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Erste Primaten doch "Zeitgenossen" der Dinos?  
  Eine neue Studie stellt die gängigen Theorien über die Evolution der ersten Primaten in Frage. Demnach hätten unsere frühen Vorfahren bereits vor 85 Millionen Jahren die Erde besiedelt und wären somit Zeitgenossen der Dinosaurier gewesen.  
Das Forscherteam datiert laut der in "Nature" veröffentlichten Studie die "Geburt" der ersten Primaten 20 Millionen Jahre zurück - ein Ergebnis, das sämtliche bislang gültigen Annahmen über Stammbaum und Zeitgenossen der Primaten gründlich über den Haufen werfen würde.
Der Artikel "Using the fossil record to estimate the age of the last common ancestor of extant primates" ist erschienen in "Nature", Bd. 416, Seiten 726 - 729, vom 18. April 2002.
->   Originalartikel (kostenpflichtig)
Mensch und Affe früher "getrennt"
Primaten wären somit zu einer Zeit entstanden, als noch die Dinosaurier existierten. Bislang gehen Wissenschaftler jedoch davon aus, dass erst deren Aussterben letztlich den Vorfahren der Menschen den Weg ebnete.

Zudem - so eine weitere Schlussfolgerung der Wissenschaftler - wären bislang lediglich fünf bis sieben Prozent aller jemals existenten Primaten als Fossilien entdeckt worden. Das älteste bekannte Exemplar ist rund 55 Millionen Jahre alt.
Rein statistisches Modell
Die Studie basiert auf der geschätzten "Lebenszeit" einer Spezies von etwa 2,5 Millionen Jahren, der Anzahl der dokumentierten Fossilienfunde dieser Art in jedem erdgeschichtlichen Intervall sowie der Anzahl der heute noch lebenden Arten.

Für Primaten heißt dies demnach: Man kennt heute etwa 235 verschiedene Arten, insgesamt 474 verschiedene Primatenarten sind als Fossilienfunde dokumentiert - umgelegt auf die Erdzeitalter errechneten die Forscher somit acht bis neuntausend ausgestorbene Primatenarten.
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Die Evolutionsgeschichte der Primaten ...
... nach bislang gängigen Annahmen: Vor ungefähr 65 Millionen Jahren endete das Zeitalter der Dinosaurier und begann die Zeit der kleineren Säugetiere. Als die ersten "echten" Primaten gelten die so genannten Adapidae, die charakteristische anatomische Merkmale aufwiesen: Fingernägel statt Krallen, ein relativ großes Gehirn, drehbare Daumen und nach vorn gerichtete Augen für das räumliche Sehen.

Im Laufe der Evolution entwickelten sich affenähnliche Baumbewohner, daraus spalteten sich vor etwa 40 Millionen Jahren zwei Linien auf: die Altweltaffen und der gemeinsame Vorfahre von Menschenaffen und Menschen. Der Homo sapiens schließlich entwickelte sich aus einer weiteren Abspaltung, die vor etwa 20 Millionen Jahren entstand und bei der sich die Vorfahren der Menschen und Menschenaffen trennten.
->   Mehr Informationen dazu in www.primatis.de
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Nachtaktiv mit großen Augen
Bild: Field Museum Chikago
Die Wissenschaftler haben auch eine Vorstellung vom Aussehen der ersten Primaten: Diese könnten ähnlich ausgesehen haben wie heutige Zwerglemuren, erklärte Robert Martin vom Field Museum in Chikago, einer der Studienautoren.

Möglicherweise habe es sich um ein nachtaktives Wesen gehandelt, das in Bäumen lebte, etwa ein bis zwei Pfund wog und Greifarme und -beine hatte, die es dem Nachwuchs ermöglichten, sich im Fell der Eltern festzuklammern.
->   "Nature"
->   The Field Museum
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Die Geschichte der ersten Europäer
->   Neandertaler: Keine Vorfahren des Menschen
->   Stammbaum der Hominiden
 
 
 
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01.01.2010