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Schmerzempfindung sichtbar gemacht  
  Menschen empfinden die gleiche Art von Schmerz auf die unterschiedlichste Weise. Eine Studie hat jetzt herausgefunden, warum das so ist. Die Ergebnisse sollen zur Entwicklung einer individuell abgestimmten Schmerztherapie beitragen, wie das Fachmagazin Science in seiner aktuellen Ausgabe berichtet.  
So genannte Opioid-Rezeptoren im Gehirn spielen bei der Schmerzverarbeitung eine wichtige Rolle. Daher spritzten Jon-Kar Zubieta und sein Team von der Universität Michigan auf der Suche nach dem Grund für die unterschiedliche Schmerzverarbeitung 20 Freiwilligen eine Lösung mit radioaktiven Teilchen, die sich ausschließlich an Opioid-Rezeptoren binden. Dann lösten sie bei den Probanden Schmerzen aus, die 20 Minuten lang anhielten.

Mit Hilfe eines Positronen-Emissions-Tomographen (PET) beobachteten sie, wie stark die Opioid-Rezeptoren aktiviert wurden. Gleichzeitig machten die Studienteilnehmer Angaben über ihre Schmerzempfindungen und ihre Emotionen.
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Scharf oder zwickend bis ängstlich und grausam
Um ihre körperliche Reaktion auf den Schmerz zu beschreiben schwankten die Versuchpersonen zwischen scharf und stechend, zwickend, heiß und kribbelnd. Ihre emotionale Reaktion beschrieben sie mit ängstlich, schrecklich, bestrafend, grausam und beißend.
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Opioid-Rezeptoren und Endorphine...
Neben der Beobachtung der Aktivität der Opioid-Rezeptoren wurde auch das Ausmaß der Endorphin-Ausschüttung gemessen. Denn diese körpereigenen Opioide beeinflussen das Schmerzempfinden ebenfalls.

Die Wissenschaftler beobachteten: Je mehr Opioid-Rezeptoren aktiviert und je stärker schmerzstillende Substanzen wie die Endorphine ausgeschüttet wurden, desto weniger Schmerzen verspürten die Teilnehmer.
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Endorphine
Endorphine spielen nicht nur bei den Bemühungen des Körpers Schmerz zu bekämpfen eine Rolle, sondern kontrollieren auch die Stressreaktionen des Körpers, regulieren die Ausschüttung von Hormonen und beeinflussen Stimmung und Laune. Ihre chemische Struktur ist der von Morphium sehr ähnlich.
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....beide variieren
''Wir haben gezeigt, dass sowohl die Zahl der Rezeptoren für die endogenen Schmerz-Killer als auch die Fähigkeit, diese schmerzstillenden Substanzen auszuschütten, bei den Menschen variieren'', so Zubieta. Beide Faktoren scheinen die emotionalen und sensorischen Aspekte der Schmerzwahrnehmung zu beeinflussen.
Auch Medikamentenwirkung davon abhängig?
Die unterschiedliche Konzentration von Rezeptoren und endogenen, schmerzstillenden Substanzen könnte auch eine Erklärung für die individuell unterschiedliche Wirkung von schmerzstillenden Medikamenten sein.

Denn die Opioid-Rezeptoren sind die Anlaufstelle für körpereigene schmerzlindernde Substanzen und für die Inhaltsstoffe der Schmerzmedikamente.

''Die unterschiedlichen Konzentrationen könnten aber auch eine Erklärung liefern, warum manche Menschen ein chronisches Schmerzsymdrom entwickeln und manche nicht,'' meint Zubieta.
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Wo wird der Schmerz verarbeitet?
Die PET-Untersuchung hat ergeben, dass die Schmerzverarbeitung vor allem im Zwischenhirn, dem limbischen System, welches unter anderem das Affekt- und Triebverhalten regelt, und der vorderen Hirnrinde stattfindet.
->   Positronen-Emissions-Tomographen
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Psychische und physische Reaktion werden getrennt bearbeitet
Die Wissenschaftler konnten außerdem noch feststellen, dass verschiedene Regionen des Gehirns bei der Schmerzbekämpfung beteiligt sind. Einige bekämpfen den körperlichen Reiz, andere die emotionale Qualität des Schmerzes. Zu Überlappungen kommt es vor allem in den Gehirnregionen, wo Reizempfinden und Gefühlswahrnehmung beheimatet sind.

Die Wissenschaftler hoffen, dass ihre Untersuchungen helfen, chronische Schmerzzustände besser zu verstehen und zu behandeln als bisher.

(red)
Der Artikel in der Fachzeitschrift 'science' (Band 293, Nummer 5528, S-S. 311-315, kostenpflichtig).
->   Pain, Emotion, and Engogenous Opioids
 
 
 
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01.01.2010