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Roboter mit Geist und Herz  
  Die Zeit sei reif, entwicklungsfähige Maschinen zu bauen: Roboter, die wie Menschen lernen können und die auch auf dieselbe Art und Weise "erzogen" werden, so Juyang Weng und sein Team von der Michigan State University.  
Drei Modelle der intelligenten Maschine
Doch wie schafft man eine intelligente Maschine? Bisher gab es dafür drei Modelle: Erstens kann eine intelligente Maschine in einem Labor speziell programmiert werden, bestimmte Aufgaben zu übernehmen. Zweitens kann der Computer mit menschlichen Sinnesdaten gefüttert werden, während die Maschine durch ein aufgabenspezifisches Lernprogramm kontrolliert wird.

Das dritte Paradigma ist gewissermaßen ein evolutionäres: Roboter entwickelen sich über Generationen hinweg nach dem Prinzip des "Überlebens des am besten Angepassten" (survival of the fittest) in einer zumeist computersimulierten virtuellen Welt weiter.

Keines dieser Modelle habe jedoch dazu geführt, dass Maschinen die höchst komplexen, facettenreichen und "ganzheitlichen" Fähigkeiten eines menschlichen Gehirns entwickelten. Nach wie vor fehlt ihnen Sehvermögen, Redegabe und eine Sprache.

Und doch stellen diese Ansätze die Quellen für eine neue Richtung in der Entwicklung maschineller Intelligenz dar: der autonomen mentalen Entwicklung.
Selbstständig leben und lernen
Der Informatiker Juyang Weng ist der Meinung, es sei nun an der Zeit, sich mit Systemen auseinander zu setzen, die selbstständig "leben" können, die über einen Körper verfügen, der ihrer Arbeitsumgebung angepasst ist, und die in einem ganz allgemeinen Sinn lernen können.

"Nach diesem Pardigma sollten Roboter so entwickelt werden, dass sie einen länger dauernden Prozess autonomer geistiger Entwicklung durchmachen - von der 'Kindheit' bis zum 'Erwachsenenalter'. Geistige Entwicklung heißt, Roboter zu ermächtigen, selbstständig in der Welt zu 'leben' und unter menschlicher Aufsicht selbst schlauer zu werden", schreibt er.
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Die Entwicklungsstufen
 Der Körper wird so entwickelt, dass er der Umgebung angepasst ist.
 Ein "Entwicklungsprogramm" wird entwickelt.
 Geburt: Der Roboter startet sein Programm.
 Der Roboter wird unter menschlicher Aufsicht und Interaktion "aufgezogen".
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Es sollte gar nicht so schwer sein, wie es klingt, Computer dazu zu bringen, wie Menschen zu lernen - wenn es der Wissenschaft gelingt, die zu Grunde liegenden Prinzipien der mentalen Entwicklung aufzudecken, meint Weng.
Der Lernprozess
In Tierversuchen konnte man zeigen, dass die verschiedenen Sinne - wie Sehen und Hören - ähnliche Vorgänge sind. Ein lebendes Hirn nimmt nicht jeden Aspekt eines Bildes auf. Vielmehr macht es allgemeinere Aussagen über Form, Farbe und Bewegungen.

Die Roboter-Versuche könnten auch dazu führen, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie das menschliche Gehirn seine Umgebung wahrnimmt, meint Professor Weng.
Gefährliche oder langweilige Aufgaben
Die neuen Roboter werden lernen, Aufgaben auszuführen, die Menschen nicht gerne übernehmen, weil sie entweder langweilig und repetitiv sind oder in einer gefährlichen Umgebung ausgeführt werden müssen: Arbeiten unter Wasser oder im Weltraum und Arbeiten wie die Beseitigung von Nuklearabfällen.
Prototyp SAIL
Weng und seine Kollegen haben schon einen Prototypen des "entwicklungsfähigen Roboters" namens SAIL gebaut. SAIL darf die Welt ergründen. Ein ihn beaufsichtigender Mensch zeigt ihm einiges Spielzeug und "erzieht" ihn, indem er bei bestimmten Verhaltensweisen entweder auf einen "Gut"-Knopf oder einen "Schlecht"-Knopf drückt.

Mehr Geld sollte in die Erforschung des Lernvorgangs bei Mensch und Tier fließen, meint Weng. "Insbesondere sollte die biologisch motivierte mentale Entwicklung für Roboter und Darstellung der mentalen Entwicklung bei Tieren in computersimulierten Modellen mehr finanzielle Unterstützung finden."
Der Prototyp SAIL
 


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01.01.2010