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Älteste Kunstwerke der Welt entdeckt?  
  In einer südafrikanischen Höhle wurden möglicherweise die ältesten bekannten Kunstwerke der Welt entdeckt. Die ca. 77.000 Jahre alten, mit Gravuren verzierten Ocker-Stückchen stammen aus der afrikanischen Mittelsteinzeit.  
Die Funde legen den Schluss nahe, dass sich das Kunstempfinden und das moderne Verhalten des Menschen sehr viel früher entwickelt habe als bisher bekannt, berichtet ein Archäologenteam um Christopher Henshilwood aus Kapstadt in 'Sciencexpress', der Online-Ausgabe des US-Wissenschaftsjournals 'science'.
->   science, sciencexpress
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Um 40.000 Jahre jünger
Bisher hatten die etwa 37.000 Jahre alten Malereien in europäischen Höhlen als der früheste Beweis für das symbolische Ausdrucksvermögen, die künstlerische Ader, des Menschen gegolten.
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Zweifel an den Fundstücken
Einige Forscher haben allerdings Zweifel daran, dass es sich bei den geometrischen Mustern auf den Fundstücken aus der südafrikanischen Blombos-Höhle tatsächlich um Kunst handelt.

Die beiden Ockerstückchen, 76 und 53 Millimeter lang, waren zuerst geschliffen und dann mit einem komplexen geometrischen Motiv graviert worden.
Kritzelei oder Kunst
"Es könnte auch schlicht Kritzelei gewesen sein", meint der französische Experte für Höhlenmalereien Jean Clottes und stellt die künstlerische Absicht in Frage.

"Es ist Kunst", urteilt dagegen der Anthropologe Stanley Ambrose von der Universität Illinois in Urbana- Champaign. "Dies ist zweifellos ein absichtlich eingekerbtes, abstraktes geometrisches Design."
Nachweis für frühes moderne Verhalten
Henshilwood und Kollegen hatten in der gleichen Höhle auch sorgfältig bearbeitete Knochenspitzen entdeckt und sie erst im Dezember im 'Journal of Human Evolution' beschrieben.

Mit dem Nachweis früheren "modernen Verhaltens" könnten die Experten eine Lücke füllen, die ihnen schon seit längerem zu denken gibt. Fossilienfunde und genetische Hinweise zeigen, dass schon vor 100.000 Jahren die ersten "anatomisch modernen" Menschen in Afrika lebten.
Fehlendes Glied in der Beweiskette
Warum mehr als 60.000 Jahre vergingen, bis - in Europa - erstmals "modernes Verhalten" sichtbar wurde, blieb vielen Forschern ein Rätsel.

Sollten die Funde aus der Blombos-Höhle sich als fehlendes Glied beweisen, dann hätte der Homo sapiens nur 20.000 bis 30.000 Jahre gebraucht, um der körperlichen Weiterentwicklung auch das Schärfen seiner kognitiven Fähigkeiten und damit auch seiner künstlerischen Sinne folgen zu lassen.
->   Mehr Informationen über die Funde in der Blombos-Höhle
->   Journal of Human Evolution
 
 
 
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01.01.2010