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Warum Fasten das Leben verlängert  
  Dass eine reduzierte Nahrungsaufnahme das Leben verlängern kann, ist schon seit langem bekannt. Französische und US-amerikanische Forscher haben nun an Fadenwürmern herausgefunden, warum das so ist. Ein Erbfaktor namens PHA-4 liefert nicht nur die genetische Grundlage für den Fasten-Effekt, er macht die Tiere auch agiler.  
Im Prinzip gibt es gibt es auch beim Menschen ähnliche Gene wie PHA-4. Ob sie bei diesem dieselbe Rolle spielen, ist indes offen.
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"PHA-4/Foxa mediates diet-restrictioninduced longevity of C. elegans" von Siler H. Panowski et al. erschien auf der Website von "Nature" (doi: 10.1038/nature05837).
->   Nature
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Auf den Menschen übertragbar?
 
Bild: Siler Panowski

Molekularbiologen werteten die Ergebnisse laut "Nature" als "Durchbruch", der die Ausrichtung der genetischen Altersforschung verändern könne. Allerdings warnten sie davor, die Ergebnisse direkt auf den Menschen zu übertragen, dessen Organismus weitaus komplizierter als der des Wurms ist.

Wissenschaftler sind seit längerem der Ansicht, dass einzelne Gene den Altersprozess maßgeblich beeinflussen können. Früher wurde dieser als unkontrollierbarer Verfallsprozess betrachtet.
Zwei Hauptwege, jung zu bleiben: Insulinhemmer ...
"Es gibt zwei Hauptwege, um das Leben zu verlängern", erläutert Hugo Aguilaniu, einer der Autoren der Studie. Einer sei, auf Zell-Ebene die Empfänglichkeit für Insulin zu verringern. "Das ist bereits gut bekannt. Es wurden genetisch veränderte Mäuse gezüchtet, die doppelt so lang leben."

Dabei gebe es aber unwillkommene Nebenwirkungen, darunter ein gehemmtes Wachstum der Tiere und Probleme bei der Vermehrung.
... und Kalorienreduktion
Der zweite Weg sei die Einschränkung der Nahrungsaufnahme. "Wenn Sie einem Tier nur noch 70 Prozent seines normalen Futters geben, lebt es 20 bis 30 Prozent länger", sagte Aguilaniu. Bem Menschen sei dadurch eine Lebensverlängerung um 15 bis 20 Jahre möglich.

Bisher sei aber nicht bekannt gewesen, wie dieser Prozess funktioniert. Bei ihren Tests schalteten Aguilaniu und seine Kollegen das Gen PHA-4 im erbgut der Fadenwürmer aus. Das Ergebnis: Sie lebten selbst dann nicht mehr länger, wenn sie ein reduziertes Nahrungsangebot bekamen.
PHA-4 macht alte Würmer rüstiger
Dies bewies aber noch nicht, dass PHA-4 auch ohne veränderten Menüplan die Lebensspanne verlängern kann. In einem weiteren Test sorgten die Forscher deshalb dafür, dass das Gen stärker aktiv wurde als normalerweise. "Die Tiere lebten 20 bis 30 Prozent länger", auch wenn sie normal aßen, sagte der Forscher.

Wurde dies mit einer eingeschränkten Nahrungsaufnahme kombiniert, stieg die Lebenserwartung demnach noch weiter: "Interessant ist aber auch, dass Tiere mit Futterbeschränkung dynamischer sind", sagte Aguilaniu weiter. Insgesamt ergebe sich eine dann längere Spanne, in der die Tiere bis ins Alter gesund blieben. Damit steige auch die Lebensqualität (sofern man bei Würmern überhaupt von einer solchen sprechen kann).
Wirkprinzip des Fastens bei Säugern gleich
Für den Menschen sei die Arbeit bisher rein theoretischer Natur, betonte Aguilaniu. Die beim Wurm eingesetzten Techniken seien nicht übertragbar. "Aber alle Studien zeigen, dass Nahrungsbeschränkung auf dieselbe Weise bei Würmern wie bei Mäusen und Menschen wirkt."

Wenn die Forschung ein Molekül finden könne, dass diesen Prozess beeinflusse, dann werde es auch Medikamente für Langlebigkeit geben.

[science.ORF.at/AFP, 3.5.07]
->   Gene Summary for pha-4 - wormbase.org
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01.01.2010