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Bärtierchen trotzen kosmischer Strahlung  
  Nur wenige Organismen schaffen es, im freien Weltall für kurze Zeit zu überleben. Neben Flechten und Bakterien erweist sich laut einer neuen Studie auch das Bärtierchen als derart widerstandsfähig.  
Bärtierchen gehören zu den widerstandsfähigsten Lebewesen der Erde. Wenn sie nicht gerade dem All schutzlos ausgeliefert sind, verbringen sie ihr Leben gerne in feuchten Moosflecken. Trocknen diese aus, versetzen sich die ein Millimeter großen Tierchen in eine Art Scheintod, der sie selbst gegenüber den rauesten Umweltbedingungen unempfindlich macht.
Besonders widerstandsfähig
Weder Kälte noch Hitze können den Tierchen in diesem Zustand etwas anhaben - selbst ihre Resistenz gegenüber Strahlung ist in der Natur einzigartig. Wie effektiv dieser Zustand die Tiere schützen kann, zeigt nun das Experiment einer deutsch-schwedischen Forschergruppe.

Für den Versuch wurden zwei Arten von Bärtierchen in den Orbit geschossen - Die schwedischen Forscher der Kristianstad Universität in Stockholm entschieden sich für Richtersius coronifer. Die deutsche Gruppe um Ralph O. Schill vom biologischen Institut der Universität Stuttgart wählten Milnesium tardigradum.
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Die entsprechende Studie, "Tardigrades survive exposure to space in low Earth orbit", ist in "Current Biology" erschienen (Bd. 18, R1-R8).
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Nach Bestrahlung immer noch gesund
 
Bild: Uni Stuttgart

Zehn Tage waren die Tiere dem Vakuum und der niedrigen Temperatur des Weltraums ausgesetzt. Der fehlende Druck und die Kälte schien ihnen jedoch nichts auszumachen. Schließlich setzten die Forscher die Tiere kosmischer und ultravioletter Strahlung aus.

Von allen Tieren überlebten nur drei Exemplare der Art Milnesium tardigradum (Bild oben). Sie waren danach immerhin noch in der Lage sich fortzupflanzen.
Verbreitung auf anderen Planeten ...
Das Ziel des Experiments war jedoch nicht nur, etwas über die Widerstandsfähigkeit der Bärentierchen zu erfahren. Für die NASA ging es auch darum herauszufinden, ob biologische Organismen interplanetare Flüge überleben können. Dahinter steht folgende Frage: Könnten sich diese Organismen - etwa durch Raumschiffe - von einem Planeten auf einen anderen übertragen?

"Die Ergebnisse des Experiments zeigen, wie widerstandsfähig Lebensformen von der Erde sein können", sagte Catharine Conley, Planetary Protection Officer bei der NASA gegenüber dem Online-Dienst von "Nature". Ihre Aufgabe ist es zu verhindern, dass die NASA mikroskopisch kleine Lebewesen auf fremde Planeten transportiert, die sich dort vermehren könnten. Ein Bärtierchen als blinder Passagier ist jedoch schwer vorstellbar.

Vor den Versuchen waren Bakterien und Flechten die einzig bekannten Organismen mit Raumfahrtsqualität. Wie es derzeit aussieht, sind sie immer noch die wahrscheinlicheren Kandidaten für die Verbreitung auf fremden Planeten.
... dennoch unwahrscheinlich
"Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass sich Bärtierchen irgendwann auf fernen Planeten vermehren. Tardigrada benötigen nämlich auch Futter", sagte Conley. "Wenn man sich überlegt, welcher Organismus sich am ehesten auf dem Mars verbreiten könnte, wäre es wahrscheinlich eine Flechte oder ein Bakterium mit der Fähigkeit zur Photosynthese."

Sebastian Schrottenbach, science.ORF.at, 9.9.08
->   Ralph O. Schill - Biologisches Institut Universität Stuttgart
->   K. Ingemar Jönsson - Kristianstad Universität Stockholm
->   Nature - News
 
 
 
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01.01.2010