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"Austro-Nobelpreis" an Quantenphysiker Markus Arndt  
  Der Quantenphysiker Markus Arndt (43) von der Universität Wien erhält den Wittgenstein-Preis 2008. Der jährlich vergebene, mit 1,5 Mio. Euro höchst dotierte Wissenschaftspreis des Landes gilt als "Austro-Nobelpreis".  
Gleichzeitig wurden die mit je bis zu 1,2 Millionen Euro dotierten START-Preise an acht Nachwuchs-Wissenschaftler vergeben.

Das gaben Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) und der Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, Christoph Kratky, am Montag in Wien bekannt.
Auch schon einen START-Preis bekommen
Arndt, geboren am 14. September 1965 in Unkel am Rhein in der Nähe von Bonn (Deutschland), ist der zweite Wissenschaftler nach dem Physiker Ferenc Krausz, der nach dem START-Preis auch den Wittgenstein-Preis erhält.

Mit 43 Jahren ist Arndt auch einer der jüngsten Preisträger seit Bestehen des Programms. 1997 kam er als Postdoc zu Experimentalphysiker Anton Zeilinger nach Innsbruck und wechselte mit ihm auch nach Wien. Seit 2004 ist Arndt Professor für Quantennanophysik in der Gruppe Quantenoptik, Quantennanophysik und Quanteninformation der Uni Wien.
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Dominanz der Männer
Der Wittgenstein-Preis wird seit 1996 jährlich vom Bildungsministerium vergeben. Die Auswahl wird vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) abgewickelt. Seit Beginn wurden insgesamt mehr als 100 Mio. Euro für das Wittgenstein- und START-Programm ausgegeben. Von den 22 Preisträgern seither sind nur drei Frauen, ebenfalls nur drei Auszeichnungen gingen an Vertreter der Geistes- und Sozialwissenschaften.
->   Wittgenstein-Preis, FWF
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Quantenphysik bei größeren Komplexen
Bild: APA/Georg Hochmuth
Markus Arndt
Schwerpunkt der Arbeit des Physikers ist "Materiewellenphysik von Nanomaterialien". Hinter diesem sperrigen Titel verbirgt sich der Versuch der Wissenschaftler, die Phänomene der Quantenwelt bei immer größeren Komplexen wie Atomen und Molekülen nachzuweisen. Ursprünglich wurde angenommen, dass die teils seltsam anmutenden Quanteneigenschaften auf kleinste Teilchen beschränkt sind.

Ein Beispiel für ein solches Quantenphänomen ist die etwa von Lichtteilchen (Photonen) bekannte sogenannte Teilchen-Welle-Dualität.

Die masselosen Photonen funktionieren einmal als Teilchen, so als würden winzige Pünktchen durch die Gegend sausen. Andererseits zeigen sie aber auch Wellencharakter. Wie Wellen auf einer Wasseroberfläche können Lichtwellen entweder einander verstärken oder auch auslöschen.
Quantenphysik bei größeren Komplexen
Schwerpunkt der Arbeit des Physikers ist "Materiewellenphysik von Nanomaterialien". Hinter diesem sperrigen Titel verbirgt sich der Versuch der Wissenschaftler, die Phänomene der Quantenwelt bei immer größeren Komplexen wie Atomen und Molekülen nachzuweisen. Ursprünglich wurde angenommen, dass die teils seltsam anmutenden Quanteneigenschaften auf kleinste Teilchen beschränkt sind.

Ein Beispiel für ein solches Quantenphänomen ist die etwa von Lichtteilchen (Photonen) bekannte sogenannte Teilchen-Welle-Dualität. Die masselosen Photonen funktionieren einmal als Teilchen, so als würden winzige Pünktchen durch die Gegend sausen. Andererseits zeigen sie aber auch Wellencharakter. Wie Wellen auf einer Wasseroberfläche können Lichtwellen entweder einander verstärken oder auch auslöschen.
Doppelspalt: Ein klassisches Experiment
Ein einfacher Versuch zum Nachweis der Welleneigenschaft des Lichts ist das sogenannte Doppelspaltexperiment. Schickt man Licht durch zwei sehr enge und knapp neben einander liegende Spalten, so entstehen auf einem Schirm hinter diesem Doppelspalt sogenannte Beugungsmuster, also helle und dunkle Bereiche.

In den hellen Arealen verstärken die Lichtwellen einander, in den dunklen löschen sie sich aus. Die Forscher sprechen dabei auch von Interferenz.

