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Silvester, Feuerwerk und die Folgen  
  Kracher, Böller, Feuerwerksraketen - das neue Jahr will entsprechend begrüßt werden. Bei unvorsichtiger Handhabung können allerdings Verbrennungen, Augenverletzungen und Hörschäden schmerzhafte Erinnerungen einer Silvesternacht sein. Besonders Kinder und Jugendliche sollten über mögliche Gefahren aufgeklärt werden, denn pro Jahr endet für 200 Kinder in Österreich die Silvesternacht in der Notaufnahme.  
"Die häufigsten durch Knallkörper hervorgerufenen Verletzungen betreffen die Hände. Denn Kinder halten die Kracher oft so lange in der Hand bis der Knallkörper explodiert," sagt der Leiter des Institutes "Sicher Leben" Rupert Kiesser.

Einer der Gründe für diese Tatsache: Das Hinauszögern des Werfen der Kracher gilt oft als Mutprobe.
Von Verbrennungen bis zum Knochenbruch
Die daraus entstehenden Verletzungen reichen von einfachen Verbrennungen bis zu Brüchen der Finger. Der Bruch eines oder mehrerer Finger ist meistens die Folge des Haltens von mehreren Krachern auf einmal.

Kommen diese dann verfrüht zur Explosion vervielfacht sich die Sprengkraft und damit vergrößert sich auch der Schweregrad der Verletzung.
Finger verloren
"Die schwersten Verletzungen, an die ich mich erinnern kann, waren abgerissene Finger eines fünf- und sechsjährigen Kindes," sagt Edmund Blab, Oberarzt an der Kinderchirurgie Donauspital.

Die beiden Kinder hatten die Kracher in der elterlichen Wohnung gefunden und angezündet. "Leider waren die Verstümmelungen so groß, dass wir die Finger nicht mehr annähen konnten," erinnert sich Blab.
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Vorsicht beim Neujahrspaziergang
Auch nach Silvester liegen oft noch tagelang Blindgänger herum. Kinder sammeln diese ein, spielen damit, oder versuchen sie erneut zu entzünden. Hier hilft meist nur, an die Vernunft der Kinder zu appellieren und beim gemeinsamen Neujahrsspaziergang darauf zu achten, dass vor allem Kleinkinder keine Feuerwerkskörper einsammeln.
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Feuerwerksverletzungen bei Kleinkindern sind selten
Verletzungen durch Knallkörper im Alter unter sechs Jahren sind allerdings selten, denn Kleinkinder fürchten sich noch sehr vor dem Krach der Explosion und halten sich beim Silvesterfeuerwerk abseits oder in der Nähe der Mutter auf.
Risikogruppe beginnt mit den neunten Lebensjahr
"Das gefährliche Alter beginnt so ab acht, neun Jahren und geht bis zum Ende der Pubertät," meint Rupert Kiesser. "Da können auch kaum vorbeugende Maßnahmen in Form eines Gesprächs die Verletzungen verhindern. Denn die Altersgruppe zwischen acht und 15 Jahren fühlt sich von der Knallerei recht angezogen."

Daher ist es zwar grundsätzlich richtig, mit den Jungendlichen über die möglichen Folgen der Silvesterknallerei zu reden, ob es dadurch allerdings zu einer Verhaltensänderung kommt ist fraglich.
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Erste Hilfe bei Verbrennungen
Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch zu einem Unfall gekommen sein, so gilt bei Verbrennungen, dass zunächst umgehende Kühlung (fließendes Wasser, nasse Lappen, Kühldauer unter Umständen bis zu einer Stunde) das Wichtigste ist. Vorsicht allerdings bei zu langer Anwendung bei kleineren Kindern, diese kühlen schneller aus.
->   Hilfe bei Verbrennungen
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Wenn der Kracher zu nah am Ohr explodiert
Neben Verbrennungen gehören temporäre Hörverluste zu den meisten durch Knaller hervorgerufenen Verletzungen. Denn oft verirrt sich laut Kiesser in der ausgelassenen Stimmung ein Kracher in die Kapuze eines Freundes und schon ist es passiert.

