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"Doktorvater": Arbeit von Hahn war korrekt  
  In der Diskussion über nicht korrekt zitierte Stellen in der Doktorarbeit von Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) kontert nun sein "Doktorvater" Peter Kampits: Hahns Arbeit sei wissenschaftlich korrekt.  
Schwerwiegend sind sie schon die Vorwürfe, die der Salzburger Medienwissenschaftler Stefan Weber gegen Hahn erhebt. Seine Dissertation über Stadtphilosophie aus dem Jahr 1987 enthalte mangelhaft als solche ausgewiesene Zitate des Philosophen Leopold Kohr.

Der Dekan der Philosophischen Fakultät der Uni Wien, Peter Kampits, hat die Arbeit seinerzeit selbst beurteilt und sagt, dass sie wissenschaftlich korrekt ist. Die Zitierregeln hätten sich zwar in den letzten 20 Jahren nicht generell geändert, wie Hahn behauptet hatte, aber es gebe gar keine absolut verbindlichen Regeln.
->   Plagiatjäger Weber greift Wissenschaftsminister an (24.5.07)
Zitierregeln haben sich zum Teil geändert
"Die Zitierregeln sind auch heute noch unterschiedlich und werden auch unterschiedlich angewendet", meinte Kampits im Ö1-Mittagsjournal.

"Es gibt solche, bei denen die Fußnote in den Text hineingearbeitet wird, man kann die Fußnote an die Seite oder nach hinten stellen etc. Was ich in Erfahrung bringen konnte, war, dass die Einrückung von bestimmten Partien auch ohne Gänsefüßchen als Zitat gewertet werden kann. Und das ist teilweise in der Arbeit der Fall, wobei ich das aber nicht gravierend beurteile, weil bei den diskriminierten Partien vorher und nachher sehr klare Verweise auf den Autor Leopold Kohr mit genauer Seitenangabe erfolgt sind", so Kampits.
Versuch einer "Stadtphilosophie"
Das Thema von Johannes Hahns Doktorarbeit war "Perspektiven der Philosophie heute - dargestellt am Phänomen Stadt". Doktorvater Pezer Kampits kann sich noch daran erinnern:

"Es ging um Stadtphilosophie, das war damals 1987 ein relativ innovatives Gebiet, inzwischen gibt es mehrere Untersuchungen darüber. Hahn hat versucht, eine eigene Philosophie des Urbanen zu entwickeln. Er ging der Frage nach, welche Elemente der Philosophie für grundsätzliche Erwägungen zur Stadtentwicklung, zum Urbanwesen und dgl. verwendet werden können."

Die Uni Wien wird die Vorwürfe zwar überprüfen, aber Kampits rechnet nicht mit einer Verurteilung oder gar der Aberkennung von Hahns Doktortitel.

Martin Haidinger, Ö1 Wissenschaft, 25.5.07
->   Wissenschaftsministerium
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Plagiate
 
 
 
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01.01.2010