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ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Kleinstes Lebewesen der Welt gefunden  
  In der Meerestiefe vor Island lebt nach Angaben von Mikrobiologen das kleinste Lebewesen der Welt. Dabei handelt es sich um ein winziges Bakterium, das vermutlich aus der Anfangszeit des Lebens stammt.  
Der so genannte "Reitende Urzwerg" wächst in 120 Meter Meerestiefe bei Temperaturen von rund 100 Grad Celsius und inzwischen auch im Labor von Professor Karl Stetter an der Universität Regensburg.
->   Abteilung für Mikrobiologie, Universität Regensburg
Vertreter urtümlichen Mikrobenreiches
Demnach handelt es sich bei dem nur 400 millionstel Millimeter "großen" Bakterium um den ersten Vertreter eines vollkommen neuen Reiches urtümlicher Mikroben.

Der Winzling mit dem lateinischen Namen Nanoarchaeum equitans (etwa: "Urzwerg, der die Feuerkugel reitet") habe ein etwa 160 Mal kleineres Volumen als das massenhaft im Darm des Menschen vorkommende Bakterium Escherichia coli und ist damit etwa so groß wie ein Pockenvirus, berichtet das Team.
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Die Arbeitsgruppe des Wissenschaftlers präsentiert ihre Entdeckung im britischen Fachblatt "Nature"(Bd. 417, S. 63) vom Donnerstag: "A new phylum of Archaea represented by a nanosized hyperthermophilic symbiont."
->   Der Artikel (kostenpflichtig)
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Bakterium lebt auf Mikroben
Sein Name deutet auf eine besondere Lebensweise hin: Der kugelige Zwerg wächst nicht alleine, sondern "reitet" auf der Oberfläche einer zweiten Mikrobe namens Ignicoccus ("Feuerkugel"). "Nach den Gründen dafür suchen wir derzeit noch", sagt Stetter. "Vielleicht produzieren die großen Kugeln irgendeine Substanz, die die kleinen gut gebrauchen können."
Kleinstes Erbgut, das je gefunden wurde
Mit rund 500.000 Gen-Bausteinen habe der Urzwerg das kleinste Erbgut, das je bei einer lebenden Zelle gefunden wurde. Damit liegt es noch unterhalb von dem des bisherigen Rekord-Minimalisten, dem Bakterium Mycoplasma genitalium mit seinen 580 067 Bausteinen.

Zurzeit arbeiten die beiden US-Firmen Celera Genomics und Diversa an der Entzifferung des Erbgutes.
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Viren kleiner, aber keine "Lebewesen"
Zwar sind viele Viren noch kleiner als der Urzwerg. Viren sind aus Biologensicht jedoch keine Lebewesen, weil sie sich nicht selbstständig vermehren können, sondern dabei auf lebende Zellen angewiesen sind. Ihnen fehlt damit ein Schlüsselmerkmal des Lebens.
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Lebensraum: Kochendes Wasser
Der Winzling wächst nur in kochendem Wasser, verträgt keinen Sauerstoff und benötigt Schwefel und vulkanische Gase.

Solche Umstände decken sich vermutlich mit den Gegebenheiten auf der Ur-Erde, als vor rund 3,8 Milliarden Jahren das Leben entstand. "Damit könnte es sich bei Nanoarchaeum um eine Art lebendes Fossil aus den Anfängen des Lebens auf unserem Planeten handeln", kommentiert Stetter den außergewöhnlichen Fund.
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01.01.2010