Zehn Prozent der Verletzten haben aber nicht nur einen durch ein Knalltrauma verursachten Innenohrschaden, sondern zusätzlich auch noch Risse im Trommelfell beziehungsweise im Bereich der Gehörknöchelchen. Dies kann unter Umständen zu einer lebenslangen Behinderung führen.
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Ursachen der Schwerhörigkeit
Schwerhörigkeit entsteht durch eine irreversible Zerstörung der empfindlichen Hörzellen im Innenohr. Neben der Zivilisationserscheinung Lärm, sind es vor allem Diabetes, Komplikationen einer Mittelohrentzündung, ein Hörsturz aufgrund von Durchblutungsstörungen des Innenohrs, Medikamente oder Knalltraumen, die zum frühzeitigen Hörverlust beitragen. Das Fundament für eine Hörstörung kann leider schon in der Kindheit oder Jugend gelegt werden. Spielzeug, wie z. B. Knallblättchen-Pistolen, Schreckschusspistolen oder Silvesterknaller können den empfindlichen Hörapparat von Kindern dauerhaft schädigen.
->   Hörscreening bei Kleinkindern
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Verbote machen wenig Sinn
Wenn man die Silvesterknallerei der Kinder auch nicht verhindern kann, sollte man ihnen zumindest eines einschärfen: Wenn sie Kracher werfen, dann Einen nach dem Anderen. Auch sollten Feuerwerkskörper nicht gebündelt werden, und die Zündschnur von Raketen und Böllern nicht verkürzt werden.

"Allerdings kommt es trotz Warnungen und guter Vorsätze immer wieder zu Blödheiten," sagt Kiesser. "Es ist gar nicht so selten, dass Jugendliche Glasflaschen mit Krachern füllen und dann entzünden." Der Effekt ist einer Splitterbombe nicht unähnlich.
Augenverletzungen müssen unbedingt untersucht werden
Durch die herumfliegenden Glassplitter kann es zu sehr schlimmen Verletzungen kommen, die im schlimmsten Fall zum Verlust des Augenlichtes führen können.

Eine weitere Ursache für die nicht unbeträchtliche Zahl der Augenverletzungen ist der Umgang mit den Knallkörpern selbst. 70 Prozent der Verletzungen sind darauf zurückzuführen, dass die Kinder die Kracher zu nahe am Auge halten. Wenn der Feurwerkskörper dann zu früh oder überraschend explodiert ist das Maleur passiert, erzählt Michael E. Höllwarth, Vorstand der Universitätsklinik für Kinderchirurgie Graz.

"Augenverletzungen müsssen auf jeden Fall vom Facharzt untersucht werden, denn selbst bei für Laien geringfügig aussehenden Verletzungen kann es schon durch kleinste Teile zu einer Verletzung der Hornhaut kommen," meint der Kinderchirurg Blab.
Vorsicht bei vermeintlichen Blindgängern
"Wenn eine Rakete nicht startet und auch nicht explodiert, sollte man sich sicherheitshalber mindestens fünf Minuten von ihr fernhalten, dasselbe gilt natürlich auch für Kracher und Böller," erklärt Kiesser.

Denn viele Menschen nähern sich vermeintlichen Blindgängern zu früh und haben die Rakete dann im Moment ihrer Explosion in der Hand oder stehen genau daneben.
Entsorgen und nicht liegen lassen
Auf jeden Fall sollte man Blindgänger sofort entsorgen und nicht daran herumbasteln oder einfach liegen lassen.

In dem einen Fall bringt man sich selbst unnötig in Gefahr, im anderen spielende Kinder, die den vermeintlichen Blindgänger finden und damit experimentieren könnten.
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Einig Tipps, um unverletzt in das neue Jahr zu kommen ...
- Feuerwerkskörper fürs Freie nicht in der Wohnung zünden.
- Feuerwerkskörper nicht bündeln, nicht zusammen mit Streichhölzern, Feuerzeugen, Benzin oder Brennspiritus lagern.
- Nicht die Zündschnüre von Feuerwerkskörpern verkürzen.
- "Blindgänger" nicht aufheben und vor allem nicht erneut zu zünden versuchen, eventuell Wasser über einen nicht gezündeten Feuerwerkskörper zu gießen.
- Feuerwerkskörper nicht in Eigenregie "umbauen".
- Feuerwerkskörper in sicherem Abstand zünden, nicht zu lange in der Hand halten.
- Raketen aus sicheren Behältern abfeuern (Zum Beispiel aus leeren Flaschen in Getränkekästen).
- Nicht mit Feuerwerkskörpern auf Menschen oder Tiere zielen.
- Kinder nicht mit ungeeigneten Feuerwerkskörpern hantieren lassen. Auch Kinderfeuerwerk nur unter Aufsicht abbrennen lassen.
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Walter Gerischer Landrock, Ö1-Radiodoktor
->   Unfallverhütung und Kinderchirurgie, Donauspital
->   Institut Sicher Leben
 
 
 
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01.01.2010