News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima .  Technologie 
 
Amazonas: Größtes Umweltschutzprojekt der Erde  
  Das Amazonas-Gebiet, etwa 45 mal so groß wie Österreich, ist bis heute kaum zu überwachen. Seit 1992 gibt es Pläne, das riesige Ökosystem mit Radaranlagen und anderen technischen Hilfsmitteln zu kontrollieren. Mit einem Aufwand von 1,5 Milliarden EURO wurde das Projekt SIVAM gestartet. In den nächsten Wochen soll das größte Umweltschutzprojekt der Erde erstmals konkrete Daten liefern.  
Radarfalle im Dschungel
19 stationäre Radaranlagen wurden im Dschungel verteilt. Sie liefern genaue Daten über den Flugverkehr und andere Bewegungen im brasilianischen Regenwald.

Eine Staffel von sechs Flugzeugen wird regelmäßig das Gebiet überfliegen und mit speziellen Detektoren und Sensoren verschiedene Messungen machen. Dabei will man Holzfällertrupps genauso auf die Spur kommen wie Tierschmugglern.
Ständige Kontrolle
Achtzig Prozent des am Markt befindlichen Tropenholzes stammt von illegalen Abholzungen. Die Radarüberwachung liefert genaue Daten über den Zustand des Waldes und vergleicht immer wieder Luftbilder mit dem Realzustand. So können illegale Abholzungen genauso aufgespürt werden wie Brandrodungen.
...
Daten werden zentral gesammelt
Zusätzlich werden die Daten von Satelliten in das System eingespeist. Sämtliche Meldungen von Radarstationen, Flugzeugen, Wetterwarten und Satelliten laufen in einer Überwachungszentrale in der Dschungelmetropole Manaus zusammen.
...
Militärs haben das Sagen
Umweltschützer haben wiederholt kritisiert, dass das brasilianische Militär zu stark in das Projekt involviert sei. Faktum ist, dass die Generäle mit SIVAM eine ausgefeilte Luftüberwachung im Amazonasgebiet bekommen, die sie sonst nicht finanzieren hätten können.

Betont wird aber auch, dass man sich nicht auf das Satellitenortungssystem GPS verlasse, weil dieses vom amerikanischen Militär manipuliert werden könne.
Profitieren die Menschen im Regenwald?
Jose Pöllhuber, der österreichisch-stämmige Projektleiter in Manaus sagt, das Projekt sei in erster Linie zivil. Es gehe darum, die 1,5 Millionen Menschen im Regenwald zu schützen. Es werde kein Amazonas-Zoo errichtet, Natur und Mensch müssten zusammenleben.

Tatsächlich sollen an abgelegenen Orten Funkstationen und sogar Internet-Terminals errichtet werden. So kann eine rasche medizinische Hilfe gewährleistet werden.
...
Sagenhafter Amazonas
Das Amazonasbecken ist mehr als sechs Millionen Quadratkilometer groß. In 80.000 Flüssen tummeln sich 3500 identifizierte und wahrscheinlich noch einmal 3000 bislang unbekannte Fischarten. 5000 Baumarten wurden bislang gezählt, 50.000 Blütenarten fanden Botaniker. 1800 Vogelarten leben in diesem einzigartigen Biotop. Seltene Säugetiere wie den Amazonas-Delphin gibt es nur hier. Der Pegelstand des Amazonas schwankt zwischen Regen- und Trockenzeit bis zu 15 Meter.
->   Mehr über das Amazonasgebiet
...
Moderne Kommunikation im Regenwald
Der Plan sieht vor, dass Indianer im Regenwald durch die Anbindung an das Kommunikationsnetz rasche medizinische Hilfe bekommen und auch bei Bedrohung Alarm schlagen können.

Immer wieder kommt es zu Übergriffen, wenn Holzfällertrupps in die Reservate der Indianer eindringen. Vertreter der Indianer befürchten, dass sie durch das SIVAM-Projekt zur Gänze von den Regierungsstellen überwacht werden könnten. Die Segnungen der Technik bringen für sie auch Probleme.
Roden für Soja
Agraringenieure der brasilianischen Regierungsstelle IMBRAPA nützen die genauen Daten für andere Zwecke: Sie wollen wissen, in welchen Bereichen sich der Boden für den Anbau von Soja eignet.

Der Sojagürtel rückt in Brasilien immer weiter nach Norden, Richtung Amazonien, vor. Für diese Art der modernen Landwirtschaft wurden bereits Zehntausende Hektar Regenwald gerodet.

Das schnelle Geschäft mit Soja ist verlockend. Die Warnungen von Ökologen, der Boden könne bestenfalls einige Jahre Ertrag bringen, weil ihm die Nährstoffe fehlen, verhallen meist ungehört.
Umweltstrafen sind kaum wirksam
Umweltsünder kommen ohnedies sehr oft ungeschoren davon. So hat der Bundesstaat Mato Grosso bis jetzt gerade ein Viertel seiner verhängten Strafen eintreiben können.

"Der Staat selbst gibt ein schlechtes Vorbild ab. Er zahlt viele versprochene Gelder einfach nicht aus. Die Leute hier machen es ihm einfach nach", erzählt der deutsche Regierungsberater Hans Krüger.

Günther Mayr, Modern Times
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima .  Technologie 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010