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Ewiges Leben  
  Normale, nicht krebsartige Rattenzellen können sich endlos vermehren, fanden Wissenschaftler heraus. Daraus könnte unbegrenzt Gewebe für Transplantationen gewonnen werden.  
Die Entdeckung, dass normale Zellen von Nagetieren sich endlos replizieren können, stellt die Annahme in Frage, dass die meisten Säugetierzellen eigentlich sterblich sind.

Die Arbeiten zweier Forschergruppen vom University College in London, veröffentlicht in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift "New Scientist", lassen vermuten, dass man auch aus normalen menschlichen Zellen unbegrenzt menschliches Transplantationsgewebe liefern kann. Bisher ging man davon aus, dass nur die so genannten Stammzellen sich zu Gewebe für Transplantationszwecke ausdifferenzieren könnten.
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Stammzellen
Stammzellen haben zwei besondere Fähigkeiten. Sie können durch Teilung und Mehrung sich selbst erneuern; und sie können zu verschiedenen Zelltypen mit unterschiedlichen, spezifischen Funktionen ausreifen. Zum Beispiel zu fertigen Herz-, Muskel- oder Leberzellen. Im Grunde genommen haben Stammzellen das Potenzial, ganze Organe aufzubauen. Zwar kann man noch keine ganzen Organe aus Stammzellen züchten. Doch ist es vorstellbar, dass etwa durch einen Herzinfarkt geschädigtes Herzgewebe durch Stammzelltransplantation erneuert werden kann.
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Genetisch festgelegte Zelleigenschaft
Bisher konnte man im Labor erst einige Zellen zur endlosen Reproduktion bewegen: Zellen von Bakterien und Krebszellen beispielsweise. Die meisten gesunden Säugetierzellen jedoch teilten sich lediglich ein paar Dutzend Mal, bis die Zellteilung zu einem Ende kommt. Diesen Vorgang nennt man "replicative senescence".

Man ging davon aus, dass dies eine grundlegende Zelleigenschaft sei, die genetisch festgelegt ist.
Verbesserte Nährlösung führte zu Endlosteilung
Doch die Forscher vom University College fanden heraus, dass einige der Rattenzellen sich nur auf Grund der Nährboden-Mischung, auf der sie gezüchtet wurden, zu teilen aufhörten. Mit einer verbesserten Nährlösung teilten sich die Zellen Hunderte Mal, berichtet der "New Scientist".

"Die Zellen verfügen über ein weitaus größeres Wachstumsvermögen, als irgendwer sich je vorgestellt hätte", sagte Dean Tang, einer der beteiligten Forscher, der inzwischen an der University of Texas in Smithville arbeitet. Die Zellen vermochten den Sprung in die Unsterblichkeit zu vollbringen, ohne dass sie die negativen Eigenschaften der Krebszellen angenommen hätten, d.h. unkontrolliert weitergewachsen wären.
Auch menschliche Zellen könnten sich unendlich weiterteilen
Menschliche Zellen verfügen über eine weitere Barriere gegen ungehemmte Replikation: Den meisten fehlt das Enzym zur Chromosomenreparatur, die Telomerase, die bei Rattenzellen vorhanden ist.

Sollte es allerdings gelingen, diesen "Fehler" auszubessern und ein geeignetes Nährmedium zu finden, so legen die Forschungsarbeiten nahe, dann könnte es auch gelingen, menschliche Zellen dazu zu bringen, sich unendlich weiterzuteilen.

"Möglicherweise gibt es keine grundlegenden Hindernisse, auch normale menschliche Zellen zur Züchtung von Geweben heranzuziehen", sagte der Zellbiologe Woodring Wright vom Southwestern Medical Center der University of Texas in Dallas.
->   New Scientist
->   University College London
 
 
 
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01.01.2010