten des strengeren Waffengesetzes 1997 ist die Zahl der Suizide und Morde mit Schusswaffen in Österreich deutlich zurückgegangen. Das zeigt eine Studie österreichischer Forscher.  
Demnach hat sich die Zahl der Waffenpässe, -scheine und -besitzkarten zwischen 1997 und 2005 um 24 Prozent reduziert.

Im selben Zeitraum sank die Zahl der Selbstmorde mit Schusswaffen um mehr als 26 Prozent, die Zahl der Waffenmorde sogar um über 67 Prozent, wie Studienautor Nestor Kapusta von der Medizinischen Universität Wien erklärte. Die Studie erscheint demnächst im "British Journal of Psychiatry".
Effekt der EU-Waffenrichtlinie
Es handelt sich bei der Arbeit um die erste europäische Längsschnittstudie zum Einfluss der EU-Waffenrichtlinie, die zur Verschärfung des österreichischen Waffengesetzes geführt hat, erklärte Kapusta von der Uni-Klinik für Psychoanalyse und Psychotherapie, der gemeinsam mit Gernot Sonneck und Elmar Ezersdorfer die Untersuchung durchgeführt hat. Weil die Untersuchung in dem Fachmagazin noch nicht publiziert ist, dürfen die Forscher die genauen Daten noch nicht veröffentlichen.

Doch die Tendenz ist eindeutig: "Die statistischen Ergebnisse weisen eine signifikante Trendänderung der Waffen-Suizide und Waffen-Morde auf", so die Wissenschaftler. Entgegen häufig geäußerter Vermutungen kam es durch die Verschärfung des Waffengesetzes zu keiner Erhöhung anderer Suizid-Methoden.
Klarer Zusammenhang mit Verfügbarkeit
Bereits im Herbst des Vorjahres haben die Forscher eine Studie veröffentlicht, wonach Selbstmorde mit Schusswaffen in jenen Bundesländern häufiger sind, in denen eine es höhere Rate an Waffenpässen (gemessen an der Bevölkerungszahl) gibt. Dies sei die erste publizierte Querschnittuntersuchung aus Europa gewesen, die nachwies, dass Waffenverfügbarkeit mit Waffensuiziden stark zusammenhängt.

"Beide Studien liefern nun harte Daten für Österreich bzw. Europa, wonach Waffenprävention tatsächlich die von der Waffenlobby häufig geleugnete positive Wirkung zeigt", so die Wissenschaftler. "Die höhere Verfügbarkeit von Waffen erhöht das Risiko für Waffen-Suizide und -Morde."

[science.ORF.at/APA, 19.4.07]
->   MedUni Wien: Psychoanalyse und -therapie
->   Das Stichwort Waffen im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010