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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Klimawandel: 50 Prozent von Hunger bedroht  
  Der Klimawandel wird in den kommenden Jahrzehnten die Lebensmittelversorgung weltweit massiv gefährden. Gegen Ende des Jahrhunderts könnte die Hälfte der Erdbevölkerung von Hungersnöten bedroht sein, warnen US-Forscher.  
Gefährdet sind vor allem die Menschen in den Tropen und Subtropen, aber auch Bewohner gemäßigter Klimazonen etwa in Europa.
40 Prozent weniger Ernte?
Der Klimaforscher David Battisti von der Universität von Washington in Seattle und die Umweltökonomin Rosamond Naylor von der Universität Stanford entwerfen ein beängstigendes Szenario:

Ihren Berechnungen zufolge, die auf bisherigen Messdaten und 23 verschiedenen Klimamodellen beruhen, werden allein die höheren Temperaturen in den Tropen und Subtropen die Ernteerträge von Grundnahrungsmitteln wie Mais oder Reis um bis zu 40 Prozent verringern - und das bei deutlich steigender Bevölkerungszahl.

Weiter verschlimmert wird das Problem den Forschern zufolge durch die austrocknenden Böden.
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Die entsprechende Studie der beiden Forscher - "Historical Warnings of Future Food Insecurity with Unprecedented Seasonal Heat" - ist in "Science" erschienen (Bd. 323, S. 240, 9.1.08).
->   Science
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Äquatorregionen und Afrika besonders betroffen
Betroffen davon sind die äquatornahen Regionen bis etwa zum 35 Grad nördlicher und südlicher Breite - also Amerika vom Süden der USA bis nach Nordargentinien, in Asien unter anderem Indien und der Süden von China sowie weite Teile Australiens und der gesamte afrikanische Kontinent.

In diesen Gebieten liegen die ärmsten Länder der Welt, zusätzlich wächst dort die Bevölkerung besonders schnell. Die gegenwärtige Bewohnerzahl von über drei Milliarden Menschen wird sich bis zum Jahr 2100 voraussichtlich verdoppeln.
Viele "Jahrhundertsommer" in Europa?
Auch die gemäßigten Breiten bleiben nicht verschont: In Europa werden Extremphänomene wie der Jahrhundertsommer 2003 den Kalkulationen der Forscher zufolge in vielen Ländern die Regel sein und ebenfalls die Ernteerträge deutlich schmälern.

In den Monaten Juni bis August 2003 lag die Durchschnittstemperatur in Frankreich um 3,6 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel. Die dortigen Landwirte ernteten im Vergleich zum Vorjahr 21 Prozent weniger Weizen, 25 Prozent weniger Obst und 30 Prozent weniger Mais.
Gewaltige Völkerwanderungen prophezeit
"Wenn die zunehmenden Temperaturen am Ende des 21. Jahrhunderts dauerhaft hoch bleiben und in weiten Teilen der Welt die bisher gemessenen heißesten Werte weit übersteigen, dann ist die globale Lebensmittelversorgung ernsthaft gefährdet", warnt Battisti.

Die aus der Erderwärmung resultierenden Hungersnöte werden der Studie zufolge gewaltige Völkerwanderungen auslösen.

"Früher konnten sich die Menschen woanders hinwenden, um Nahrung zu bekommen", sagt Battisti. "Aber in der Zukunft wird es keinen anderen Ort mehr geben. Hunderte Millionen Menschen werden nach Lebensmitteln suchen."
Rekord-Sommertemperaturen in den nächsten Jahrzehnten
 
Bild: Science/AAAS

Wahrscheinlichkeit, dass die Durchschnittstemperaturen zukünftiger Sommer über dem jemals gemessenen Höchstwert liegt. Beispiel: bei den roten Bereichen ist es zu mehr als 90 Prozent wahrscheinlich, dass die durchschnittlichen Sommertemperaturen über den höchsten Werten liegen, die jemals gemessen wurden (Messzeitraum 1900 bis 2006).

Das obere Bild betrifft den Zeitraum 2040 bis 2060, das untere den Zeitraum zwischen 2080 und 2100.
Szenario "sehr wahrscheinlich"
Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich seine Klimaprognose erfüllt, beziffert Battisti auf mehr als 90 Prozent. "Wenn alle Zeichen in die gleiche Richtung weisen - und in diesem Fall ist das eine sehr üble Richtung - dann weiß man ziemlich genau, was passieren wird", sagt der Klimaforscher.

"Man kann es entweder geschehen lassen und sich schmerzhaft daran anpassen, oder man kann dafür planen. Man könnte es auch abschwächen und von vornherein nicht geschehen lassen, aber in dieser Hinsicht leisten wir derzeit keine gute Arbeit."

[science.ORF.at/APA/AP, 8.1.09]
->   David S. Battisti, University of Washington
->   Rosamond Naylor, University of Stanford
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Klimawandel
 
 
 
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01.01.2010