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Ein Fußballspiel dauert nur 55 Minuten  
  Von wegen 90 Minuten: Deutsche Sportwissenschaftler haben die Unterbrechungen von Fußballspielen untersucht. Alleine Freistöße verursachen ihnen zufolge knapp 14 Minuten Stehzeiten pro Match.  
Alle Unterbrechungen zusammen nehmen ungefähr 35 Minuten in Anspruch, fanden Martin Lames und Claudia Augste vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Augsburg heraus.

Im Durchschnitt gibt es ihnen zufolge 117 Unterbrechungen pro Spiel - das sind 1,3 pro Minute.
1.700 Unterbrechungen in 16 WM-Spielen untersucht
"Da könnte man auf die Idee kommen, dass bei der EM die große Langeweile ausbricht", resümiert Lames, meint dies allerdings nicht ganz ernst: "So ist nun einmal die Struktur des modernen Spitzenfußballs, der uns trotzdem alle in seinen Bann schlägt."

Die Fußballforscher haben ein Beobachtungssystem entwickelt, mit dem Spielunterbrechungen - Einwürfe, Freistöße, Abstöße, Anstöße, Eckbälle, Verletzungen, Auswechslungen oder Elfmeter - registriert und klassifiziert werden können.

Marcel Baur hatte nun das "Vergnügen", die 1.686 Unterbrechungen der 16 Spiele der WM-Endrunde 2006 im Rahmen seiner Staatsexamensarbeit zu analysieren.
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Wird auch bei der EM nicht anders sein
"Wir gehen davon aus, dass die Ergebnisse der WM sich sehr ähnlich wieder bei der EM zeigen werden, aber das werden wir im Rahmen unseres Forschungsschwerpunkts Fußball natürlich überprüfen", so Lames in einer Aussendung der Uni Augsburg.
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Taktische Maßnahmen
Zahlreiche Ergebnisse liegen zur Rolle von Spielunterbrechungen als taktisches Mittel vor. "Besonders die Torhüter zeigen ein ausgeprägtes Zeitgefühl", berichtet Lames. "Während ein Abstoß bei Rückstand in der letzten Viertelstunde gerade mal zwölf Sekunden beansprucht, findet man bei Vorsprung etwa den doppelten Wert."

Ähnliches gilt für Einwürfe, an deren Dauer man theoretisch während des gesamten Spiels ablesen kann, ob die einwerfende Mannschaft in Führung liegt oder nicht. Weniger deutlich ist dies bei Eckbällen, da deren Unterbrechungszeit häufig für das Aufrücken kopfballstarker Abwehrspieler benötigt wird, was zu einer in etwa konstanten Dauer von 25 Sekunden führt.

"Wenn kurz vor Schluss eine Führung verteidigt werden soll, geht man das Risiko aufgerückter Verteidiger nicht mehr ein und greift eher zu einer kurzen Ecke, wie frühere Untersuchungen gezeigt haben", meint Augste, selbst ehemalige Bayern-Auswahlspielerin
66 Sekunden für den Biernachschub
Zum Schluss hat der Bewegungswissenschaftler Lames noch einen Tipp für alle Bierholer:

Sobald der Schiedsrichter die Mediziner aufs Feld winkt, sei eine gute Gelegenheit, die Vorräte aufzufüllen. Denn das Spiel werde im Durchschnitt erst 66 Sekunden später fortgesetzt.

[science.ORF.at, 29.5.08]
->   Martin Lames, Universität Augsburg
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Fußball
 
 
 
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01.01.2010