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Lebenselixier Wein  
  Wie gesund ist der Genuss von Wein wirklich? Neben all den Für und Widers enthält das alte Kulturgetränk eine Reihe von Wirkstoffen, denen von etlichen Wissenschaftlern unbestreitbar gesundheitsfördernde Wirkungen nachgesagt werden.  
Resveratrol ist ein natürlicher Sonnenschutz der Weintraube gegen UV-Stress. Wie Innsbrucker Wissenschafter im Frühjahr publiziert haben, ist dieses Resveratrol auch in der Lage, Krebszellen abzutöten.

Resveratrol schützt aber auch die Blutgefäße und dürfte so für die positive Wirkung des Weins auf Herz und Kreislauf mitverantwortlich sein, wie Wilfried Ilias, Weinexperte und Mediziner am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien sagt.
Immunsystem gegen Pilze und Bakterien
Neben dem Resveratrol werden die Flavonoide und die Poliphenole immer wieder für die antibakterielle und gefäßschützende Wirkung des Weines verantwortlich gemacht.

Die Poliphenole stellen quasi das Immunsystem der Traube dar, das gegen Pilzbefall und Bakterien schützt. Ende des 19. Jahrhunderts hat ein Wiener Mediziner mit einem Selbstversuch sogar bewiesen, dass Wein Cholerabakterien abzutöten vermag - besser als Alkohol allein.

Wird Wein biologisch angebaut, so sind die Reben einer ganzen reihe von Schädlingen ausgesetzt. Dadurch ist auch der Poliphenolgehalt in biologischem Wein höher, so der Kremser Mediziner und Weinspezialist Reinhard Resch.
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Poliphenole
Die Poliphenole, das sind im Wein im Wesentlichen die Gerb- und Farbstoffe. In südlichen Ländern mit weniger Regen werden jedoch weniger Phenole im Wein produziert als im kühleren Norden. Reinhard Eder, Chemiker an der renommierten Weinbauschule Klosterneuburg, hat darüber hinaus herausgefunden, dass der Phenolgehalt in jüngeren Weinen höher ist als in älteren. Ein Vorteil für die österreichischen Weine, denn hierzulande trinkt man den Rebensaft gerne jung.
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Rot oder Weiß?
Wo immer es um das Gesundheitselixier Wein geht, wird auch diskutiert, was denn nun 'gesünder' sei - Rotwein oder Weißwein. Hans Konrad Biesalski, Ernährungswissenschafter an der Universität Stuttgart-Hohenheim hat dazu kürzlich eine Studie durchgeführt.

Eine Handvoll Versuchspersonen tranken jeweils Rotwein, Weißwein, verdünnten Alkohol und Traubensaft. Nach jedem Getränk wurde ihnen Blut abgenommen. Das Blutplasma, also die flüssigen Bestandteile des Blutes, tropften die Wissenschafter dann auf Gefäßwandzellen, die sie vorher chemisch gestresst hatten. Dabei zeigte sich, so Biesalski, dass Rotwein die Gefäße besser schützt als Weißwein, und der wiederum besser als reiner Alkohol bzw. Traubensaft.
Eine Lanze für Weißwein
Rotwein und Weißwein würden aber gleich gut sein für Herz und Gefäße, für Gedächtnis und Immunsystem, wie Reinhard Resch meint. Weißwein wirke nur anders - er helfe nämlich die Schadstoffe abzubauen, statt die Gefäße direkt zu schützen.

Außerdem enthält der Weißwein pflanzliche Hormone, die dem weiblichen Östrogen ähnlich sind. Diese Phytohormone senken zum Beispiel das Brustkrebsrisiko.
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Historische Nutzung des Weines
Die Chinesen nutzen den Wein seit 2000 v. Christus - sie mischen ihn mit Hanföl und verwenden ihn als Beruhigungsmittel. Der "Wein der Kleopatra" wiederum wird mit Nachtschattengewächsen versetzt - als Liebestrank und Droge. Und der griechische Schriftsteller Plutarch befindet um 100 nach Christus "Der Wein ist unter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneien die schmackhafteste, unter den Nahrungsmitteln das angenehmste." Galen, der nach Hippokrates bedeutendste Arzt der Antike, entwickelt für Marc Aurel eine eigene Weinrezeptur. Mit einer Mischung aus Wein und Pfeffer heilte er den Kaiser vom Durchfall.

Die Römer sind es auch, die den Wein bis ins nördliche Mitteleuropa bringen ¿ sie bauen bis nach England und auch nördlich des Rheins Wein an, um damit ihre Soldaten zu versorgen. Denn Wein ist ein natürliches Antibiotikum, das auch das vielfach verschmutzte Wasser entschärft.
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Arznei Alkohol?
Traubensaft allein hat nicht die Kraft des Weins. Der Alkohol muss an der Wirkung also beteiligt sein. Wahrscheinlich dient er als Lösungsmittel und hilft dem Körper, die Wirkstoffe im Wein aufzunehmen.

Aber auch hier macht die Dosis das Gift: Da Männer und Frauen das Zellgift Alkohol unterschiedlich vertragen, sollen Frauen maximal 3/8 l, Männer maximal 4/8 l pro Tag trinken.
Wein contra Bier
Auch Bier enthält Anti-Oxidantien. Ähnlich positive gesundheitliche Effekte wie beim Wein konnte man jedoch nicht nachweisen. Beim Wein zeigten epidemiologische Studien hingegen, dass es gesünder ist, ein bisserl Wein zu trinken als gar keinen.

1/8 l Wein pro Tag soll das Herzinfarkt-Risiko um 38 Prozent senken. Wein könnte aber noch jede Menge Überraschungen bieten: Von an die 1000 Inhaltsstoffen kennt man gerade ein paar Dutzend.

Ein Beitrag von Franz Zeller für die Ö1-Dimensionen
->   Edler Tropfen durch Satellitentechnik
->   Wein: Kein Beweis für positive Herzwirkung
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->   Alkohol ist vor allem ungesund
 
 
 
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01.01.2010