Erst seit wenigen Jahren gelingt es Wissenschaftlern auch mit größeren und massiven Teilchen den Wellencharakter experimentell zu zeigen. So erzeugten die Wiener Experimentalphysiker um Anton Zeilinger und Markus Arndt 1999 erstmals Beugungsmuster auch mit relativ großen Fullerenen. In den folgenden Jahren gelang es Arndt und Kollegen, bei immer größeren Molekülen Welleneigenschaften nachzuweisen.
Massegrenze vergrößern mit dem Preisgeld
Mit dem Wittgenstein-Preis will Arndt versuchen, die Grenzen bezüglich Masse und Komplexität von Teilchen auszuloten, bei denen noch Interferenz nachgewiesen werden kann. "Wir wollen die Massegrenze um den Faktor 1.000 vergrößern", sagte Arndt.

Dazu sollen Metall-Cluster verwendet werden, wozu aber u.a. noch neue Kühlmethoden für Moleküle entwickelt werden müssen, weil die Temperaturen für solche Versuche um einen Faktor 100 bis 1.000 gegenüber den bisherigen Experimenten gesenkt werden müssen.
Vorstufe zu Weltraum-Experimenten
Bisher ist den Wiener Physikern gelungen, Interferenz mit Molekülen mit rund 3.000 Protonen-Massen zu erzeugen. Bei erdgebundenen Experimenten wird angenommen, dass die Grenze bei einer bis zehn Millionen Protonen-Massen liegt.

Dann werde der Einfluss der Gravitation so stark, dass die Anforderungen an die Experimente auf der Erde den Wissenschaftern als zu schwer erscheinen. Ohne störenden Einfluss der Gravitation, also in Schwerelosigkeit, könnte die Massengrenze für Quanteneffekte noch einmal um den Faktor 1.000 größer sein, weshalb die Wissenschaftler bereits überlegen, solche Experimente eines Tages im Weltall durchzuführen.

"Was wir jetzt mit dem Wittgenstein-Geld machen, dient gleichzeitig auch als Vorstudien dazu", sagte Arndt.
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Die acht START-Preisträger
An acht Spitzen-Nachwuchsforscher wurden die mit bis zu 1,2 Millionen dotierten START-Preise vergeben:
- Markus Aspelmeyer vom Institut für Quantenoptik und Quanteninformation, ÖAW Wien ("Quantum-Opto-Mechanik"),
- Tom J. Battin vom Department für Frischwasserökologie, Universität Wien ("Architektur der Kohlenstoffflüsse in Bächen und Flüssen"),
- Massimo Fornasier vom Johann Radon Institute for Computational and Applied Mathematics (RICAM), ÖAW Linz ("Approximation und Optimierung in höheren Dimensionen"),
- Daniel Grumiller vom Institut für Theoretische Physik, Technische Universität Wien ("Schwarze Löcher in AdS, im Universum und in analogen Systemen"),
- Alexander Kendl vom Institut für Ionenphysik und angewandte Physik, Universität Innsbruck ("Turbulenz in magnetisierten Plasmen: Strukturbildung und Transport"),
- Karel Riha vom Gregor Mendel Institut für Molekulare Pflanzenbiologie, ÖAW Wien ("Mechanismen zum Schutz der Chromosomenenden") sowie
- Kristin Tessmar-Raible ("Einsichten in die molekularen Mechanismen lunarer Rhythmen") und
- Christina Walds ("RNA-Faltung in der lebenden Zelle"), beide von den Max F. Perutz Laboratories, Universität Wien.
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Diplomanden anstellen
Die Mittel des Wittgenstein-Preises sind Arndt aber auch in anderer Hinsicht willkommen. "Einige Diplomanden sind gerade fertig geworden und die kann ich nun anstellen", sieht er die Auszeichnung auch als "Beschäftigungsprogramm für sehr gute Forscher".

Mit ihnen will er auch erste experimentelle Hinweise weiterverfolgen, die zeigten, dass man Quantenmethoden verwenden kann, um an der Grenze zwischen Physik und Chemie Eigenschaften von Molekülen "auf neue Art und präziser als mit anderen Methoden vermessen kann".

Weiters will er Oberflächenphysik mit Interferometrie verknüpfen - im Hinblick auf eine neue Art der Molekül-Lithographie. Das Ziel: Mit Hilfe der Interferenz Nano-Strukturen zu erzeugen.

[science.ORF.at/APA, 10.11.08]
->   Markus Arndt, Uni Wien
->   Wittgenstein-Preisträger-Club
->   Wissenschaftsministerium
Wittgensteinpreise der vergangenen Jahre:
->   2007: Biochemiker Zechner und Mathematiker Krattenthaler
->   2006: Physiker Jörg Schmiedmayer
->   2005: Physiker Grimm und Genetiker Dickson
->   2004: Historiker Walter Pohl
->   2003: Biochemikerin Renée Schroeder
 
 
 
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01.01.2010